Handelsblatt KI-Konferenz
Europas KI-Dilemma: „Mit angezogener Handbremse im Fiat 500“
In Frankfurt am Main trafen sich Experten aus Finanzwelt und Technologiebranche zur Handelsblatt-Konferenz „AI in Banking“. Im Fokus stand eine Frage, die die europäische Wirtschaft umtreibt: Wie kann der alte Kontinent im globalen Wettlauf um künstliche Intelligenz (KI) aufholen.
Sebastian Heinz vom AI Hub Frankfurt (links) im Gespräch mit Nele Dohmen vom Handelsblatt auf der Konferenz "AI in Banking" in Frankfurt am Main.| Foto: Handelsblatt AI in Banking/Willi Nothers
In der Bankenmetropole Frankfurt am Main trafen sich Experten aus Finanzwelt und Technologiebranche zur Handelsblatt-Konferenz „AI in Banking“. Im Fokus stand eine Frage, die die europäische Wirtschaft umtreibt: Wie kann der alte Kontinent im globalen Wettlauf um künstliche Intelligenz (KI) aufholen?
Sebastian Heinz vom AI Hub Frankfurt brachte die Situation gleich zu Beginn der Tagung auf den Punkt: „Wir haben auf der einen Seite dieses massiv überpowerte Speedboat der USA mit OpenAI und den anderen großen Vorreitern, die mit massivem Schub voranschreiten. Und wir in Deutschland, im Prinzip ganz Europa, sitzen mit angezogener Handbremse in einem Fiat 500.“
David gegen Goliath: Warum Europa im KI-Rennen hinterherhinkt
Dieses Bild mag überspitzt klingen, trifft aber den Kern des Problems. Während US-Giganten wie Google, Microsoft und OpenAI Milliarden in KI-Forschung und -Entwicklung pumpen, hinkt Europa hinterher. Doch warum ist das so, und gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma?
Die Gründe für Europas Rückstand scheinen vielschichtig. Zum einen fehlt es an Risikokapital in der Größenordnung, wie es im Silicon Valley zur Verfügung steht. Zum anderen hemmen regulatorische Unsicherheiten und eine fragmentierte Datenlandschaft die Entwicklung. "Die Innovationskomponente, die wir hier in Europa haben, ist verschwindend gering", konstatiert Heinz nüchtern.
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In der Bankenmetropole Frankfurt am Main trafen sich Experten aus Finanzwelt und Technologiebranche zur Handelsblatt-Konferenz „AI in Banking“. Im Fokus stand eine Frage, die die europäische Wirtschaft umtreibt: Wie kann der alte Kontinent im globalen Wettlauf um künstliche Intelligenz (KI) aufholen?
Sebastian Heinz vom AI Hub Frankfurt brachte die Situation gleich zu Beginn der Tagung auf den Punkt: „Wir haben auf der einen Seite dieses massiv überpowerte Speedboat der USA mit OpenAI und den anderen großen Vorreitern, die mit massivem Schub voranschreiten. Und wir in Deutschland, im Prinzip ganz Europa, sitzen mit angezogener Handbremse in einem Fiat 500.“
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Dieses Bild mag überspitzt klingen, trifft aber den Kern des Problems. Während US-Giganten wie Google, Microsoft und OpenAI Milliarden in KI-Forschung und -Entwicklung pumpen, hinkt Europa hinterher. Doch warum ist das so, und gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma?
Die Gründe für Europas Rückstand scheinen vielschichtig. Zum einen fehlt es an Risikokapital in der Größenordnung, wie es im Silicon Valley zur Verfügung steht. Zum anderen hemmen regulatorische Unsicherheiten und eine fragmentierte Datenlandschaft die Entwicklung. "Die Innovationskomponente, die wir hier in Europa haben, ist verschwindend gering", konstatiert Heinz nüchtern.
Europas verborgener Trumpf: Wie die Old Economy zum KI-Pionier werden kann
Doch der KI-Experte sieht auch Chancen. Europas Stärke liege in seiner „extrem starken realwirtschaftlichen Komponente“, besonders in Regionen wie dem Rhein-Main-Gebiet. Anders als die USA, wo Tech-Riesen oft losgelöst von traditionellen Industrien agieren, könnte Europa seinen Vorsprung in Branchen wie Maschinenbau, Automobil oder eben Finanzdienstleistungen nutzen.
Die Strategie sollte laut Heinz nicht darin bestehen, Silicon Valley zu kopieren, sondern die bestehenden Unternehmen durch KI zu transformieren. „Wenn es uns gelingt, diese Unternehmen durch den Einsatz von KI zu transformieren, haben wir die Möglichkeit, auf der globalen Bühne eine ganz andere Rolle zu spielen“, so Heinz.
Die KI-Revolution im Bankensektor: Wer nicht mitmacht, verliert
Doch wie soll das konkret aussehen? Heinz plädiert für einen ganzheitlichen Ansatz. Statt isolierter KI-Projekte müssten Unternehmen umfassende Daten- und KI-Strategien entwickeln. Dies erfordere nicht nur technisches Know-how, sondern auch ein Umdenken in Führungsetagen und Belegschaften.
Ermutigend ist, dass viele Banken das Thema inzwischen ernst nehmen. „Viele Banken schauen sich jetzt sehr intensiv das Thema KI- und Datenstrategie an“, beobachtet Heinz. „Das wird dazu führen, dass das Thema viel systematischer und zielgerichteter angegangen wird.“
Von der Bremse zum Boost: Europas Weg zur KI-Supermacht
Die Herausforderungen bleiben gewaltig. Europa muss nicht nur technologisch aufholen, sondern auch seine Stärken ausspielen. Das bedeutet, KI nicht als Selbstzweck zu betrachten, sondern als Werkzeug zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit in Schlüsselindustrien.
Zudem muss Europa einen eigenen Weg finden, der Innovationskraft mit ethischen Prinzipien und Datenschutz in Einklang bringt. Der EU-AI-Act ist ein Schritt in diese Richtung, doch er muss klug umgesetzt werden, um Innovation nicht im Keim zu ersticken.
Die Botschaft der Konferenz ist klar: Europa kann im KI-Rennen aufholen, aber nur, wenn es jetzt handelt. Es gilt, die Handbremse zu lösen und den Fiat 500 in einen leistungsstarken Sportwagen zu verwandeln – einen, der vielleicht nicht so laut brummt wie das amerikanische Speedboat, aber dafür nachhaltig und zielgerichtet vorankommt.
Für Europas Banken und Unternehmen heißt das: Mut zu Veränderungen, Investitionen in Technologie und Fachkräfte, und vor allem eine klare Strategie, wie KI die eigenen Stärken potenzieren kann. Nur so kann aus dem vermeintlichen Nachteil vielleicht doch noch ein Vorteil werden – und aus dem Fiat 500 ein Vehikel für Europas digitale Zukunft.