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Eurozone Herbstdepression als Einstiegschance nutzen

Gottfried Urban ist Vorstand von Bayerische Vermögen in Traunstein
Gottfried Urban ist Vorstand von Bayerische Vermögen in Traunstein
Der goldene Herbst scheint an den Börsen auszufallen. Nach fast 10.000 Punkten im Deutschen Aktienindex (Dax) gingen die Kurse auf rasante Talfahrt.

Die Entspannung in der Ukraine-Krise und die neuerlich angekündigten Maßnahmen der europäischen Zentralbank hatten eher steigende Notierungen erwarten lassen.

Was Marktakteure nicht richtig auf dem Radar hatten, war die in sehr kurzer Zeit eintretende deutliche Verschlechterung der Konjunkturdaten.

Gerade hat der Internationale Währungsfonds die Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft im laufenden Jahr gesenkt. Vor allem die Vorhersagen für die Eurozone wurden auf breiter Front nach unten korrigiert.

Die Wahrscheinlichkeit, dass die Währungsunion in die dritte Rezession seit der Finanzkrise fällt, beträgt laut IWF mittlerweile 40 Prozent. In Deutschland ist die Industrieproduktion im August regelrecht eingebrochen.

Selbst wenn global gesehen kaum eine anhaltende Stagnation zu befürchten ist, sieht dies regional – in Teilen Osteuropas und bestimmten Ländern der Eurozone –anders aus.

Angst vor Rezession kehrt zurück
 
Europas Staaten sollen dem mit Programmen zur Konjunkturbelebung begegnen. Die kosten allerdings Geld. Nachdem die Südländer noch gar nicht recht aus der Rezession gekommen sind, schwächelt nun auch Deutschland.

Die Angst vor der Rezession ist zurückgekehrt, nachdem im Frühjahr doch alles so gut begonnen hat. Die Finanzwirtschaft reagiert kritisch.Betrachtet man die Zu- und Abflüsse am ETF-Markt, so sieht man wie nervös Profianleger reagieren.

Nur vier Mal war der Abverkauf von indexabbildenden ETF-Papieren auf den europäischen Aktienindex in den vergangenen Zehn Jahren so hoch wie aktuell. Die Marktteilnehmer haben prompt  auf die sich verschlechternde Wirtschaftslage reagiert. Aber wenn jeder schon abgesichert oder verkauft hat, dann sollte das weitere Rückschlagpotenzial begrenzt sein.

Zudem dürfte das Geld mangels Anlagealternativen schnell wieder an die Märkte zurückkehren. Mittlerweile muss der ein oder andere Fondsmanger beim Parken von Geldern bei der Depotbank ebenfalls Strafzinsen bezahlen. Das wird mittelfristig nicht ohne Folgen bleiben.

Notenbankpolitik spricht für Aktien

Die Notenbankpolitik, die in Europa nun nach dem amerikanischen Modell das Aufkaufen von Anleihen aus den Bankbilanzen vorsieht, hat in den USA immer für steigende Kurse an den Aktienmärkten gesorgt.

Der Markt wird schwankungsanfällig bleiben. Ich erwarte aber keine Ausweitung der Kursrückschläge. Insbesondere Perioden schlechter Marktstimmung und pessimistischer Erwartungen eröffnen gute Einstiegschancen.

Dabei sind vor allem Unternehmen interessant, die gerade in diesem verunsicherten Umfeld weitsichtig in die Zukunft investieren. Wenn alles sicher erscheint, sind die guten Gelegenheiten weg. Nur wenn Angst regiert, und die Folgen von Investitionen überwiegend als Gefahren empfunden werden, bieten sich echte Chancen.

Durch die günstigere Refinanzierung konnten viele Unternehmen ihre Kosten senken. Zudem wird das reichlich vorhandene billige Fremdkapital die Firmen animieren, weiter eigene Aktien zurückzukaufen.

Für die Wirtschaft wäre es besser, wenn die Gesellschaften stattdessen neue Investitionen tätigten, um Arbeitsplätze zu schaffen. Dazu sind aktuell nur wenige Firmen bereit.

Zwar sind im historischen Vergleich, und vor allem wenn man die Unternehmensgewinne über den Konjunkturzyklus hinweg glättet, Aktien mittlerweile fair bewertet. Im Vergleich zu anderen Anlageklassen sind Aktien aber immer noch attraktiv.

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