Volkswirt Johannes Mayr
Was Geldpolitiker überhaupt noch leisten können
Johannes Mayr ist Chefvolkswirt bei Eyb & Wallwitz. Foto: Eyb & Wallwitz
Die Inflation steigt und damit auch der Druck auf Notenbanker, Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Ihr unmittelbarer Einfluss auf die Teuerungsrate wird allerdings überschätzt. Warum das so ist, erläutert Volkswirt Johannes Mayr von der Investmentgesellschaft Eyb & Wallwitz.
Gleichzeitig wird auch der Wirkungsgrad insgesamt regelmäßig überschätzt. Gemäß den makroökonomischen Modellen wie sie auch von der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) eingesetzt werden, dämpft eine (isolierte) Anhebung der Leitzinsen um 100 Basispunkte die Inflation auf Sicht von einem Jahr um gerade einmal 0,25 Prozentpunkte.
Auch die Wirkung eines (isolierten) Abbaus von Wertpapierbeständen auf die Preisentwicklung ist begrenzt. Eine Reduktion des QE-Portfolios der Fed um 1000 Milliarden US-Dollar kommt im Modell ebenfalls nur auf eine Dämpfung der Inflation in der Größenordnung von 0,25 Prozentpunkten.
Dabei spielt auch eine Rolle, dass...
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Gleichzeitig wird auch der Wirkungsgrad insgesamt regelmäßig überschätzt. Gemäß den makroökonomischen Modellen wie sie auch von der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) und der Europäischen Zentralbank (EZB) eingesetzt werden, dämpft eine (isolierte) Anhebung der Leitzinsen um 100 Basispunkte die Inflation auf Sicht von einem Jahr um gerade einmal 0,25 Prozentpunkte.
Auch die Wirkung eines (isolierten) Abbaus von Wertpapierbeständen auf die Preisentwicklung ist begrenzt. Eine Reduktion des QE-Portfolios der Fed um 1000 Milliarden US-Dollar kommt im Modell ebenfalls nur auf eine Dämpfung der Inflation in der Größenordnung von 0,25 Prozentpunkten.
Dabei spielt auch eine Rolle, dass die für den monetären Expansionsgrad relevante Geldmenge in den Händen von Haushalten und Unternehmen vor allem von den Geschäftsbanken und in der Pandemie auch stark von der Fiskalpolitik gesteuert wird. Das ist vor allem in den USA ein Thema. In Europa hat die Zurückhaltung der Banken bei der Kreditschöpfung zu einem erheblich geringeren Geldmengenwachstum geführt.
Die begrenzte Wirksamkeit der Geldpolitik ist auch eine Lehre der Jahre vor der Pandemie, als die enormen Lockerungsschritte der Notenbanken nur einen begrenzten Effekt auf die Inflation gezeigt haben. In der aktuellen Phase könnte der Wirkungsgrad von Straffungsschritten besonders gering sein.
Denn der Preisauftrieb ist derzeit zu einem erheblichen Teil ein globales Phänomen und die Treiber liegen auch auf der Angebotsseite, wo unter anderem die Bereitstellung von Rohstoffen und Vorleistungen wegen Covid-bedingten Produktionseinschränkungen nicht mit der sprunghaft gestiegenen Nachfrage im Zuge der Wiedereröffnung schritthalten konnte. Gleichzeitig sind durch die fiskalischen Hilfsprogramme ungewöhnlich hohe Summen freier Geldmittel bereits in den Händen von Haushalten und Unternehmen. Auf deren Verwendung hat die Geldpolitik nur begrenzt Einfluss.
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