Volkswirt Klaus Bauknecht
EZB: Balanceakt zwischen Zinssenkungen und Inflationsrisiken
Klaus Bauknecht arbeitet als Volkswirt bei der IKB Deutsche Industriebank. Foto: IKB Deutsche Industriebank AG / Canva
Die EZB steht vor komplexen Herausforderungen: Trotz sinkender Inflation bleiben Risiken bestehen. Wie die anstehende Überprüfung der geldpolitischen Strategie die Zukunft der Eurozone prägen könnte und warum eine Anpassung des Inflationsziels kritisch zu betrachten ist, erklärt Klaus Bauknecht.
Die Abkühlung der Weltwirtschaft im vergangenen Jahr und die sinkenden Inflationsraten im Euroraum haben zuletzt den Weg für eine geldpolitische Lockerung geebnet. Die Inflation im Euroraum scheint sich in Richtung der 2-Prozent-Zielmarke zu bewegen.
Unsicherheiten bestehen nach wie vor hinsichtlich der Inflationsentwicklung – vor allem für 2025. Denn auch wenn sich eine Abkühlung der Inflationsdynamiken abzeichnet und die Inflation sich mit aktuell 2,5 Prozent weiter in Richtung festgelegtem EZB-Inflationsziel bewegt, ist es insbesondere das Risiko von Zweitrundeneffekten, das den Zinsausblick unsicher macht.
Dienstleistungssektor als Inflationstreiber
Dabei ist es vor allem der arbeitsintensive Dienstleistungssektor, dessen Lohnentwicklung Aufwärtsrisiken für die Inflation im kommenden Jahr birgt. Die Inflationsrate für Dienstleistungen fällt mit 4,1 Prozent hoch aus.
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Die Abkühlung der Weltwirtschaft im vergangenen Jahr und die sinkenden Inflationsraten im Euroraum haben zuletzt den Weg für eine geldpolitische Lockerung geebnet. Die Inflation im Euroraum scheint sich in Richtung der 2-Prozent-Zielmarke zu bewegen.
Unsicherheiten bestehen nach wie vor hinsichtlich der Inflationsentwicklung – vor allem für 2025. Denn auch wenn sich eine Abkühlung der Inflationsdynamiken abzeichnet und die Inflation sich mit aktuell 2,5 Prozent weiter in Richtung festgelegtem EZB-Inflationsziel bewegt, ist es insbesondere das Risiko von Zweitrundeneffekten, das den Zinsausblick unsicher macht.
Dienstleistungssektor als Inflationstreiber
Dabei ist es vor allem der arbeitsintensive Dienstleistungssektor, dessen Lohnentwicklung Aufwärtsrisiken für die Inflation im kommenden Jahr birgt. Die Inflationsrate für Dienstleistungen fällt mit 4,1 Prozent hoch aus.
Darüber hinaus könnte sich vor allem 2025 eine Erholungstendenzen für die Weltwirtschaft abzeichnen. Eine positive Wachstumsdynamik für den Euroraum stellt bei entsprechender Ausprägung somit ein weiteres Risiko für den Inflationsausblick dar, da dieses einen nachfrageinduzierten Preisanstieg auslösen könnte. Für das laufende Jahr ist allerdings nur von einem moderaten Wachstum der Wirtschaft für die Euro-Länder auszugehen.
Debatte um das 2-Prozent-Inflationsziel
Ab August plant die EZB eine Überprüfung ihrer geldpolitischen Strategie. Die Evaluierung soll gemeinsam mit 20 nationalen Zentralbanken des Euroraums durchgeführt werden. Die Überprüfung zielt dabei möglicherweise auf zukünftige Inflationstreiber und die Effektivität der Maßnahmen zur Steuerung der geldpolitischen Ziele in den jüngsten Krisen ab.
Auch halten es einige Ökonomen für möglich und sogar sinnvoll, die geldpolitische strategische Ausrichtung generell zu hinterfragen. Dies könnte eine Diskussion des geldpolitischen Ziels der Preisstabilität der Notenbank beinhalten. Das definierte Ziel der europäischen Notenbank ist eine mittelfristige Inflation von 2 Prozent.
Ein erster Schritt in Richtung geldpolitischer Normalisierung wurde durch die Senkung des Leitzinses im Juni 2024 bereits gemacht. Die leichte zyklische Erholung der Weltwirtschaft und die existierenden Aufwärtsrisiken für die Inflation stellen die EZB nun vor die Herausforderung, diesen Pfad der Normalisierung durch weitere Zinssenkungen fortzuführen.
Zudem existieren nicht geldpolitisch induzierte inflationstreibende Effekte. Beispielsweise existiert das Risiko von Handelshemmnissen aufgrund einer zunehmenden Blockbildung durch die Einführung von Zöllen wie zuletzt auf Elektrofahrzeuge chinesischer Hersteller. Dies würde Preise in die Höhe treiben. Auch die Verknappung des Produktionsfaktors Arbeit durch die demografische Entwicklung und der damit einhergehende Lohnanstieg dürfte preistreibende Effekte nach sich ziehen.
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