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Rentenfonds: Experte sieht Chancen für Hochzinsanleihen

Der europäische Rentenfondsmarkt erlebt einen beachtlichen Aufschwung. Im ersten Halbjahr 2024 flossen nicht weniger als 165,8 Milliarden Euro in Rentenfonds - das drittbeste Halbjahr aller Zeiten. Nur das erste Halbjahr 2017 und das zweite Halbjahr 2019 übertrafen die aktuellen Zuflüsse. Die Verteilung zwischen aktiven und passiven Strategien zeigt eine klare Tendenz: Allein im Juni 2024 entfielen 14,4 Milliarden Euro auf aktive und 4,1 Milliarden Euro auf passive Strategien.
Bemerkenswert ist vor allem die Kontinuität dieser Entwicklung: In 19 der letzten 20 Monate verzeichneten Rentenfonds positive Zuflüsse. Diese starken und anhaltenden Zuflüsse hatten spürbare Auswirkungen auf den Gesamtmarkt. Das verwaltete Vermögen in Europa stieg auf 11,904 Billionen Euro, wobei sich die Marktanteile zugunsten passiver Strategien verschoben. Diese Zahlen unterstreichen die außergewöhnliche Attraktivität von Rentenfonds in der gegenwärtigen Marktphase.
Experteneinschätzung: Anleger sichern sich höhere Renditen vor Zinssenkung
Angesichts der Rekordzuflüsse in Rentenfonds stellt sich die Frage nach den Aussichten für den Markt. Matthias Hoppe, Portfoliomanager bei Franklin Templeton Investment Solutions, sieht trotz der hohen Zuflüsse Anzeichen für eine mögliche Trendwende. Der Grund: „Niedrigere Renditen haben das Total Return Potenzial von Anleihen etwas verringert“, erklärt er.
Doch es gibt auch Faktoren, die für eine Fortsetzung des Trends sprechen. So prognostiziert Hoppe: „Die geldpolitische Lockerung wird voraussichtlich in den westlichen Volkswirtschaften in den kommenden Monaten beginnen.“ Investoren könnten versuchen, sich in Erwartung sinkender Zinsen höhere Renditen zu sichern, was die Zuflüsse in Rentenfonds weiter befeuern würde.
Und selbst in einem Umfeld allgemein sinkender Renditen sieht der Experte Chancen, insbesondere bei riskanteren Anlagen. „Anhaltendes Wachstum unterstützt unseren Optimismus gegenüber riskanteren Vermögenswerten wie Hochzinsanleihen“, so Hoppe. Für Anleger, die bereit sind, für höhere Renditen auch höhere Risiken in Kauf zu nehmen, eröffnen sich hier interessante Perspektiven.
Verschiebung zu riskanteren Anleihen erwartet
Die Aussagen des Portfoliomanagers gewinnen an Bedeutung, wenn man sie im Kontext der aktuellen Marktentwicklungen betrachtet. Während Rentenfonds Rekordzuflüsse verzeichnen, erleben Aktienfonds eine Verschiebung hin zu passiven Strategien. Mischfonds und alternative Anlagestrategien verzeichnen sogar Nettoabflüsse.
Die Einschätzungen von Matthias Hoppe könnten Anleger vor neue Herausforderungen bei der Portfolioallokation stellen. Die von ihm angedeutete Verschiebung hin zu riskanteren Anleihen würde möglicherweise eine Neuausrichtung vieler Anlagestrategien erforderlich machen. Gleichzeitig müssten Investoren sorgfältig die Risiken abwägen, die mit höher verzinsten, aber auch volatileren Anleihen einhergehen.