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in AltersvorsorgeLesedauer: 6 Minuten

Biometrie Die Vermessung des Lebens

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Unterschätztes Risiko

Es muss jedoch nicht gleich der Tod sein, auch Invalidität kann zum Notstand auf dem Konto führen. Vor allem der Verlust der Arbeitskraft während des Erwerbslebens ist ein allzu oft unterschätztes Risiko, das schnell ins soziale Abseits führen kann. Das meint auch die – oft Versicherungsprodukten gegenüber kritische – Verbraucherzentrale. Sie fasst es kurz: Wer von seiner Arbeit lebt, braucht eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (BU). Davon sind die Deutschen jedoch noch weit entfernt. Im vergangenen Jahr nannte der GDV die Zahl von rund 17 Millionen Versicherungsverträgen in Deutschland, die Berufsunfähigkeit voll oder teilweise absichern. Setzt man die Zahl in Relation zu den über 40 Millionen Erwerbstätigen in Deutschland, zeigt sich ein beachtliches Ausbaupotenzial.

Warum ist das so? Es dringt erst langsam ins Bewusstsein der Bevölkerung, dass der Staat sie hier im Fall der Fälle nur noch mit einem sehr löchrigen Finanznetz auffängt. Bis 2001 war das Berufsunfähigkeitsrisiko für rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer über den Staat abgesichert. Seitdem haben nur noch vor 1961 Geborene einen – verringerten – Anspruch auf finanziellen Ausgleich. Später Geborene erhalten nur noch bei Erwerbsminderung (EM) Geld aus der Rentenkasse, das heißt, wenn sie täglich weniger als sechs Stunden (teilweise EM) oder drei Stunden (volle EM) dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen können – und zwar nicht unbedingt in ihrem Beruf, sondern für jedwede Erwerbstätigkeit. In dieser Situation befinden sich rund 1,8 Millionen Deutsche. Auf jeden vierten bis fünften neuen Altersrentner kommt ein Neuzugang bei der Erwerbsminderungsrente.

Dass sie auch zu diesen Menschen gehören könnten, unterschätzen viele Arbeitnehmer gerade in jungen Jahren, wenn bei der Gesundheit noch alles paletti ist. Gerade dann wäre der Abschluss einer BU-Versicherung jedoch empfehlenswert. Doch der BU-Versicherung haftet der Ruf an, dass die Versicherer im Ernstfall ohnehin oft die Leistung verweigern. Dieser Vorwurf ist allerdings zu pauschal. Die Rating-Agentur Franke und Bornberg untersucht die Regulierungspraxis von BUVersicherern regelmäßig. Ergebnis der aktuellen Studie: Drei von vier Leistungsentscheidungen gehen zugunsten des Kunden aus. Wenn nicht gezahlt wurde, lag dies in fast der Hälfte der Fälle (48,5 Prozent) daran, dass der erforderliche BU-Grad von in der Regel 50 Prozent nicht erreicht wurde. Weitere 30,6 Prozent der Ablehnungen sind auf Anfechtungen und Rücktritte zurückzuführen, etwa wegen falscher Angaben bei den Gesundheitsfragen.

Abgespeckte BU-Produkte

Eine weitere Hürde für den kräftigen Ausbau des Bestands an BU-Policen ist die Tatsache, dass für viele eine solche Police nicht realisierbar ist. Entweder sind die Interessenten aufgrund bereits vorhandener Krankheiten gar nicht erst versicherbar oder sie haben den falschen Beruf.

Während es früher die zwei großen Risikoklassen der körperlich und nicht körperlich Arbeitenden gab, werden die Berufe inzwischen in viele fein definierte Risikogruppen eingeteilt. Für Berufe mit geringem Risiko sind die Prämien dadurch gesunken, für Berufe mit hohem Risiko sind sie deutlich gestiegen. Jene, die dringend eine Absicherung brauchen, können sich damit oft keine BU-Police mehr leisten.

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