Welche unregulierten Felder müssen am dringendsten reguliert werden?

Ferber: Dort, wo Finanzanlagen als lukrativ versprochen werden, ohne dass genau betrachtet wird, was dahintersteckt. Damit meine ich die virtuellen Währungen. Alle reden nur von Bitcoin, aber wir haben mehr als 1.500 virtuelle Währungen, und keiner weiß genau, was dahintersteckt. Es gibt keine Mindestanforderungen für Herausgeber virtueller Währungen. Wir haben Fälle, dass Objekte auf den Markt kommen, ein paar Millionen Geld einsammeln und dann wieder verschwinden. Das ist natürlich inakzeptabel, hier muss der Gesetzgeber einen Schutzmechanismus einbauen, um das Wildwest in diesem Bereich einzudämmen.

Muss es hierzu erst eine Initiative aus Brüssel geben?

Ferber: Wir haben bereits erste Mitgliedsstaaten, die Komplettverbote ausgesprochen haben. Auch Staaten außerhalb der EU. Ich denke, wir sollten das EU-einheitlich machen. Wenn es einen Sinn macht, dort wo wir noch gar keine nationale Gesetzgebung haben, etwas zu tun, dann sollten wir das wirklich europäisch tun. Und virtuelle Währungen sind so ein Thema.

Mit einer Richtlinie oder einer Verordnung?

Ferber: Es geht darum, Mindestanforderungen zu definieren. Das Geschäftsprinzip muss beschrieben werden, und zwar so, dass es nicht nur Computerfreaks verstehen, sondern auch der normale Investor. Es muss Mindestliquiditätsanforderungen geben. Wer aus virtuellen Währungen aussteigen will, braucht eine Garantie, dass er dann auch wieder reales Geld erhält. Und wir brauchen Mindesttransparenzanforderungen: Welche Personen stehen hinter einer virtuellen Währung und wie laufen die Entscheidungsprozesse ab? In der Mifid geht es ja auch um solche Governance-Fragen, um Mindestanforderungen an Produkte und Liquidität. Es wäre daher das einfachste, virtuelle Währungen über eine Verordnung in den Anhang der Mifid aufzunehmen als Finanzprodukte, denn dann gelten genau diese Regeln und man müsste kein eigenes Gesetz erstellen.

Wann kommt Mifid III?

Ferber: Ich habe in allen Verhandlungsrunden gesagt, das Ziel von Mifid II muss sein, Mifid III zu verhindern. Wir werden noch ein paar kleine Anpassungen vornehmen müssen im Rechtstext, aber dann sollten wir einfach mal Mifid II wirken lassen. Und erst nach fünf Jahren schauen, was passiert ist. Und dann dort nachjustieren, wo es nötig ist. Der Markt hat eine Ruhepause verdient und die Systeme sollen jetzt einfach mal funktionieren.