Bantleon-Volkswirt Jörg Angelé
Europas Arbeitsmarkt brummt
Jörg Angelé ist Volkswirt bei Bantleon. Foto: Thomas Wieland
Weniger Arbeitslose, mehr Stellen: In der Eurozone besserte sich die Lage am Arbeitsmarkt zuletzt deutlich. Bantleon-Volkswirt Jörg Angelé nennt Gründe und gibt einen Ausblick.
In den vergangenen Monaten und Quartalen war die mediale Aufmerksamkeit mit Blick auf die Konjunktur in der Eurozone gänzlich auf die aus dem Ruder laufende Inflationsdynamik gerichtet. Eine andere, hocherfreuliche Entwicklung geriet dabei fast völlig aus dem Blick: Die markante Aufhellung am Arbeitsmarkt.
Diese fand ihren vorläufigen Höhepunkt im Dezember des vergangenen Jahres, als die Arbeitslosenquote auf 7,0 Prozent sank. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der offiziellen Datenerhebung und unseren Berechnungen zufolge sogar das tiefste Niveau seit mindestens 40 Jahren (vergleiche Abbildung 1).
Abbildung 1: Arbeitslosenquote erreicht bisher ungekannte Tiefen
Besonders...
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In den vergangenen Monaten und Quartalen war die mediale Aufmerksamkeit mit Blick auf die Konjunktur in der Eurozone gänzlich auf die aus dem Ruder laufende Inflationsdynamik gerichtet. Eine andere, hocherfreuliche Entwicklung geriet dabei fast völlig aus dem Blick: Die markante Aufhellung am Arbeitsmarkt.
Diese fand ihren vorläufigen Höhepunkt im Dezember des vergangenen Jahres, als die Arbeitslosenquote auf 7,0 Prozent sank. Das ist der niedrigste Wert seit Beginn der offiziellen Datenerhebung und unseren Berechnungen zufolge sogar das tiefste Niveau seit mindestens 40 Jahren (vergleiche Abbildung 1).
Abbildung 1: Arbeitslosenquote erreicht bisher ungekannte Tiefen
Besonders erfreulich ist die Tatsache, dass der Rückgang der Arbeitslosenquote echt ist. Er verschleiert nicht etwa, wie zuweilen behauptet, eine deutlich ungünstigere Lage am Arbeitsmarkt, weil beispielsweise eine grosse Zahl Beschäftigter in Kurzarbeitsprogrammen steckt oder weil sich Menschen mangels Erfolgsaussichten vom Arbeitsmarkt zurückgezogen haben.
Das zeigt der Blick auf die sogenannte Unterbeschäftigungsquote. Sie erfasst neben den offiziell als arbeitslos gemeldeten Personen auch diejenigen, die zwar arbeiten könnten, sich aus den verschiedensten Gründen jedoch nicht um eine Stelle bemühen. Darüber hinaus umfasst sie auch die Arbeitnehmer, die nur in Teilzeit beschäftigt sind, obwohl sie gerne in Vollzeit arbeiten würden.
Zwischenzeitlich – zwischen Sommer 2020 und Sommer 2021 – fiel der Anstieg der Unterbeschäftigungsquote überproportional gross aus und dämpfte so die Aufwärtsbewegung der Arbeitslosenquote. Im zweiten Halbjahr ging sie jedoch merklich zurück und lag Ende 2021 ebenso wie die Arbeitslosenquote unter dem Vorkrisenniveau von Anfang 2020 (vergleiche Abbildung 1).
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