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Michael Gillessen von Pro Boutiquenfonds über Existenzgründungen „Viele haben keine Lust, den Vorgaben eines Konzerns zu folgen“

Michael Gillessen im Gespräch mit DAS-INVESTMENT-Redakteurin Birte Penshorn
Im Gespräch: Michael Gillessen hat 2019 zusammen mit Frank Eichelmann und Sven Hoppenhöft das Beratungsunternehmen Pro Boutiquenfonds gegründet. Sie unterstützen unter anderem bei der Existenzgründung und begleiten bei der Fondsauflage. | Foto: mjnt / Laura Gilson

DAS INVESTMENT: Herr Gillessen, gründen junge Menschen heutzutage in der Finanzbranche noch gerne?

Michael Gillessen: Die Frage ist weniger, ob junge Menschen gerne gründen, sondern ob es tatsächlich Neugründungen gibt. Und das kann ich uneingeschränkt mit Ja beantworten. Wir haben auch junge Leute begleitet, die direkt nach der Uni sagten: Wir machen uns sofort selbstständig. Was sollen wir in einen Konzern gehen? Als Studenten sind wir es gewohnt, mit wenig Einkommen auszukommen und es ist uns wichtig, von Anfang an unabhängig und kreativ arbeiten zu können.

Welche Motivation haben diese Menschen dann?

Gillessen: Viele haben keine Lust, den Vorgaben eines Konzerns zu folgen und Produkte zu empfehlen, hinter denen sie selbst nicht stehen. Sie machen sich selbstständig, um Freiheit zu haben. Deswegen sind so viele unabhängige Finanzdienstleister, ich sage das bewusst so, kleine Diven. Und das meine ich ausgesprochen positiv.

Können Sie ein Zahlenverhältnis nennen, wie viele Jüngere bis Mitte 30 gründen und wie viele eher erfahrener sind?

Gillessen: Die wenigsten machen sich mit unter 30 selbstständig. Die meisten sind zwischen 30 und 50. Das hat verschiedene Gründe. Mit mehr Erfahrung fällt es natürlich leichter, in der Selbstständigkeit Kunden zu akquirieren. Die Existenzgründer, die wir in den letzten Jahren begleitet haben, sind überwiegend zwischen 30 und 40.

Ist es heutzutage schwieriger, sich selbstständig zu machen?

Gillessen: Es ist sicherlich schwieriger als vor 30 Jahren, als es die ganze Regulierung noch nicht gab. Aber man kann das nicht so absolut sagen. Wichtig ist, dass die Gründer eine klare Strategie haben, Alleinstellungsmerkmale besitzen und in der Lage sind, Kunden zu akquirieren. Viele kommen aus Organisationen, in denen ihnen alles abgenommen wurde.

Und zu welchen Problemen kann das dann bei der Neugründung führen?

Gillessen: Ich sage dem Existenzgründer immer: Lass uns mal einen Stresstest machen. Denk mal an den ersten Tag in deinem eigenen Büro – das Büro gibt's übrigens nur, wenn du eins angemietet hast. Und dann setzt du dich an deinen Schreibtisch. Den Schreibtisch gibt's übrigens nur, wenn du einen gekauft hast, und dann machst du deinen PC an. Der funktioniert aber nur, wenn du dich vorher um IT gekümmert hast, um Software und so weiter.

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