LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
Lesedauer: 7 Minuten

EZB-Geldpolitik „In Europa drohen japanische Verhältnisse“

Seite 3 / 4

Fachkräftemangel, Digitalisierung, Finanzierung

Trotz dieser erfreulichen Entwicklung gibt es auch anspruchsvolle Aufgaben, die Geschäftsführer in Zukunft meistern müssen. Eine große Herausforderung ist die Besetzung von offenen Stellen. Obwohl ein Drittel der Unternehmen offene Stellen hat, schaffen es 78 Prozent nicht mehr, ausreichend qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Im Jahr 2015 waren es 67 Prozent.

Als Konsequenz können die Unternehmen Aufträge nicht annehmen, deren Umsatz das Mittelstandsbarometer der Wirtschaftsprüfergesellschaft Ernst & Young im Februar dieses Jahres auf rund 50 Milliarden Euro bezifferte. Die Frühjahrserhebung der DZ Bank kommt zu dem Ergebnis, dass „sowohl die Digitalisierung als auch der fortschreitende Altersstrukturwandel in den nächsten Jahren für eine kontinuierliche Verschärfung dieses Problems sorgen werden“. Der Fachkräftemangel wird immer mehr zum Engpass.

Wenig von der Kreditschwemme zu spüren

Investitionen in neue Maschinen und die Digitalisierung, in die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern, in Forschung und Entwicklung sowie in den zielgerichteten Aufbau neuer Märkte müssen finanziert werden. Der „Finanzmonitor“ der vom digitalen Kreditmarktplatz creditshelf zusammen mit der TU Darmstadt Ende Mai veröffentlicht wurde, zeigt den Ernst der Lage.

„Kleine und mittlere Firmen haben zuletzt eher wenig von der angeblichen Kreditschwemme gespürt und erwarten auch jetzt nicht, bei der Kreditaufnahme von der immer noch anhaltenden Niedrigzinsphase zu profitieren“, fasst Prof. Dr. Dirk Schiereck von der TU Darmstadt die aktuelle Situation zusammen. „Im Gegenteil: 64 Prozent der für die Studie befragten Betriebe halten künftig sogar noch schwierigere Kreditkonditionen durch steigende Zinsen für wahrscheinlich, 67 Prozent fürchten dies als Folge einer verschärften Regulierung und 63 Prozent aufgrund einer restriktiveren Kreditvergabe seitens der Hausbanken.“

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Finanzierungslücke in Milliardenhöhe entstanden

Auch im Exportgeschäft wirken die Restriktionen im Kreditgeschäft. Deutsche Banken bieten in der Regel keine Exportfinanzierungen für Aufträge an, die ein Volumen von weniger als 5 Millionen Euro und eine Laufzeit bis zu fünf Jahren haben. Hier ist in seit 2013 eine Finanzierungslücke in Milliardenhöhe entstanden.

Das von der EZB verfolgte Ziel, die Kreditversorgung von Unternehmen zu verbessern, ist mit der Ankaufspolitik von Unternehmensanleihen bislang nicht erreicht worden. Zu schwer wirken die strengen Eigenkapital- und Liquiditätsvorschriften und harten Bewertungsrichtlinien bei der Beurteilung von Sicherheiten, die mit Basel III Einzug erhielten. Mit Basel IV droht eine weitere Verschärfung des Regelwerkes.

Bereits im August 2013 wurden die Ergebnisse einer Analyse von Standard & Poor’s veröffentlicht. Es wurde festgestellt, dass sich bis Ende 2018 auf Grund des Basel III-Regelwerkes die Finanzierungen, die nicht mehr über die Kreditinstitute prolongiert werden können, auf ein Gesamtvolumen in Höhe von 3,5 Billionen auftürmen werden. Besonders davon betroffen sind mittelgroße Unternehmen, die einen Finanzierungsbedarf in Höhe von 20 bis 100 Millionen Euro haben.

Tipps der Redaktion