EZB-Präsident Mario Draghi hat gegenüber deutschen Abgeordneten erklärt, dass ein Programm zur quantitativen geldpolitischen Lockerung nicht unmittelbar bevorstehe und derzeit relativ unwahrscheinlich sei. Das berichtet ein Vertreter der Eurozone, der bei dem Treffen zugegen war.
Die Europäische Zentralbank sei bereit, eine quantitative Lockerung (QE) zu starten, wenn dies nötig sei, erläuterte Draghi vor Abgeordneten der Großen Koalition, wie die unterrichtete Person berichtete. Sie wollte ihren Namen nicht genannt haben, da das Zusammentreffen in Königswinter bei Bonn nicht öffentlich war.
Draghi hat erklärt, er erwäge bisher nicht verwendete Maßnahnmen von negativen Zinsen bis hin zu QE, um das Risiko einer Deflation abzuwenden. Vertreter der deutschen Regierung sowie der Bundesbank gehören zu den stärksten Gegnern der entschiedeneren geldpolitischen Maßnahmen des EZB-Chefs und befürchten, dass die Notenbank ihr Mandat überschreitet.
Während die EZB eine anhaltende Periode niedriger Inflation erwartet, sieht Draghi den Quellen zufolge keine unmittelbare Gefahr sinkender Preise.
“Diese Äußerungen könnten ein Anzeichen sein, dass die Konjunkturerholung in der Eurozone schließlich stark genug sein wird, dass die Inflation auch ohne weitere Maßnahmen der EZB anzieht”, sagte Christian Schulz, leitender Volkswirt Europa bei Berenberg Bank in London. “Das kann natürlich auch bedeuten, dass die technischen Vorbereitungen für QE noch laufen, aber die EZB einige Zeit benötigt, um etwas vorzulegen.”
Die Inflation in der 18 Länder umfassenden Eurozone sank im März auf 0,5 Prozent. Das war die niedrigste Teuerung seit über vier Jahren und deutlich unter dem Ziel der EZB von knapp zwei Prozent. Im April dürfte die Inflationsrate auf 0,8 Prozent gestiegen sein, so die Prognose von Volkswirten in einer Bloomberg-Umfrage. Veröffentlicht werden die Daten am Mittwoch.
EZB-Chef Draghi über QE
Quantitative Lockerung steht nicht unmittelbar bevor
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