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Verbessertes Umfeld Hohe Qualität am europäischen Hochzinsmarkt

Sonnenaufgang über Frankfurt am Main
Sonnenaufgang über Frankfurt am Main: Nach einem herausfordernden Jahr 2022 dürften europäische Hochzinsanleihen über Aufwärtspotenzial verfügen. | Foto: Imago Images / Jan Eifert
Cyril Furtak © Butler Investment Advisory

2022 wird als außergewöhnliches Kapitalmarktjahr in die Geschichte eingehen. Die späte Erkenntnis der Zentralbanken, dass die Inflation nicht wie zunächst vermutet vorübergehend war, führte zur stärksten geldpolitischen Straffung seit Jahrzehnten. Diese hat für eine brutale Neubewertung an den Kapitalmärkten gesorgt – insbesondere im Anleihesegment. Verstärkt wurde diese noch durch den Krieg in der Ukraine. Dieser war zumindest im ersten Halbjahr des Jahres maßgeblich für die Unterperformance – bezogen auf die Spreads – der europäischen Anleihemärkte im Vergleich zu ihren US-Pendants verantwortlich.

Angesichts der gestiegenen Staatsanleiherenditen und ausgeweiteten Spreads hat sich der europäische Markt für Hochzinsanleihen (High-Yield, HY) seinen Namen derzeit redlich verdient.

Die Renditen liegen aktuell nahe der Höchststände der vergangenen zehn Jahre (siehe Grafik 1).  Besonders interessant ist auch: Die durchschnittlichen Anleihekurse befinden sich in der Nähe der historischen Tiefststände für diesem Zeitraum und deutlich unter dem theoretischen Rückzahlungspreis von 100 (siehe Grafik 2). Das bedeutet, dass es ein attraktives Element der Konvexität gibt, auch „Pull to Par“ genannt. Damit wird der Effekt beschrieben, dass sich der Kurs einer Anleihe mit abnehmender Laufzeit immer stärker dem Nominalwert annähert. Gleichzeitig ist das Call-Risiko durch Emittenten geringer.

Grafik 1: Renditen am europäischen High-Yield-Markt deutlich gestiegen (Yield-to-Worst)

Quelle: Bloomberg auf Basis des BofA-ML Euro HY Constrained Index, Stand: 30. November 2022

Grafik 2: Kurse europäischer Hochzinsanleihen stark unter Druck 

Quelle: Bloomberg auf Basis des BofA-ML Euro HY Constrained Index, Stand: 30. November 2022

Auch wenn Unsicherheiten bleiben: Im Falle einer Wiederholung der Geschichte wird sich das aktuelle Renditeumfeld in einer durchschnittlichen 5-Jahres-Rendite von 7,3 Prozent niederschlagen. In 75 Prozent aller Szenarien waren es zwischen 4,3 Prozent und 9,8 Prozent.

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Fundamentaldaten europäischer Hochzinsmärkte haben sich verbessert

Ebenfalls positiv zu bewerten ist eine mit dem Wachstum des europäischen High-Yield-Marktes einhergehende Qualitätsverbesserung. Der Anteil vorrangig besicherter Wertpapiere ist gestiegen und das Gewicht von Papieren mit BB-Rating – der höchsten Non-Investment-Grade-Bewertung – hat deutlich zugenommen (siehe Grafik 3). Das hat sich wenig überraschend in verbesserten Kreditmetriken niedergeschlagen.

Quelle: ICE Bank of America, Stand: 31. Juli 2022

Hinsichtlich der Ausfallraten gibt es in den Prognosen großer Investmentbanken für 2023 keine Ausreißer nach oben oder unten. Der Konsens der meisten Marktteilnehmer liegt bei 3 bis 4 Prozent. Das ist zwar etwas höher als 2022, aber deutlich unter den historischen Höchstständen – bei zu erwartenden Renditen im mittleren bis hohen einstelligen Bereich.

Risiken bleiben, Optimismus überwiegt

Der Kampf der Zentralbanken gegen die Inflation ist wahrscheinlich noch nicht vorbei. Nach wie vor besteht das Risiko, dass sich die geldpolitische Straffung beschleunigen und eine härtere Landung der Volkswirtschaften auslösen kann. Die USA sind dabei der Elefant im Raum. 

Wir sind jedoch der Meinung, dass die aktuellen Renditen und die eingebettete laufende Verzinsung Anlegern ein wichtiges Polster gegenüber einem möglichen Anstieg der Spreads bieten. Die risikofreie Komponente der Rendite, die jetzt in Europa positiv ist, sorgt ebenfalls für Schutz in einem rezessiveren Umfeld, da die allgemein übliche umgekehrte Korrelation zwischen Staatsanleihen und Risikoanlagen wahrscheinlich zurückkehren würde. In Kombination mit der beschriebenen qualitativen Verbesserung sollten diese Faktoren dazu beitragen, dass Anleger eine Investition in europäische High-Yield-Anleihen in Erwägung ziehen.

Über den Autor

Cyril Furtak ist Anleiheexperte und Berater des Corum Butler European High Yield Fonds bei Butler Investment Advisory.

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