Ex-Hedgefondsmanager Florian Homm „Nur ein Ecstasy-Junkie sieht noch Chancen des Entkommens“
Das folgende Interview über Reichtum, Schmerz und Schicksal führte Katja Eckardt und wurde uns vom vierteljährlich erscheinenden Anleger- und Lifestylemedium Materialist Magazin zur Verfügung gestellt:
Herr Homm, falls der nächste große Crash naht: Wie kann man sich auf heikle Zeiten vorbereiten?
Florian Homm: Der Crash ist nicht nur die Lösung für ein hoffnungslos überschuldetes Finanz-, Regierungs- und Wirtschaftssystem, sondern er ist auch eine reelle Chance, von dieser Kernschmelze zu profitieren. Große Vermögen, wie das der Oligarchen, Kennedy, Rockefeller oder JP Morgan, sind in solchen Phasen entstanden. Das trifft auch für mich zu, da ich mit Baissespekulationen sehr viel verdient habe. Verwerflich ist das keineswegs. Warum sollte ein Investor wegen der extrem hohen Staatsverschuldung, wirren und massiven Gelddruckmaßnahmen durch die EZB Hemd und Haus verlieren?
Kann man das Ausmaß eines möglicherweise anstehenden Einbruchs überhaupt abschätzen?
Das tun nur Scharlatane. Wir sehen die Chancen eines Crashs bis Ende 2019 bei 70 Prozent und eine wirtschaftliche Sklerose wie in Japan bei 30 Prozent. Das bedeutet nur, dass der Wertverlust länger dauert, in Japan mittlerweile ein Vierteljahrhundert.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Carl Icahn, Warren Buffett, George Soros: Finanzlegenden kommen langsam in die Jahre. Die Finanzwelt genießt bei der GenerationY keinen besonderen Ruf. Wer ist ein richtig guter junger Finanzjongleur?
Zu den eben erwähnten Namen würde ich noch Jim Rogers dazuzählen. Zu der neueren Generation, allerdings sicherlich kein Jüngling mehr, gehört auch Stan Druckenmiller. Nassim Nicholas Taleb, Stichwort Schwarze Schwäne, ist ohne Zweifel ein Starmanager, Analyst und Autor. Nach seinen Strategien geführte Anlagen erwirtschafteten in der letzten Finanzkrise massive Gewinne.
Sind Sie froh, inzwischen nicht mehr als Hedgefonds-Manager zu arbeiten?
Ich muss jetzt kurz lachen. Auf 200 Quadratmetern 20 Händler und Analysten zu überwachen, einzupeitschen, 100-Stunden-Wochen zu schieben, auf vier Kontinenten rund um die Uhr handeln, das will ich nicht mehr. Aber die Verdienstmöglichkeiten in diesen überbewerteten Märkten sind aus meiner Sicht selten besser gewesen. Das ist ein gefundenes Fressen für einen Total-Return-Investoren, der diese Themen diszipliniert angeht. In diesem Umfeld richtig Geld zu verdienen, ist wirklich nicht schwer.