LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 3 Minuten

Eurozone Die Grenzen der Geldpolitik

Wolfgang Juds ist Geschäftsführer von Credo Vermögensmanagement in Nürnberg
Wolfgang Juds ist Geschäftsführer von Credo Vermögensmanagement in Nürnberg
Mit einer Inflationsrate von 2 Prozent löst sich der Gegenwert eines Euro alle 35 Jahre zur Hälfte in Luft auf. Warum braucht man diese permanente Geldentwertung nach Ansicht der Notenbanken?

Die Hauptaufgabe der Europäischen Zentralbank besteht darin, den Wert des Geldes stabil zu halten. Außerdem unterstützt das System der europäischen Zentralbanken die allgemeine Wirtschaftspolitik der europäischen Union, soweit das Ziel der Preisstabilität nicht beeinträchtigt wird.

Das ist in Artikel 127 der Arbeitsweise der Europäischen Union so festgelegt. Für die EZB bedeutet dies, das sie eine Inflationsrate von etwa 2 Prozent anstrebt. Gemessen wird die Inflationsrate am Harmonisieren Verbraucherpreisindex für die Eurozone.

Im Oktober lag der Wert  lediglich bei 0,4 Prozent. In Deutschland liegt die Rate mit 0,7 Prozent etwas darüber. Begründet wird der Rückgang vor allem mit niedrigen Energiepreisen, insbesondere die Preise für Öl und Benzin sind so niedrig wie seit Jahren nicht mehr.

Niedrige Inflationsrate ist nicht immer gewollt

Professor Peter Bofinger hat in seinem Buch „Grundzüge der Volkswirtschaftslehre" Gründe aufgeführt, warum die statistisch gemessene Inflationsrate den tatsächlichen Preisanstieg überzeichnet: Qualitätsverbesserungen und neue Produkte, ein verändertes Konsumverhalten der Verbraucher sowie das Ausnutzen von Sonderangeboten zeigen, dass sich das reale Konsumverhalten vom idealtypischen Warenkorb, der zur Messung der Inflationsrate herangezogen wird, erheblich unterscheidet.

Außerdem gibt es erhebliche Unterschiede innerhalb der Europäischen Union. Während in Deutschland die Inflationsrate noch positiv ist, sind die Werte vor allem in den südeuropäischen Ländern bereits negativ. Die Wirtschaft schrumpft und die Preise sinken, wenn auch nur leicht.

Die EZB sieht die Gefahr fallender Preise in der Eurozone - und will diese Bedrohung insbesondere für die südeuropäischen Staaten unbedingt verhindern.

Einsatz geldpolitischer Instrumente

Wenn man sich in diesen Tagen mit den Kapitalmärkten beschäftigt, kommt man an einer Beurteilung der Notenbankpolitik der EZB nicht vorbei. Die Zinsen haben mittlerweile ein historisches Rekordtief erreicht, was seine Ursache in den geldpolitischen Maßnahmen der EZB hat.

Die Märkte werden mit Liquidität geflutet und EZB-Chef Mario Draghi hat weitere unkonventionelle Aktivitäten angekündigt und will die Bilanzsumme der Notenbank weiter erhöhen. Begründet werden diese Maßnahmen mit drohenden Deflationsgefahren, die die Eurozone belasten könnten.

Aber wirken die Maßnahmen überhaupt? Darüber gehen die Einschätzungen weit auseinander. Die Aussage von Mario Draghi in seiner berühmten Rede vom 26. Juli 2012 „Den Euro zu schützen, was immer dazu nötig sein wird“ hat der Eurozone vor allem Zeit gegeben, notwendige Reformen auf den Weg zu bringen.

In einigen Ländern sind inzwischen erhebliche Fortschritte erkennbar. In Spanien, Portugal und Irland kommt die Wirtschaft voran. In Italien und Frankreich hingegen stagnieren die Reformen und die Länder treten auf der Stelle.

Die Eurozone entwickelt sich leider nicht einheitlich in die gleiche Richtung. Das Bankensystem in der Eurozone ist noch immer labil. Die Bilanzen beinhalten noch immer viele faule Kredite und die Bereitschaft der Banken, neue Kredite an die Wirtschaft zu vergeben ist weiterhin gering.

Das viele Geld der EZB fließt zwar in den Bankensektor - es kommt aber in der Wirtschaft nicht an. Dazu wären weitere unpopuläre Reformanstrengungen notwendig, die allerdings nicht auf den Weg gebracht werden.

Bei allen Erfolgen und Verdiensten, die sich Mario Draghi bei der Euro-Rettung 2012 zu Recht erworben hat, müssen die Grenzen der Geldpolitik klar gesehen werden. Mit noch mehr Geld werden keine Strukturprobleme gelöst. Sparer zahlen die Zeche für hohe Staatsschulden und die eigentlichen Probleme werden in die Zukunft verlagert.

Die Gefahr einer neuen Blasenbildung an den Kapitalmärkten wächst und die Anleger sind in diesen Tagen gut beraten, die Notenbankpolitik fest im Blick zu haben - sie ist der wichtigste Einflussfaktor und Kurstreiber für die Aktienkurse schlechthin.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion