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Stimmen aus der Branche
EZB hebt Zinsen erneut an – das sagen Finanzprofis
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Stimmen aus der Branche EZB hebt Zinsen erneut an – das sagen Finanzprofis

EZB-Präsidentin Christine Lagarde.
EZB-Präsidentin Christine Lagarde. | Foto: Imago Images / Political-Moments

Ifo-Präsident Clemens Fuest:

„Die Zinserhöhung der EZB ist gut begründet. Die Inflation bleibt trotz der konjunkturellen Abkühlung hoch. Für das Jahr 2024 hat die EZB ihre Inflationsprognose erhöht, vor diesem Hintergrund ist die Zinserhöhung folgerichtig. Für Deutschland ist die Zinserhöhung angesichts der Schrumpfung der Wirtschaft schmerzhaft. Die EZB macht aber Geldpolitik nicht nur für Deutschland, sondern für den Euroraum insgesamt.“

Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank:

„Die zehnte Zinserhöhung seit Juli 2022 kommt etwas überraschend, zumal die EZB ihre Prognose für die Kernrateninflation und den Konjunkturausblick in diesem und den kommenden beiden Jahren nach unten revidiert hat. Das kann nur als Erfolg des Falken-Lagers verstanden werden, das auf einen weiteren Sicherheits-Zinsschritt im Kampf gegen die zu hohe Inflation gedrungen haben dürfte. Für die Glaubwürdigkeit der EZB-Politik in schwierigen Zeiten ist das sicherlich ein gutes Signal. Damit wird die heutige Zinserhöhung aber auch die vorerst letzte gewesen sein.“

 

Eckhard Schulte, Vorstandsvorsitzender von Mainsky Asset Management:

„Trotz sich weiter abschwächender Wirtschaftsdaten und fallender Inflation hat die Europäische Zentralbank den Leitzins heute zum zehnten Mal in Folge angehoben. Auch wenn sie damit auf der einen Seite alle Forderungen aus verschiedenen Richtungen nach einer Zinspause ignoriert hat, war die nun bekundete, neutrale Haltung auf dem aktuellen Zinsniveau sicherlich die bessere Alternative zu einem Stillhalten mit der entsprechenden Erhöhungsperspektive vor den nächsten Sitzungen. 'Auf Grundlage seiner aktuellen Beurteilung ist der EZB-Rat der Auffassung, dass die Leitzinsen ein Niveau erreicht haben, das – wenn es lange genug aufrechterhalten wird – einen erheblichen Beitrag zu einer zeitnahen Rückkehr der Inflation auf den Zielwert leisten wird.' Damit ist klar, dass dies die letzte Zinserhöhung im Zyklus war. Dies gilt umso mehr, da die EZB die Wachstumsprognosen noch einmal deutlich gesenkt hat. So geht die Notenbank für das kommende Jahr nur noch von einem Wachstum von einem Prozent aus, statt 1,5 Prozent noch bei der letzten Projektion. Die kurzfristige Erleichterung am Markt über das verkündete Ende des Zinserhöhungszyklus darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich durch diesen Schritt zweifelsohne die Finanzierungsbedingungen der Unternehmen weiter verschlechtern. Die äußerst restriktive Geldpolitik in der Eurozone in Kombination mit den wieder anziehenden Energiepreisen stellt die europäische Wirtschaft vor enorme Probleme und sorgt für ein weiteres Auseinanderdriften gerade im Vergleich zu der positiven Entwicklung in den USA. Der Euro dürfte in den kommenden Wochen unter Druck bleiben.“

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