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Aktualisiert am 27.02.2018 - 18:00 UhrLesedauer: 7 Minuten

Exklusiv-Interview mit Flossbach von Storch „Vielleicht müssen wir viel radikaler denken“

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Sie glauben, das funktioniert?

von Storch: Wir hoffen es. Und wir werden nichts unversucht lassen. Vielleicht müssen wir auch viel weiter, viel radikaler denken. Was halten Sie davon, jungen Menschen Sparpläne zu schenken?

Das wäre eine ungewöhnliche Idee …

von Storch: Aber warum nicht? Wir brauchen sicherlich verlässliche Partner. Wir sind nicht so vermessen und glauben, wir könnten ein solch großes Rad allein drehen. Wir wollen unseren Teil beitragen – und andere ermutigen mitzumachen. Die Altersvorsorge beispielsweise ist zu wichtig für jeden Einzelnen, als dass wir das Thema Geldanlage so geringschätzig behandeln dürften, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Da muss sich etwas bewegen. Andernfalls hat unsere Gesellschaft bald ein großes Problem.

Man hätte den Fonds auch „Extra defensive Colonia Value“ nennen können.

von Storch: Ja, oder Geldmarkt plus und so weiter und so fort. Uns geht es um das Bild. Der erste Schritt. Er kostet Überwindung, aber er ist machbar – und er wird sich für den, der ihn zu gehen bereit ist, lohnen. Sie können Sparern, die bislang nichts mit dem Kapitalmarkt zu tun hatten, nichts Aktiennahes vor die Nase setzen. Der erste Schritt, von dem wir sprechen, darf kein Fallschirmsprung sein. Es geht darum, ihnen eine Möglichkeit zu zeigen, mehr zu verdienen, als Sparbuch, Tages- oder Festgeld ihnen bieten, ohne dabei allzu große Risiken eingehen zu müssen. Ihrem Ersparten eine neue Heimat geben. Diese Gruppe braucht eine faire Chance, loszumarschieren.

Wäre Ihr defensiver Fonds mit 35 Prozent Aktienanteil nicht ein gutes Vehikel gewesen?

von Storch: Darüber hatten wir nachgedacht. Aber für viele ist der Schritt zu diesem Fonds mit einem Aktienanteil von maximal 35 Prozent noch zu groß. Unser Ziel ist es aber, möglichst viele Anleger mit dem „ersten Schritt“ in Bewegung zu setzen.

Nun haben Sie den bestehenden Total-Return-Fonds umbenannt und mit einer maximalen Aktienquote von 15 Prozent ausgestattet.

von Storch: In diesem Fonds liegen bereits gut 200 Millionen Euro. Kapital unserer Firma, der Inhaber und vieler Kunden. Er ist also groß genug und besitzt einen mehrjährigen, überzeugenden Leistungsnachweis. Damit erreichen wir auch die Gruppe der Fondsselekteure. Bei einem neuen Fonds ist das immer schwierig: keine drei Jahre auf dem Markt, zu klein. Völlig uninteressant!

Welche Rendite soll der „Erste Schritt“ mindestens liefern?

von Storch: Ein Prozent nach Kosten. Das klingt jetzt nicht besonders fulminant. Ist aber besser als null, und hilft denjenigen Anlegern, die zwei oder drei Jahre investiert bleiben, nicht nur, mehr Rendite zu erzielen, sondern auch erste positive Erfahrungen mit Anlagen zu sammeln. Genau das ist eine notwendige Voraussetzung, um das Anlageverhalten in Deutschland nachhaltig zu verändern. Das ist unser Anspruch. Nicht mehr und nicht weniger.

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