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Aktualisiert am 16.05.2018 - 17:00 UhrLesedauer: 4 Minuten
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EZB-Geldpolitik Das Ende der quantitativen Lockerung in der Eurozone?

Während sich die Sommerflaute auf den Märkten ihrem Ende nähert, richten Anleger ihre Aufmerksamkeit erneut auf die wichtigsten geldpolitischen Sitzungen rund um den Globus. Den Anfang macht die Europäische Zentralbank (EZB) mit ihrer Sitzung am 7. September. Einige Kommentatoren sind der Ansicht, dass sie hier möglicherweise eine Änderung ihres geldpolitischen Ansatzes bekanntgeben könnte.

Wir wissen, dass die Europäische Zentralbank (EZB) Änderungen an ihrem geldpolitischen Ansatz gerne lange vor deren Umsetzung signalisiert. Daher rechnen wir damit, dass EZB-Präsident Mario Draghi in unmittelbarer Zukunft eine Ankündigung macht: Die Bank werde im nächsten Jahr damit beginnen, ihr Programm zur quantitativen Lockerung (QE) zurückzufahren.

Diese Ankündigung könnte bereits am 7. September erfolgen, wenn der EZB-Rat das nächste Mal zusammenkommt. Allerdings erwarten wir ein tatsächliches „Tapering“ frühestens 2018.

EZB-Kursänderung an den Märkten nicht eingepreist

Nur wenige Märkte scheinen die Möglichkeit einer Kurskorrektur der Europäischen Zentralbank einzupreisen. Doch obwohl allein die entsprechende Ankündigung eine dramatische Reaktion der Finanzmärkte auslösen dürfte, rechnen wir nicht mit einem schnellen Ende des Wertpapierkaufprogramms der EZB.

Unserer Ansicht nach liegen die Aussichten auf mögliche Zinserhöhungen in der Eurozone in sogar noch fernerer Zukunft. Die Amtszeit Draghis als EZB-Präsident läuft noch bis Ende 2019, und es würde uns überraschen, noch vor diesem Zeitpunkt eine Zinsanhebung zu sehen.

Inflation kommt durch stärker werdenden Euro unter Druck

Die EZB steht hinsichtlich der sich schleppend entwickelnden Inflation augenscheinlich vor einem Rätsel, das die Wahrscheinlichkeit einer Auflösung des QE-Programms erhöht. Der Euro hat seit Beginn des Jahres aufgewertet, wodurch die wesentlichen Inflationskennzahlen der EZB unter Druck gekommen sind. Allerdings notiert die Gemeinschaftswährung nur knapp höher als im Spätsommer 2016.

Sollte die Bank ihre Geldpolitik zu schnell straffen, könnte sich die Aufwertung der Währung zusätzlich beschleunigen – wodurch der Abwärtsdruck auf die Inflation wiederum zunehmen würde. In diesem Fall könnte die Bank mit Forderungen konfrontiert werden, ihre Geldpolitik weiter zu lockern.

Die EZB ist eine Zentralbank, die vorrangig die Inflation ins Visier nimmt. Ihre Inflationsprognose für 2019 liegt derzeit bei 1,5 Prozent, nachdem die vorherige Prognose bei der letzten Ratssitzung nach unten korrigiert wurde. Ihrem Ziel von knapp unter 2 Prozent kommen die Währungshüter also nicht nahe. Andererseits ist sowohl beim Wachstum als auch im politischen Umfeld der Eurozone eine fortlaufende Verbesserung zu beobachten. Unserer Ansicht nach könnten die Mitglieder des EZB-Rates bei Berücksichtigung dieser Faktoren zu dem Schluss kommen, dass die Zentralbank zwar eine gelockerte, aber nicht unbedingt eine ultralockere Geldpolitik fahren sollte.

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