Volkswirt Jörg Angelé
Europa steht eine Durststrecke bevor

Volkswirt Jörg Angelé
Das Konjunkturumfeld der Eurozone hat sich zuletzt aufgehellt. Hintergrund ist die günstige Entwicklung zahlreicher Frühindikatoren wie beispielsweise des Composite Einkaufsmanagerindex (EMI), der in den vergangenen vier Monaten um 6,8 Punkte gestiegen ist. Im März lag er mit 54,1 Punkten klar oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Märkte bewegen Aktien, Zinsen, Politik. Und Menschen. Deshalb präsentieren wir dir hier die bedeutendsten Analysen und Thesen von Top-Ökonomen - gebündelt und übersichtlich. Führende Volkswirte und Unternehmensstrategen gehen den wichtigen wirtschaftlichen Entwicklungen clever und zuweilen kontrovers auf den Grund.
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Das Konjunkturumfeld der Eurozone hat sich zuletzt aufgehellt. Hintergrund ist die günstige Entwicklung zahlreicher Frühindikatoren wie beispielsweise des Composite Einkaufsmanagerindex (EMI), der in den vergangenen vier Monaten um 6,8 Punkte gestiegen ist. Im März lag er mit 54,1 Punkten klar oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Vor diesem Hintergrund ist das Thema Rezession für die meisten Prognostiker vom Tisch. Viele von ihnen rechnen nunmehr sogar mit einem nachhaltigen Aufschwung. Das legen die jüngsten Aufwärtsrevisionen der BIP-Prognose für das laufende Jahr nahe. So geht beispielsweise die EU-Kommission inzwischen von einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 0,9 Prozent aus. Im November waren es noch 0,3 Prozent. Die neue BIP-Prognose impliziert immerhin Quartalszuwachsraten von 0,3 Prozent ab dem zweiten Quartal, wenn man für das erste Vierteljahr ein Plus von 0,1 Prozent unterstellt.
Wir sind jedoch skeptisch, dass sich eine Rezession angesichts der konjunkturellen Rahmenbedingungen vermeiden lässt – geschweige denn, dass sich ein Aufschwung entfalten kann. Zahlreiche Frühindikatoren, die der konjunkturellen Entwicklung in der Vergangenheit zuverlässig vorausgelaufen sind, sprechen dagegen.
Einer von ihnen ist der Bantleon Financial Conditions Index (FCI). Er umfasst verschiedene Kapitalmarktzinsen und -renditen, den Außenwert des Euros und verschiedene Rohstoffpreise. Die Summe der Indikatoren bildet die Finanzierungskonditionen für Unternehmen und private Haushalte der Eurozone ab.
Diese haben sich in den vergangenen Monaten erheblich verschärft und dämpfen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Während es zunächst die stark gestiegenen Rohstoffpreise waren, die sich negativ ausgewirkt haben, belasten inzwischen in erster Linie die kräftig gestiegenen Zinsen und die Aufwertung des Euro.
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Fast zwei Jahrzehnte war er für die DWS tätig und managte zwei bekannte Strategien
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