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Europäische Aktien Ausblick 2015: „8 bis 10 Prozent Gesamtrendite könnten drin sein“

Uwe Zöllner, Manager des Franklin European Dividend Fund
Uwe Zöllner, Manager des Franklin European Dividend Fund
2014 war kein Minusjahr, aber auch kein bombastisches Aktienjahr für Europa. Hatten Sie mehr erwartet?

Uwe Zöllner:
Die Wirtschaftsentwicklung in Europa entsprach nicht annähernd unseren Erwartungen für 2014. Der Grund dafür war eine Kombination aus schwacher Nachfrage aus den Exportmärkten in Asien, hinterherhinkenden Strukturreformen und geopolitischen Spannungen, die die bereits träge Erholung noch weiter verlangsamten.

Wie geht es in Europa weiter?

Wir gehen davon aus, dass der schwache Euro in den kommenden Quartalen eine gewisse Unterstützung bietet. Schon häufig standen am Anfang einer Konjunkturerholung in Europa die Exporte. Ein stärkeres Wachstum in Asien könnte zu einem Aufwärtstrend führen. Derzeit ist aber leider noch unklar, ob das auch 2015 der Fall sein wird oder ob die Reformen in China länger brauchen werden, bis sie einen positiven Effekt auf das Wirtschaftswachstum haben. Wir erwarten insgesamt eine leichte Konjunkturerholung in Europa, die durch eine sehr expansive Geldpolitik der EZB gestützt wird.

Wird die EZB den Geldhahn noch weiter aufdrehen?

Wir glauben, dass sie ihr Quantitative-Easing-Programm, kurz QE, durchziehen wird. Das heißt, dass sie Wertpapiere wie ABS, aber auch Staatsanleihen kaufen wird – trotz der Gegenwehr vor allem von der Bundesbank. Mit dem Preisverfall von Öl und anderen Rohstoffen nimmt der Deflationsdruck zu. Die Zinsen werden noch längere Zeit niedrig bleiben, und so die Finanzierungskosten für verschuldete Unternehmen, aber auch für private Haushalte reduzieren. Zudem ermöglicht das QE den Regierungen, ihre Reformprogramme fortzusetzen.

Gibt es Sektoren, die von der expansiven Geldpolitik besonders profitieren?

QE unterstützt direkt den Bankensektor, vor allem in Spanien und Italien. Die Banken profitieren von den günstigen Finanzierungsmöglichkeiten und haben die Möglichkeit, ihre Bilanzen zu stärken. Dem Wohnungsmarkt kommt die EZB-Politik ebenfalls zugute. Hypotheken sind günstig, und viele Investoren haben Kapital in den Immobilienmarkt umgelenkt. Mögliche Immobilienblasen in Deutschland oder Schweden sollte man daher im Blick haben.

Die EZB-Politik hat ebenfalls erfolgreich den Euro geschwächt. Ein guter Schachzug?

Der Euro wird sich wohl weiter abschwächen, vor allem gegenüber dem US-Dollar und dem Britischen Pfund, da wir für beide Währungen im Laufe des Jahres leicht steigende Zinsen erwarten. Der schwächere Euro hilft der EZB, die Deflation zu bekämpfen, und unterstützt die Exportindustrie. Exportorientierte Nationen wie Deutschland, Italien und die Niederlande steigern ihre Wettbewerbsfähigkeit gegenüber europäischen Ländern außerhalb des Euroraums, den USA und den großen asiatischen Staaten, die an den Dollar gekoppelt sind. Dies dürfte die nur moderaten Wachstumsaussichten für wichtige Exportregionen wie Osteuropa, Lateinamerika und China kompensieren.

Was sind weitere Treiber oder auch Herausforderungen für die europäische Erholung?

Der dramatisch gesunkene Ölpreis ist Treiber und Herausforderung zugleich. Länder wie Norwegen, Russland und in geringerem Maße auch Großbritannien leiden unter dem niedrigen Preis, da die Ölindustrie einen signifikanten Teil ihres Bruttoinlandsproduktes ausmacht. Andere Länder wie Deutschland, Frankreich und Italien sind hingegen Nettokonsumenten von Öl und somit auch Netto-Gewinner des niedrigen Preises. Auf Sektorenseite profitieren vor allem einige Untersektoren im Konsumbereich, denen die höheren verfügbaren Einkommen der Haushalte zugutekommen. In energieintensiven Sektoren wie Stahl, Chemie oder Baustoffe reduzieren sich die Energie- und Herstellungskosten. Unternehmen aus ölnahen Sektoren hingegen werden Kapazitäten und Kosten senken müssen, um niedrigere Umsätze zu kompensieren.

Wie sind Ihre Erwartungen an die Aktienmärkte für 2015?

Wir sind vorsichtig optimistisch. Wir erwarten, dass der europäische Aktienmarkt 2015 eine Gesamtrendite von 8 bis 10 Prozent abwirft. Dazu sollten eine Dividendenrendite von 3,5 Prozent und ein Gewinnwachstum von mindestens 5 Prozent beitragen. Die Performance wird in den einzelnen Sektoren und Ländern jedoch stark variieren. 2015 gilt daher, was schon 2014 galt: Einen klaren Makro-Trend können wir nicht erkennen. Daher bleibt Stockpicking der Schlüssel zum Anlageerfolg.

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