Volkswirt Jörg Angelé
Europa steht eine Durststrecke bevor
Jörg Angelé ist Volkswirt bei Bantleon. Foto: Thomas Wieland
Experten gehen inzwischen davon aus, dass Europa nicht in eine Rezession rutscht. Die Inversion der Zinsstrukturkurve und das rückläufige reale Geldmengenwachstum deuten jedoch auf eine längere Durststrecke hin.
Das Konjunkturumfeld der Eurozone hat sich zuletzt aufgehellt. Hintergrund ist die günstige Entwicklung zahlreicher Frühindikatoren wie beispielsweise des Composite Einkaufsmanagerindex (EMI), der in den vergangenen vier Monaten um 6,8 Punkte gestiegen ist. Im März lag er mit 54,1 Punkten klar oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Einkaufsmanagerindex schürt Hoffnungen
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Vor diesem Hintergrund ist das Thema Rezession für die meisten Prognostiker vom Tisch. Viele von ihnen rechnen nunmehr sogar mit einem nachhaltigen Aufschwung. Das legen die jüngsten Aufwärtsrevisionen der BIP-Prognose für das...
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Das Konjunkturumfeld der Eurozone hat sich zuletzt aufgehellt. Hintergrund ist die günstige Entwicklung zahlreicher Frühindikatoren wie beispielsweise des Composite Einkaufsmanagerindex (EMI), der in den vergangenen vier Monaten um 6,8 Punkte gestiegen ist. Im März lag er mit 54,1 Punkten klar oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten.
Einkaufsmanagerindex schürt Hoffnungen
Vor diesem Hintergrund ist das Thema Rezession für die meisten Prognostiker vom Tisch. Viele von ihnen rechnen nunmehr sogar mit einem nachhaltigen Aufschwung. Das legen die jüngsten Aufwärtsrevisionen der BIP-Prognose für das laufende Jahr nahe. So geht beispielsweise die EU-Kommission inzwischen von einem Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 0,9 Prozent aus. Im November waren es noch 0,3 Prozent. Die neue BIP-Prognose impliziert immerhin Quartalszuwachsraten von 0,3 Prozent ab dem zweiten Quartal, wenn man für das erste Vierteljahr ein Plus von 0,1 Prozent unterstellt.
Frühindikatoren sprechen gegen Aufschwung
Wir sind jedoch skeptisch, dass sich eine Rezession angesichts der konjunkturellen Rahmenbedingungen vermeiden lässt – geschweige denn, dass sich ein Aufschwung entfalten kann. Zahlreiche Frühindikatoren, die der konjunkturellen Entwicklung in der Vergangenheit zuverlässig vorausgelaufen sind, sprechen dagegen.
Financial Conditions Index deutet auf eingetrübte Konjunktur hin
Einer von ihnen ist der Bantleon Financial Conditions Index (FCI). Er umfasst verschiedene Kapitalmarktzinsen und -renditen, den Außenwert des Euros und verschiedene Rohstoffpreise. Die Summe der Indikatoren bildet die Finanzierungskonditionen für Unternehmen und private Haushalte der Eurozone ab.
Diese haben sich in den vergangenen Monaten erheblich verschärft und dämpfen die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Während es zunächst die stark gestiegenen Rohstoffpreise waren, die sich negativ ausgewirkt haben, belasten inzwischen in erster Linie die kräftig gestiegenen Zinsen und die Aufwertung des Euro.
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