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Exklusiv: Anleihe-Chef vom Kames Capital im Verhör „Ich würde mich über steigende Renditen freuen“

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Und warten nun worauf?


Wenn der Markt stabil bleibt, suchen und finden wir trotzdem genug Möglichkeiten, um Renditen zu erzielen. Wenn aber irgendein Markt fällt, werden wir im Vergleich zu anderen sehr gut dastehen.

Wenn der Ausverkauf schnell geht, werden wir sogar zugreifen. Genug Geld hätten wir da. Wir sind über Derivate zu 55 Prozent short in Staatsanleihen und zu 10 Prozent in High-Yield-Indizes.

Ist das auf die Dauer nicht ein bisschen teuer? Sie müssen doch Zinsen dafür zahlen.
Durchaus. Wir müssen also in Seitwärtsmärkten genug Möglichkeiten finden, um das wieder aufzuholen.

Über welche laufende Rendite in Ihrem Portfolio reden wir eigentlich gerade.

Sie liegt sehr tief. Aber wir schauen da gar nicht in Hinsicht auf den Gewinn drauf, obwohl viele Anleger das anders sehen. Für uns ist die laufende Rendite ein Maß fürs Risiko.

Wenn wir alle unsere Sicherheiten auflösen würden, wäre die Rendite höher aber auch das Risiko nicht mehr angemessen. Wir denken im Absolute-Return-Modus.

Dann müssten Sie eine Zielrendite haben.


Einerseits konkurrieren wir mit der Lipper-Vergleichsgruppe für in Paneuropa aufgelegte globale Rentenfonds. Das sind ungefähr 500 Fonds. Wir wollen jedes Jahr über dem Median liegen und auf Dreijahressicht immer im obersten Viertel. Andererseits wollen wir den globalen Anleihemarkt um 2 Prozentpunkte pro Jahr nach Kosten schlagen. Wir messen das am Barclays Global Aggregate Index.

Ist es schwieriger, heute gegen die anderen Fondsmanager zu kämpfen als Anfang 2009 mit zweistelligen laufenden Renditen?


Heute macht es mehr Spaß, denn es ist schwieriger geworden. Ich arbeite in diesem Markt seit 1988 und kann Ihnen sagen: Anfang 2009 war es zu einfach. Ich schrieb damals in einem Kommentar, dass nun die beste Gelegenheit jemals sei, um Unternehmensanleihen zu kaufen.

Gutes Timing.


Es war total offensichtlich. Die bei Hochzinsanleihen eingepreiste Ausfallwahrscheinlichkeit lag über 100 Prozent. Und das kann ja nun mal nicht passieren, also lag der Markt damit falsch. Wir machten mit einem Investment-Grade-Portfolio in einem einzigen Monat 10 Prozent Gewinn.

Und das hat keinen Spaß gemacht?


Doch schon. Aber es war auch zu einfach. Schon 2006 und 2007 brauchte man keinerlei Fähigkeiten als Fondsmanager. Der mit dem höchsten Risiko gewann alle Preise. 2008 gewann dagegen der mit dem niedrigsten Risiko alle Preise.

2009 musste man wieder alles kaufen, was man konnte. Sonderlich viel wissen musste man nicht. Jetzt ist das intellektuell schon deutlich anregender. Denn alle wissen, dass die Zentralbank den Markt manipuliert.

Eine Menge verrücktes Zeug geht an den Märkten gerade vor sich. Und hier Ursache und Wirkung richtig zu deuten, ist unheimlich interessant. Es gibt nicht das große Ding, das man heute tun muss, um Gewinne zu erzielen, es sind viele kleine Dinge.

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