Deal-Maker am Drücker Was Anleger in europäischen Aktien zum Trump-Sieg wissen müssen
Das amerikanische Volk hat Donald Trump erneut zum Präsidenten gewählt. Für uns als Investoren gilt es jetzt zu bewerten, was dies für europäische Unternehmen und Märkte bedeutet. Das letzte Mal, das Trump gewählt wurde, im Jahr 2016, hieß es schnell, mit ihm käme die Reflation. Ganz so war es jedoch nicht. Die Realität sah differenzierter aus.
In Trumps erster Amtszeit war das zentrale innenpolitische Thema die Migration. Das scheint dieses Mal nicht anders zu sein, hat jedoch kaum Auswirkungen auf europäische Unternehmen – außer auf diejenigen, die durch ihre Geschäftstätigkeit den potenziellen negativen Auswirkungen auf betroffene Länder wie Mexiko ausgesetzt sind. In der Außenpolitik war Trump in seiner ersten Amtszeit auf den Iran fixiert, der Ansatz seines Nachfolgers Biden jedoch zwangsläufig kaum anders. Konkret ist damit eine verstärkte Unterstützung Israels zu erwarten.
Wie die zukünftige US-Außenpolitik aussehen könnte
Was sich in der Außenpolitik ändern könnte, ist der Umgang mit dem Ukraine-Krieg. So könnte sich Trump dafür stark machen, den Krieg zu beenden und eine Entspannung der Beziehungen zu Russland herbeizuführen. Dies würde Europa als großem Ölimporteur zugutekommen, da es zu einem niedrigeren Ölpreis führen dürfte, und würde unserer Erwartung nach ein höheres Wachstum und eine sinkende Inflation in Europa zur Folge haben.
Parallel zu einer Entspannung im Verhältnis zu Russland könnten die Spannungen mit China dagegen zunehmen – dies war Trumps anderes großes Thema im Jahr 2016 und könnte auch jetzt wieder auf der Tagesordnung stehen. Europäische Unternehmen mit Handelsbeziehungen zu China dürften dies negativ zu spüren bekommen. Außerdem könnten sich europäische Unternehmen höheren US-Importzöllen auf ihre Waren ausgesetzt sehen. Autohersteller, die in unseren Portfolios kaum vertreten sind, könnten davon betroffen sein. Das würde die potenziell positiven Auswirkungen von Trumps Präferenz für Diesel- und Benzinfahrzeuge gegenüber Elektroautos aufheben. Die Märkte haben diese Szenarien aber bereits weitgehend eingepreist.
Luxusgüterunternehmen könnten ebenfalls mit höheren Zöllen belegt werden. Ein Handelskrieg mit China könnte den Druck zusätzlich erhöhen, da China diesen wichtigen europäischen Sektor ebenfalls ins Visier nehmen könnte. Wir haben unser Engagement in diesem Bereich ebenfalls reduziert und gehen jetzt deutlich selektiver vor, um die unterschiedlichen Auswirkungen auf Einzeltitelebene zu berücksichtigen.
Trump kann durchregieren
Der wohl wichtigste Punkt ist, dass Trumps zweite Amtszeit ganz anders werden könnte als die erste. Die Republikaner werden voraussichtlich weitgehend durchregieren können, da sie die Kontrolle über den Senat und auch das Repräsentantenhaus erlangt haben. Dadurch ist es wahrscheinlicher, dass sie Gesetzesvorhaben durchsetzen können, wo Joe Biden (und Barack Obama) scheiterten.
Trumps Ziel, sein Vermächtnis als Deal-Maker zu zementieren, könnte die Außenpolitik unberechenbar machen. So unbeliebt er bei den Vertretern der politischen Mitte und Linken in Europa auch sein mag – beim französischen Präsidenten Emmanuel Macron genauso wie bei Bundeskanzler Olaf Scholz und dem britischen Premierminister Keir Starmer – könnte Trump neue Bündnisse anstreben, um den Einfluss der USA auszuweiten und zu stärken. Dies könnte auch die Beziehungen zu China betreffen, was das Drohszenario neuer Strafzölle entschärfen könnte.
Abgesehen von der Migrationspolitik dürfte die Förderung inländischer Energiequellen ein innenpolitischer Schwerpunkt der Trump-Regierung sein. Europäische Länder, die von einer grünen Agenda profitiert haben, könnten dadurch viel verlieren.
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