Volkswirt Johannes Mayr
Was Geldpolitiker überhaupt noch leisten können

Johannes Mayr ist Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. Foto: Eyb & Wallwitz
Die Inflation steigt und damit auch der Druck auf Notenbanker, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ihr unmittelbarer Einfluss auf die Teuerungsrate wird allerdings überschätzt. Warum das so ist, erläutert Volkswirt Johannes Mayr von der Investmentgesellschaft Eyb & Wallwitz.
Das neue Jahr beginnt für Notenbanken und für Investoren wie das alte Jahr geendet hat. Hohe Inflationsraten sorgen für Unruhe. Politiker und Ökonomen fordern vehement rasche Maßnahmen, um die Preisanstiege zu begrenzen. Und zunehmend stimmen Geldpolitiker in diesen Chor ein.
Die Sorgen vor einer starken Straffung sind gestiegen und haben vor allem am Aktienmarkt deutliche Spuren hinterlassen. Auf welches Szenario sollte man sich in den kommenden Monaten einstellen? Für eine Antwort lohnt ein Blick auf die zu erwartende Wirkung der Straffungsschritte.
Es zeigt sich, dass die Notenbanken die aktuell hohe Inflation kaum kurzfristig senken können. Ihre Maßnahmen müssen auf die Verankerung...
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Das neue Jahr beginnt für Notenbanken und für Investoren wie das alte Jahr geendet hat. Hohe Inflationsraten sorgen für Unruhe. Politiker und Ökonomen fordern vehement rasche Maßnahmen, um die Preisanstiege zu begrenzen. Und zunehmend stimmen Geldpolitiker in diesen Chor ein.
Die Sorgen vor einer starken Straffung sind gestiegen und haben vor allem am Aktienmarkt deutliche Spuren hinterlassen. Auf welches Szenario sollte man sich in den kommenden Monaten einstellen? Für eine Antwort lohnt ein Blick auf die zu erwartende Wirkung der Straffungsschritte.
Es zeigt sich, dass die Notenbanken die aktuell hohe Inflation kaum kurzfristig senken können. Ihre Maßnahmen müssen auf die Verankerung der Inflationserwartungen gerichtet bleiben. Der Ausstieg wird damit ein Balance-Akt, die Glaubwürdigkeit kommt unter Druck.
Das Ausmaß des Inflationsanstiegs hat Ökonomen und Notenbanker überrascht. Die 2-Prozent-Zielmarken sind weit überschritten. Im Dezember lagen die Verbraucherpreise in den USA um 7 Prozent über dem Vorjahresniveau, im Euro-Raum um 5 Prozent. Vor allem aber ist die Unsicherheit hinsichtlich des künftigen Verlaufs ungewöhnlich hoch.
Über die Gründe wird viel diskutiert, sie sind vielfältig und die Gewichtung von vorübergehenden und persistenten Faktoren fällt schwer. Eine zu hohe Inflation ist gesellschaftlich und ökonomisch mit erheblichen Kosten verbunden. Sie bringt Unsicherheit, verringert die Kaufkraft, führt zu Vermögensumverteilungen und vieles mehr. Vor allem aber steigen die Sorgen vor einem Entgleiten des Prozesses. Deshalb sind Notenbanken dem Ziel der Preisstabilität verpflichtet. Ihr unmittelbarer Einfluss auf die Inflation wird aber überschätzt.
Geldpolitiker können aktuell hohe Inflation kaum senken
Denn die Wirksamkeit der geldpolitischen Instrumente hängt stark von zwei Faktoren ab. Zum einen von der Ursache und der Natur des Preisauftriebs. Zum andern von der Glaubwürdigkeit und dem Vertrauen in die Geldpolitik. Die Transmission geldpolitischer Impulse läuft primär über eine Veränderung der mittelfristigen Inflationserwartungen sowie über eine Verschiebung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage. Beides sind träge Prozesse. Die Instrumente wirken deshalb mit erheblicher Verzögerung.
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