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Europas Mentalitätsproblem: Die Gier der Anderen

in MärkteLesedauer: 6 Minuten
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Um Kosten zu sparen, müssen sich deutsche Produzenten zu immer größeren Konzernen mit immer größeren Produktionsmengen zusammenschließen. Es ist die Sparsamkeit, die die Wirtschaft Deutschlands prägt. Europa braucht endlich Wirtschaftsbildung. Dann würden die Europäer endlich verstehen, dass sie mit ihren Euro-Noten täglich abstimmen, was und vor allem wie in unserem Land produziert wird. Kapitalismus bedeutet, dass ein Unternehmer sein Kapital nur in die Produkte investiert, die er mit Erfolg verkaufen kann. Sie als Bürger investieren Ihr Geld ja auch nur in etwas, das Ihnen gefällt und Ihnen Freude bringt.

Wer ist gieriger: die Arbeiter oder ihr Konzern?

Konzernmitarbeiter sind traditionell stärker gewerkschaftlich organisiert als die Belegschaften kleinerer Branchenmitbewerber. Deutsche Gewerkschaften sind traditionell besonders stark, bei Volkswagen sind sie noch stärker. Und wenn die wollen, dann steht VW. Und so stand der Konzern Mitte der 90er Jahre ordentlich in der Bredouille. Streiknervöse Gewerkschaften wollten ihre Mitglieder weniger arbeiten sehen. Mehr als 28 Stunden in der Woche sollten es nicht sein, die Löhne lagen mit 3.100 Euro aber 20 Prozent über dem Branchenschnitt. So schrieb der Riese rote Zahlen. Irgendwann sah VWs damaliger Chef, Ferdinand Piech ein, dass er gegen die Gewerkschafter nicht ankommen konnte. Da verfiel man auf den Plan, bei den Zulieferern zu sparen und kürzte VWs Einkaufspreise.

Ignacio Lopez hieß der Mann fürs Grobe. Den „Würger“ nannten ihn die Lieferanten. Er zahlte pauschal einfach 20 Prozent weniger für deren Teile. Bei 3 Prozent Gewinn am Umsatz hätte eine 20-prozentige Preiskürzung einen Verlust von 17 Prozent am Umsatz und damit das sofortige Aus der gesamten Branche bedeutet. Um überleben zu können, lösten die Zulieferer ihre Forschungs-, Entwicklungs- und Qualitätssicherungsabteilungen auf und verbauten Teile aus billigerem Material.
DKM 2011: Video-Interviews
Ende der 1990er Jahre wurde der gesamte Volkswagen-Konzern von großen Qualitätsproblemen erfasst. Zum Synonym für die Klapperqualität wurde der berühmt-berüchtigte Luftmassenmesser, der in allen VWs, Audis, Skodas und SEATs für Ärger sorgte. Die Audis, Golfs, Passats und Sharans fielen auf mittlere und hintere Ränge in den Pannenstatistiken zurück. In den Augen vieler Europäer war es die Gier des kapitalistischen VW-Konzerns, die an den Zulieferteilen gespart hatte.


Zur Person: Michael Hörl ist österreichischer Wirtschaftspublizist. Er hat das Globalisierungskritik-kritisches Buch geschrieben: „Die Finanzkrise und die Gier der kleinen Leute“.





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