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Digitale Vermögenswerte „Extreme Volatilität: Kryptowährungen sind für viele Anleger ungeeignet“

Börsengang einer Handelsplattform für Kryptowährungen
Börsengang einer Handelsplattform für Kryptowährungen: Anleger mit einer sehr hohen Risikotoleranz und der Fähigkeit, erhebliche Schwankungen auszuhalten, können PIMCO zufolge eine überschaubare Allokation in digitale Vermögenswerte in Betracht ziehen. | Foto: Imago Images / Levine-Roberts
Emmanuel S. Sharef, PIMCO

Herr Sharef, was müssen Anleger über Bitcoin und andere Kryptowährungen wissen?

Emmanuel S. Sharef: Wie bei jeder Investition ist es entscheidend, die Rolle von Cyberdevisen innerhalb eines Portfolios – etwa in Bezug auf Diversifizierungsvorteile und Renditeverbesserung – gegenüber den Risiken zu bewerten, zu denen unter anderem Volatilität, Liquidität und Regulierung gehören.

Die Renditen von Bitcoin beruhten zunächst auf der starken Nachfrage von Privatanlegern nach einem Vermögenswert, der auf Knappheit ausgelegt ist. Die künftige Preisentwicklung hängt vom Einstieg traditioneller institutioneller Anleger ab, die jedoch andere Bedürfnisse und eine andere Risikobereitschaft als Privatanleger haben. Damit Bitcoin weiterhin hohe Renditen erzielen kann, müsste die Cyberdevise unserer Meinung nach breiteren Rückhalt finden – insbesondere bei institutionellen Anlegern, Hedgefonds und vermögenden Privatpersonen.

Die Kursachterbahn könnte dagegen sprechen…

Sharef: Auffällig sind in der Tat die teils drastischen Kursschwankungen von Bitcoin, die auf große Unsicherheiten im Preisfindungsprozess hindeuten. Ein weiterer Faktor, der zur Volatilität beiträgt, ist die Beteiligung von Anlegern mit hohem Fremdkapitalanteil, die in Drawdown-Phasen die Abwärtsbewegung verstärken.

Hinzu kommt: Die Regulierung von Bitcoin und Kryptowährungen ist bislang noch unzureichend. Eine größere regulatorische Klarheit könnte möglicherweise für eine breitere Akzeptanz sorgen. Der eine oder andere professionelle Investor nimmt auch wegen des sehr schlechten ökologischen Fußabdrucks Abstand von Bitcoin und Co.

Wie entwickelt sich der Markt für Kryptowährungen?

Sharef: Im Gegensatz zu traditionellen Vermögenswerten werden Kryptowährungen in virtuellen Wallets verwahrt. Institutionelle Anleger verlassen sich oft auf Wallets, bei denen ein Finanzdienstleister Bitcoins oder andere Kryptovermögenswerte treuhänderisch verwahrt.

Mit dem Wachstum der Kryptowährungsmärkte geht auch eine zunehmende Spezialisierung der Marktteilnehmer einher. Mittlerweile werden Bitcoin-Futures und -Optionen angeboten. Der erste börsengehandelte Fonds auf der Grundlage von Bitcoin-Futures wurde im Oktober 2021 aufgelegt.

Auch die Derivatemärkte für Kryptowährungen stecken im Vergleich zu anderen Finanzanlagen noch in den Kinderschuhen, und Daten über die tatsächliche Liquidität sind rar.

Wie sieht PIMCO die Rolle von digitalen Vermögenswerten in der diversifizierten Portfolio-Asset-Allokation?

Sharef: Angesichts der hohen Volatilität, mangelnder Liquidität und der beträchtlichen operativen und finanziellen Risiken sind Kryptowährungen unserer Meinung nach derzeit nicht für Anleger geeignet, die für den Ruhestand sparen oder einen kurz- bis mittelfristigen Zeithorizont haben. Selbst Anleger mit einer sehr hohen Risikotoleranz und der Fähigkeit, erhebliche Volatilität auszuhalten, sollten eher eine überschaubare Allokation in digitale Vermögenswerte in Betracht ziehen.

Bei der Vermögensallokation sollten auch Fragen der Diversifizierung berücksichtigt werden, die sich aus der Beimischung von digitalen Vermögenswerten zu einem Portfolio ergeben. Obwohl es aufgrund der begrenzten Historie schwierig ist, die Rolle von Kryptowährungen in einem Portfolio über mehrere Konjunkturzyklen hinweg zu bewerten, gibt es einige Hinweise: Die Preise von Kryptowährungen haben sich im Allgemeinen nicht im Gleichschritt mit denen von Gold und anderen Inflationsabsicherungen oder anderen Risikoaktiva wie Aktien entwickelt, da die Volatilität deutlich höher ist. In Phasen starker Verluste an den Märkten waren Kryptowährungen jedoch stärker mit anderen Risikoaktiva korreliert, was ihre Diversifizierungsvorteile schmälert.

Welche zukünftigen Chancen sieht PIMCO bei digitalen Vermögenswerten?

Sharef: Bei der Betrachtung des sich entwickelnden Umfelds von Kryptowährungen und anderen digitalen Vermögenswerten sehen wir Chancen im Hinblick auf die Marktstruktur: Anleger können sich strukturelle Ineffizienzen auf dem wachsenden Markt einer aufstrebenden Anlageklasse erschließen. Digitale Vermögenswerte entwickeln sich schnell weiter, und die Disruption bestehender Strukturen kann Anlegern Chancen eröffnen. Wie die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, stehen bei Kryptowährungen dem hohen Risiko hohe Renditechancen gegenüber. Einige digitale Vermögenswerte könnten als strategische Beimischung für Anleger dienen, die auf eine hohe Rendite abzielen und erhebliche Volatilität und Risiken aushalten können.

Was sind die größten Risiken, die Sie sehen?

Sharef: Wir beobachten eine Reihe von Investitionsrisiken im Zusammenhang mit digitalen Vermögenswerten: Am gewichtigsten sind ESG-Bedenken. Das Mining von Bitcoin und anderen Kryptowährungen erfordert Unmengen an Strom, was bei ESG-sensiblen Anlegern für Stirnrunzeln sorgt. Obwohl die Bitcoin-Mining-Industrie begonnen hat, die Transparenz zu erhöhen und die Notwendigkeit anerkannt hat, auf nachhaltigere Energiequellen umzusteigen, sehen kritische Anleger hier ganz genau hin.

Auch die Frage der Regulierung ist unübersichtlich und sorgt für Unbehagen. Die regulatorische und steuerliche Behandlung von Bitcoin ist von Land zu Land und gelegentlich sogar zwischen den Regulierungsbehörden ein und desselben Landes sehr unterschiedlich. Derweil kann sich das regulatorische Umfeld schnell ändern und damit die Preisvolatilität anheizen. Der Bitcoin-Markt scheint für Liquiditätsrisiken und erhöhte Marktfriktionen anfällig zu sein. Daher sind digitale Vermögenswerte für viele Anleger ungeeignet.

Letztlich darf auch ein operatives Risiko nicht kleingeredet werden. Bei Krypto-Investitionen besteht die erhöhte Gefahr, dass Hacker die Börsen angreifen oder dass im Falle der Selbstverwahrung Schlüssel verloren gehen. Daher sind eine sichere Verwahrung und eine Kombination aus digitaler und physischer Sicherheit sowie eine Versicherung gegen Diebstahl oder Verlust unabdingbar. Es ist paradox: Trotz der Idee der Dezentralisierung ist Bitcoin systemisch an bestehende Börsen, Wallets und große Mining-Verbünde gebunden.

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