Ökonom Fabrizio Pagani
Europa muss den Krisenmodus beenden
Leitet die internationale Kapitalanlagestrategie der Fondsgesellschaft Muzinich: Fabrizio Pagani Foto: Muzinich
Um den Absturz der Wirtschaft zu verhindern, setzte die Europäische Union während der Corona-Pandemie wichtige Defizitregeln außer Kraft. Jetzt muss der Staatenverbund die Zügel wieder anziehen. Welche Maßnahmen notwendig sind, erklärt Ökonom Fabrizio Pagani von der Fondsgesellschaft Muzinich.
Dennoch sind noch nicht alle Fragen beantwortet, und die Zukunft Europas ist noch offen, insbesondere was die Wirtschafts- und Währungsunion betrifft.
Nach diesem außergewöhnlichen Zeitraum, der durch eine Vielzahl von Interventionen und innovativen Entscheidungen gekennzeichnet war, ist es nun an der Zeit für ein Comeback. Mit dem Wegfall der gesundheitspolitischen Einschränkungen und dem Anziehen der Wirtschaft müssen die Anreize, Hilfen und außergewöhnlichen Maßnahmen auf einen nachhaltigen Pfad zurückgeführt werden. Zudem sollte der Rahmen, in dem sich die Finanzpolitik bewegt, normalisiert werden.
Was die Geldpolitik betrifft, so wird die EZB bald handeln, um ihr außerordentliches...
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Dennoch sind noch nicht alle Fragen beantwortet, und die Zukunft Europas ist noch offen, insbesondere was die Wirtschafts- und Währungsunion betrifft.
Nach diesem außergewöhnlichen Zeitraum, der durch eine Vielzahl von Interventionen und innovativen Entscheidungen gekennzeichnet war, ist es nun an der Zeit für ein Comeback. Mit dem Wegfall der gesundheitspolitischen Einschränkungen und dem Anziehen der Wirtschaft müssen die Anreize, Hilfen und außergewöhnlichen Maßnahmen auf einen nachhaltigen Pfad zurückgeführt werden. Zudem sollte der Rahmen, in dem sich die Finanzpolitik bewegt, normalisiert werden.
Was die Geldpolitik betrifft, so wird die EZB bald handeln, um ihr außerordentliches Asset-Kaufprogramm, das während der Pandemie umgesetzt wurde, neu zu gestalten. Antizipiert wird dies durch die US-Notenbank, die im Konjunkturzyklus einige Wochen voraus ist.
Auf der Septembersitzung beschloss der EZB-Rat, das Tempo der Netto-Asset-Käufe im Rahmen des Pandemie-Notkaufprogramms (PEPP) zu verringern. Wir gehen davon aus, dass bis zum Jahresende weitere richtungsweisende Entscheidungen getroffen werden.
Was die Finanzpolitik betrifft, so muss ein neuer Rahmen geschaffen werden. Der Stabilitäts- und Wachstumspakt, der das Haushaltsdefizit bei 3 Prozent des BIP deckelt und die Staatsverschuldung begrenzt, wurde nur bis 2023 ausgesetzt. Infolgedessen dürften die Diskussionen über die Architektur der Regeln, die die Wirtschafts- und Währungsunion nach der Pandemie regeln sollen, die kommenden Monate beherrschen.
Einige Länder, darunter Österreich, die Niederlande, Dänemark und die Tschechische Republik, die in der Regel als eher „hawkish“ gelten, haben sich gemeinsam für die Beibehaltung strenger Regeln der Haushaltsdisziplin ausgesprochen.3
3 Financial Times, 9. September 2021. „EU hawks set tough terms for talks on reform of fiscal rules.“
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