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Geldpolitik der Eurozone EZB lässt Corona-Notprogramm auslaufen

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Ulrike Kastens, Volkswirtin Europa der DWS:

Im Gegensatz zu anderen Notenbanken ist die EZB heute ihrer Linie treu geblieben. Wie erwartet läuft das Notfallinstrument PEPP im März 2022 aus, während die Anleihekäufe im Rahmen des APP bis Herbst 2022 erhöht werden. Hinzu kommt eine Verlängerung der Reinvestitionen im Rahmen des PEPP bis 2024. Zinserhöhungen wurden zumindest für 2022 ausgeschlossen.

Damit halten sich unserer Meinung nach die weniger expansiven und expansiven Aspekte dieser Entscheidung die Waage und dürften einer möglichen Unsicherheit am Markt entgegenwirken. Dennoch sorgt diese Entscheidung vor dem Hintergrund der Anhebung des gesamten prognostizierten Inflationspfads zumindest für hochgezogene Augenbrauen. Immerhin wurde im Vergleich zu den September-Projektionen die Inflationsschätzung für die Jahre 2021 bis 2023 kumuliert um 2,2 Prozentpunkte angehoben. Dies gilt auch für die Prognosen der Kerninflationsrate.


Gerade im Hinblick auf andere Notenbanken hätte dies auch eine härtere geldpolitische Reaktion nach sich ziehen können. Doch angesichts der heutigen Rahmenbedingungen wollte die EZB nicht mehr machen. Insofern war dies heute zwar ein erster deutlicher Schritt in Richtung Normalisierung. Ob er ausreicht, wird jedoch entscheidend von der Inflationsentwicklung in den kommenden Monaten abhängen. Doch eins bleibt auch festzuhalten: Im Gegensatz zu anderen Notenbanken wie der US-Fed dürfte die EZB mit einer deutlich geringeren Geschwindigkeit aus der expansiven Geldpolitik aussteigen.

Christian Reicherter, Anleiheanalyst der DZ Bank:

Notenbankchefin Christine Lagarde hat heute einen geldpolitischen Drahtseilakt mit Bravour absolviert. So ist es ihr gelungen, den geldpolitischen Kurs zu adjustieren ohne die Marktakteure übermäßig zu verschrecken. Perspektivisch wird die Notenbank in den kommenden Monaten den geldpolitischen Stimulus behutsam reduzieren. Zugleich bleibt die Notenbank wachsam, sollten neue Unwägbarkeiten auftreten. Eine PEPP-Reaktivierung bleibt eine Option.

Nunmehr bleibt nur zu hoffen, dass die EZB recht behält und der Inflationsdruck sich im kommenden Jahr nach und nach zurückbildet. Ansonsten droht ein durchaus schmerzhafter Kurswechsel.

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