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Aktualisiert am 10.02.2021 - 17:27 UhrLesedauer: 5 Minuten
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Sektorrotation Europa schiebt sich vor die USA

Stahlwerk und Rheinbrücke bei Duisburg
Stahlwerk und Rheinbrücke bei Duisburg: Sektoren, die in den europäischen Indizes ein Übergewicht haben, könnten vom Ende der Pandemie stärker profitieren. | Foto: imago images / Jochen Tack
Carsten Roemheld, Fidelity- Kapitalmarktstratege

Was sagt der Kursverlauf einer Aktie über ihre weitere Entwicklung aus? So gut wie nichts. Schließlich sollten der Theorie nach in einem Aktienkurs bereits alle Informationen verarbeitet sein, die zu diesem Zeitpunkt bekannt waren. Noch unbekannte Tatsachen können dagegen nicht in Kurse eingeflossen sein, wie auch? Der Blick zurück verrät also nichts über die Zukunft. Es bedeutet nichts, dass eine Aktie oder ein Teilmarkt in den vergangenen Monaten „gut gelaufen“ ist.

Und doch wagen wir immer wieder Prognosen, die von dem ausgehen, was sich an den Kapitalmärkten zuletzt getan hat. Hier zeigt sich der Unterschied zwischen Theorie und Praxis: Nicht alles, was in der Zukunft liegt, ist nämlich tatsächlich unbekannt. Einiges ahnen wir vielleicht nur. Vieles ist indes vorhersehbar. Und manches hat bei näherer Betrachtung längst begonnen.

Die große Umschichtung

Das gilt zum Beispiel für die Sektorrotation, die gegenwärtig an den Märkten zu beobachten ist. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sich gerade jene Branchen gut entwickeln, die zuletzt besonders stark unter den Folgen der Pandemie und ihrer Bekämpfung gelitten hatten. Im Gegenzug könnten Investoren bei jenen Titeln Gewinne mitnehmen, die zu den Krisengewinnern zählten, weil ihre Geschäftsmodelle auch im Lockdown sehr gefragt waren, so dass sie prosperierten.

2020 waren beispielsweise Technologie-, Pharma- und digitale Konsumgüterunternehmen deutlich beliebter als Ausrüstungs-, Versorgungs- und Dienstleistungsanbieter. In den kommenden Monaten werden sich Investoren aber wieder verstärkt Substanzwerten und zyklischen Aktien zuwenden.

Europa hängt die Staaten ab

Ich gehe heute davon aus, dass das Phänomen der Sektorrotation zu einem der bestimmenden Themen des Jahres 2021 wird. Mehr noch: Sie hat bereits begonnen. Das zeigt ein Rückblick auf den November. Da stiegen die Aktienkurse weltweit deutlich an. Der S&P 500, der die Kursentwicklung der 500 größten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen nachzeichnet, kletterte im Monatsverlauf um 9,8 Prozent. Sein europäisches Pendant, der STOXX 600 als Index der 600 größten europäischen Unternehmen, konnte im selben Zeitraum 14,8 Prozent hinzugewinnen.

Hauptursache für diese Rally dürfen die ermutigenden Meldungen aus der Impfstoffforschung gewesen sein, verbunden mit der Hoffnung darauf, dass die Pandemie bald besser beherrschbar oder sogar überwunden sein könnte.

Bemerkenswert ist dabei die deutlich stärkere Kursreaktion in Europa gegenüber den USA. Eine plausible Erklärung dafür: Die technologiedominierten US-Börsen hatten zuvor weniger stark unter den Lockdowns gelitten, während Sektoren, die in den europäischen Indizes dominieren, vom Ende der Pandemie stärker profitieren könnten. So zogen beispielsweise die Kurse von Fluggesellschaften, Energie-, und Ölkonzernen sowie Banken besonders stark an. Selbst unter den Technologiewerten erholten sich zyklischere Anbieter wie Halbleiter- oder Komponentenfertiger stärker als jene typischen Krisengewinner aus dem Frühjahr 2020.

Ertragskraft entscheidet wieder

Wie geht diese Rotation im Jahr 2021 weiter? Welche Sektoren wird sie erfassen? Wer hat am Ende unter taktischen Gesichtspunkten die Nase vorn? Mit diesen Fragen setzt entweder pure Spekulation ein – oder fundierte Analyse. Diese führt uns bei Fidelity zu einigen Annahmen, die den Fortgang der Sektorrotation entscheidend beeinflussen werden. Dazu gehören diese drei Erkenntnisse:

  • Die Unternehmenserträge werden sich im Jahr 2021 erholen. Das geschieht in verschiedenen Branchen und Regionen zwar in unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Es ist aber ein breiter Erholungstrend zu erwarten, die die Zykliker besonders befeuern dürfte.
  • Auf Dauer schlagen sich fundamentale Faktoren wie Ertragsstärke und Gewinnerwartungen in Kursen und Dividenden nieder. Die expansive Geld- und Fiskalpolitik hat diesen Mechanismus zeitweise beschädigt, wird ihn aber nicht dauerhaft außer Kraft setzen. In diesem Zusammenhang könnte es im Rahmen der Umschichtungen auch zu Gewinnmitnahmen bei besonders erfolgreichen Positionen in den Portfolios kommen.
  • Nachdem die Krise bewältigt sein wird, wirken strukturelle Veränderungen fort, etwa beim Konsumverhalten oder bei der beschleunigten Digitalisierung vieler Lebens- und Arbeitsbereiche. Zugleich bleiben Probleme wie im Bankenbereich und im Ölsektor bestehen.

Wenn all das zutrifft, dann wird es mit der Sektorrotation nicht zu einer vollständigen Umschichtung in Richtung Substanzwerte kommen – dazu haben allein schon Banken und Energieunternehmen als traditionelle Vertreter dieser Kategorie viel zu viele Herausforderungen vor der Brust. Investoren werden sich aber bei der Titelauswahl längerfristig wieder stärker auf eine aktive Auswahl stützen, ausgehend von der Qualität von Geschäftsmodellen, der Belastbarkeit von Bilanzen und der Nachhaltigkeit von Erträgen. Anders gesagt: Sie werden sich weniger für das interessieren, was war – und mehr für das, was kommt.

Die Welt dreht sich also auch 2021 weiter, während die Investmentwelt rotiert. Das ist zum Jahreswechsel eine gute Botschaft.

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