Eyb & Wallwitz-Manager über die Euro-Krise: Déjà vue
USA: Abkühlung nur vorübergehend
Abgesehen vom politisch wichtigen Arbeitsmarkt ist die US-Konjunktur in zumindest zufriedenstellender Verfassung. Der aktuelle „soft patch“ wird wie auch schon in den Jahren 2010 und 2011 wahrscheinlich nur vorübergehender Natur sein (vergleiche Grafik), da einerseits die Auftragseingänge in der US-Industrie auf eine erneute wirtschaftliche Belebung in den nächsten Monaten hindeuten und der seit seinem Hoch im Februar um über 20 Prozent gesunkene Ölpreis die Kaufkraft der Konsumenten stärkt.
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Die größte Belastung für die US-Konjunktur geht hingegen von der Präsidentschaftswahl im November und einem möglicherweise wiederaufbrechenden Haushaltsstreit à la 2011 aus. Auch die FED hat immer wieder vor den negativen Konsequenzen einer zu schnellen Haushaltskonsolidierung gewarnt.
Angesichts des abnehmenden inflationären Drucks (die Inflationserwartungen liegen aktuell bei nur 1,5 Prozent) hat die FED aber immer noch die Möglichkeit, mit geldpolitischen Maßnahmen auf eine fiskalische Kontraktion zu reagieren.
Die auf der Juni-Sitzung angekündigte Aufstockung der „Operation Twist“ (Tausch von Anleihen mit einer Restlaufzeit von unter 3 Jahren in Anleihen mit Restlaufzeiten zwischen 6 und 30 Jahren) um 267 Milliarden Dollar bis zum Jahresende ist der erste Schritt in diese Richtung. Sollte sich entgegen den Erwartungen das Wachstum in den USA unter 2 Prozent abschwächen, wird die FED im Herbst wahrscheinlich QE3 starten.
China: Erste Stützungsmaßnahmen laufen an
Am 08. Juni hat die chinesische Zentralbank zum ersten Mal seit 2008 die Zinsen gesenkt und damit auf die konjunkturelle Eintrübung der letzten Monate reagiert. Da mit der Senkung der Kreditzinsen gleichzeitig auch die Zinsen für private Bankeinlagen reduziert wurden, wird sich diese Maßnahme positiv auf die Finanzierung des Bankensektors auswirken und dafür sorgen, dass die günstigeren Bedingungen auch an die Kreditnehmer weitergegeben werden.
Nach Einschätzung von Experten wird dies zu einer Stabilisierung des Wachstums bei etwa 8 Prozent beitragen. Und sollten Zinssenkungen nicht ausreichen, wird die chinesische Regierung vermutlich ein Infrastrukturpaket auflegen. Die Wahrscheinlichkeit eines „Hard Landing“ sinkt jedenfalls weiter, so dass zumindest eine potentielle Belastung für die Finanzmärkte an Bedeutung verliert.
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