Europäisches Parlament hat Christine Lagarde bestätigt Juristin ohne EZB-Stallgeruch
Das Europäische Parlament hat zugestimmt, dass Christine Lagarde Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) werden und damit die Nachfolge von Mario Draghi antreten soll. Sie wird die erste Frau in dieser Position sein. Zudem ist sie Juristin – im Gegensatz zum Großteil ihrer Vorgänger, von denen die meisten Ökonomen waren. Bedeutet dieser Führungswechsel also einen Kurswechsel in der Geldpolitik? Wahrscheinlich nicht...
Erstens hat auch Mario Draghi schon gefordert, stärkere fiskalpolitische Maßnahmen einzusetzen, um die Wachstums- und Inflationsaussichten in Europa zu verbessern. Bislang stieß dies auf taube Ohren. Tatsächlich wurden die jüngsten Stimulus-Maßnahmen heftig kritisiert und führten sogar zu Zerwürfnissen innerhalb der höchsten politischen Ebenen. Mit ihrem Hintergrund in der Weltpolitik hat Christine Lagarde vielleicht mehr Erfolg und kann zumindest jene Regierungen von einer expansiven Fiskalpolitik überzeugen, die zwar den Spielraum dafür besitzen, bislang jedoch nicht dazu gewillt waren. Ihr stärkstes Argument dürfte das Versprechen sein, die Finanzierung der dafür benötigten Schulden historisch günstig zu halten. Wir sehen fiskalpolitische Maßnahmen als den entscheidenden Faktor für eine nachhaltige Verbesserung bei Wachstum und Inflation.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Zweitens ist die Bedeutung des Chefökonomen nunmehr wichtiger denn je, da mit Draghi ein Präsident ausscheidet, dessen Karriere sich innerhalb von Zentralbanken abspielte. Philip Lane hat sich als Befürworter einer lockeren Geldpolitik erwiesen. Das zeigte sich in seiner Rede im Juli: In dieser betonte er, wie wirksam sich die historische Lockerung der EZB (negative Zinssätze, Forward Guidance, Quantitative Lockerung) auf die Inflation erwiesen hat. Auch unterstützte er mit Nachdruck die Lockerungsmaßnahmen, die in der vergangenen Woche beschlossen wurden. Im starken Widerspruch zu den Ratsmitgliedern, die eine Straffung befürworteten, bekräftigte er die „unerschütterliche“ und „bedingungslose“ Verpflichtung der EZB, „alles zu tun, was nötig ist, um unser Inflationsziel zu erreichen“.
Das Bekenntnis zur Erreichung des Inflationsziels ist nach wie vor stark – und die EZB erscheint dazu bereit, falls nötig weitere Maßnahmen zu ergreifen.