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Europäische Value-Aktien „Einsatz in fünf Jahren verdoppeln“

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Und wann ist es eher schwierig für den Fonds?

Eher schwierig ist ein Umfeld, in dem Investoren sehr emotional reagieren, sich stark auf kurzfristige makroökonomische Ereignisse fokussieren. Der Templeton-Ansatz bringt tendenziell eine weniger starke Performance in den späten Phasen eines Aufwärtstrends, wenn die Titel ihre fairen Bewertungen bereits erreicht haben. Auch in liquiditätsgetriebenen Märkten haben wir es eher schwer, wenn die Aktienkurse vor allem durch Momentum und andere technische Faktoren getrieben werden und weniger über fundamentale Daten. Dennoch, je irrationaler und trading-orientierter die Märkte sind, desto mehr Value-Chancen bieten sich für langfristige Investoren mit einem disziplinierten Bewertungsansatz wie uns.

Zurzeit hinkt der Fonds seinem Index hinterher. Sind es schwere Zeiten für Value-Investoren, oder haben Sie die falschen Aktien gewählt?

Die jüngsten Turbulenzen in Europa haben unsere Performance stark belastet. Es begann mit dem Russland-Ukraine-Konflikt. Hinzu kamen die anhaltende Konjunkturschwäche in Asien und anderen Emerging Markets, vor allem in China, und eine Abkühlung bei den deutsche Exporten sowie Anzeichen für einen anhaltenden deflationären und wirtschaftlichen Druck in den restlichen europäischen Staaten und schließlich das Schottland-Referendum in Großbritannien. Einige unserer Aktien haben sich trotz allem gut entwickelt, andere haben stark gelitten.  Wie wichtig ist der Blick auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung für den Fonds?

In der Vergangenheit haben Überreaktionen auf makroökonomische Ereignisse exzellente Investmentchancen für uns als Value-Investoren gebracht - zum Beispiel Ende der 90er Jahre, zuerst in der Asien-Krise und dann in Lateinamerika. Wir glauben, dass wir von solchen Überreaktionen auch jetzt in Europa profitieren können. Wir beobachten makroökonomische Trends sehr genau. Unser Schwerpunkt liegt zwar auf der Unternehmensanalyse, aber wir wollen auch den Markt kennen, in dem das Unternehmen tätig ist, und verstehen, welche Bedeutung bestimmte Marktentwicklungen auf die Bewertung haben.

Die Lage in Europa scheint sich nicht so schnell zu bessern, auch der Internationale Währungsfonds zeigt sich besorgt. Wie sind Ihre Aussichten für die nächsten zwölf Monate?

Die Erfahrung zeigt, dass keiner den genauen Zeitrahmen einer konjunkturellen Erholung und die entsprechenden Reaktionen der Märkte vorhersagen kann. Dennoch, wir sehen viele Anzeichen, dass die europäischen Staaten Strukturreformen umsetzen und so ihre globale Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Das Geschäftsklima in Europa dürfte sich normalisieren. Auslöser dafür sind ein schwächerer Euro, ein weiterer geldpolitischer Anreiz durch die EZB, ein langfristiger fiskalischer Stimulus und die Banken, die wieder mehr Kredite vergeben.

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