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Schwung für den Anleihemarkt Europa wird zum Vorreiter in der Klimapolitik

EZB-Chefin Christine Lagarde
EZB-Chefin Christine Lagarde: Seit ihrer Übernahme der EZB-Präsidentschaft setzt sie sich konsequent dafür ein, dass Umweltfragen zu einem wesentlichen Bestandteil der Geldpolitik werden. | Foto: imago images / Le Pictorium
David Zahn, Head of European Fixed Income

Anleger fragen sich angesichts der derzeitigen zweiten Welle des Coronavirus und der Lockdowns, inwieweit die Widerstandsfähigkeit der Wirtschaft des Euroraums weiterhin gewährleistet ist. Trotz ermutigender Nachrichten über erste hochwirksame Impfstoffe wird es natürlich einige Zeit dauern, bis sie in der Breite zur Verfügung stehen. Derweil sehen wir hoffnungsvoll stimmende Entwicklungen in Europa, darunter zu allererst die beispiellose Solidarität der Eurozone im Hinblick auf geld- und fiskalpolitische Unterstützungspakete. Darüber hinaus herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass der Kampf gegen den Klimawandel im Mittelpunkt der künftigen Politik des Euroraums stehen muss.

Dennoch ist der Ausblick für die Eurozone zweifellos kritisch. Der Wirtschaftsblock hat mit einer neuerlichen Covid-19-Infektionswelle, negativen Zinsen und Deflation zu kämpfen. Auch wenn die BIP-Zahlen zum dritten Quartal 2020 eine starke Erholung erkennen ließen, trübt sich der Ausblick ein: Die Prognosen für das vierte Quartal gehen von einer wirtschaftlichen Kontraktion aus. Daher rechnen wir im Hinblick auf 2021 damit, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ihre akkommodierende Haltung beibehalten muss, was den Fortbestand der niedrigen Zinsen und weitere Käufe von Anlagen bedingt.

Lagarde hält an der klimafreundlichen Agenda fest

Eine erfreuliche Nachricht ist, dass mit weiteren positiven Entwicklungen auf dem europäischen Markt für grüne Anleihen zu rechnen ist. Die erheblichen Auswirkungen von Klima- und Umweltveränderungen auf der ganzen Welt sind immer deutlicher geworden. Infolgedessen zeigt sich auf den Finanzmärkten ein entsprechender Anstieg der Nachfrage nach Investitionen, die zur Finanzierung von Projekten zum besseren Schutz der Umwelt und zur effizienteren Nutzung von Ressourcen dienen.

Unserer Meinung nach wird sich die EZB auch im kommenden Jahr stark für grüne Anleihen engagieren. Christine Lagarde hat sich seit ihrer Übernahme der EZB-Präsidentschaft konsequent dafür eingesetzt, dass Umweltfragen zu einem wesentlichen Bestandteil der Geldpolitik werden. Angesichts ihres Engagements erwarten wir, dass die EZB bis ins nächste Jahr und darüber hinaus ein bereitwilliger Käufer von grünen Anleihen bleiben wird.

Dank dieser Unterstützung rechnen wir mit einer weiteren Expansion des Marktes für grüne Anleihen im Jahr 2021. Deutschland hat bereits eine zehnjährige grüne Staatsanleihe auf den Markt gebracht, die eine Rekordnachfrage verzeichnete.

Weitere Unterstützung seitens der EU

Auftrieb wird der Euroraum im Jahr 2021 auch durch die Maßnahmen der Europäischen Union erhalten. Der Ausblick für die Region wurde Ende Juli erheblich gestärkt, als sich die Staats- und Regierungschefs der EU nach schwierigen Verhandlungen auf den 750 Milliarden Euro schweren Covid-19-Rettungsplan einigten. Wir sind davon überzeugt, dass die Billigung dieses Pakets Gutes für die europäische Wirtschaft verheißt. Die EU wird im Jahr 2021 mit umfangreichen Emissionen beginnen. Das dürfte den Risikoaufschlag europäischer Anleihen verringern und sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen zugutekommen.

Die EU wird auch im Kampf gegen den Klimawandel eine Vorreiterrolle einnehmen. Etwa 30 Prozent des Rettungspakets der EU und ein Anteil von 1 Billionen Euro ihres siebenjährigen Haushalts sind für Initiativen zur Bekämpfung des Klimawandels vorgesehen.

Die Europäische Kommission hat sich ebenfalls dazu verpflichtet, für die Dekarbonisierung der Wirtschaft einzutreten. Hierfür hat sie die Vision vorgegeben, bis zum Jahr 2050 Netto-Treibhausgasemissionen von null zu erreichen. In ihrer Rede zur Lage der Union zu Beginn dieses Jahres schlug die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen vor, die Emissionen bereits bis 2030 um 55 Prozent zu reduzieren, und empfahl, 225 Milliarden Euro an grünen Anleihen zur Unterstützung klimafreundlicher Initiativen auszugeben. Sollten die Mitgliedsstaaten zustimmen, würde das die Position Europas als führender Emittent von grünen Anleihen festigen.

Gründe für vorsichtigen Optimismus

Trotz dieser positiven Entwicklungen ist unser Optimismus noch etwas gedämpft. Der Schwerpunkt der Politik wird im kommenden Jahr darauf liegen, die Wirtschaft des Euroraums wieder auf Kurs zu bringen. Da hier noch viele Hürden zu bewältigen sind, rechnen wir nicht mit einer schnellen wirtschaftlichen Erholung Europas. Bis zur Rückkehr auf das Niveau vor der Pandemie dürfte es wohl mehrere Jahre dauern. Doch auf geld- und fiskalpolitischer Ebene sind die Eckpfeiler nun gesetzt – und werden sogar verstärkt: Der EZB-Rat verlängert das Anleihekaufprogramm PEPP bis Ende März 2022 und erhöht den Umfang der Anleihekäufe der Zentralbank um 500 Milliarden Euro, wie am 10. Dezember bekannt wurde. Zweifellos: Diese Maßnahmen sollten den europäischen Anleihemärkten in den nächsten zwei bis drei Jahren Unterstützung bieten.

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