LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 2 Minuten

EZB Mit amerikanischen Methoden aus der Krise?

Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen in Traunstein
Gottfried Urban, Vorstand der Bayerische Vermögen in Traunstein
Jetzt also doch die Bazooka: Bis September 2016 will die EZB monatlich Anleihen im Wert von 60 Milliarden Euro aufkaufen. Eventuelle Verluste wälzt sie zu 80 Prozent auf die nationalen Notenbanken ab. Damit will Draghi die Banken in Euroland dazu bringen, mehr Kredite auszureichen und so auch die Deflationsgefahr bekämpfen.

Kritiker weisen darauf hin, dass die Banken die zusätzliche Liquidität womöglich nicht in die Kreditvergabe stecken, sondern in alternative Anlagen. Außerdem könnte das EZB-Programm dazu führen, dass wirtschaftlich schwache EU-Staaten die dringend nötigen Strukturreformen hinauszögern. Das würde den Zusammenhalt in der Währungsunion schwächen.

Andererseits: In den USA hat die Strategie gewirkt. Die Arbeitslosenrate hat sich seit Ausbruch der Finanzkrise auf fast 5 Prozent halbiert, die Wirtschaft wächst stabil. Die US-Aktienmärkte sind bereits 50 Prozent über das Vorkrisenniveau gestiegen, und die Unternehmen verdienen mehr als je zuvor.

Warum hat die EZB also so lange gewartet? Europa hat das Augenmerk immer auf die Haushaltsdefizite gerichtet. Der Deflationsgefahr und der wirtschaftlichen Lage wurde kaum Aufmerksamkeit geschenkt. Nun gehört das hier auch nicht zum Auftrag der Notenbank. In Euroland herrscht aber mit über 11 Prozent hohe Arbeitslosigkeit.

Günstige Gemengelage für Aktien

Ein schwacher Euro, günstige Rohstoffpreise, Nullzinspolitik und die Schaffung von 1,1 Billionen Euro zusätzlicher Liquidität für die Kreditfinanzierung sind ein noch nie da gewesenes Maßnahmenpaket für Euroland. Die nun in Euroland angelangte Amerikanisierung der Notenbankpolitik wird uns die nächsten Jahre noch weiter tiefe Zinsen und deutlich höhere Aktienkurse und steigende Immobilienpreise bescheren. Banken und Altersvorsorgeunternehmen müssen daher ihre Depots umbauen: mehr globale Anlagen, schlechtere Schuldner, Fremdwährungen und mehr Aktien.

Für die europäischen Aktien spricht darüber hinaus der andauernde Anlagenotstand, der durch die aktuelle Politik der Zentralbanken der größten Industrieländer entstanden ist. Durch die günstigere Refinanzierung konnten viele Unternehmen ihre Kosten senken. Fundamentale Wendepunkte bei den europäischen Zinsmärkten und an den Aktienmärkten sind noch nicht in Sichtweite.

Hohe Dividenden erwartet

Leider sind anders als in den USA unsere Sparer nicht ausreichend in Aktien engagiert. Die Schere zwischen Reich und Arm wird weiter auseinanderklaffen. Neben den Staaten, großen Unternehmen und Banken sind auch Vermögende und Sachwertbesitzer die Gewinner.

Vor diesem Hintergrund sind Aktien mit einer hohen Dividende 2015 das Investment der Wahl. Angesichts der hohen Liquidität der Unternehmen sind die Ausschüttungsquoten noch nicht ausgereizt. Europas Unternehmen verdienen etwa 8 Prozent ihres Börsenwertes pro Jahr und schütten im Schnitt 3 bis 4 Prozent Dividende aus. Für Industrieanleihen bekommt der Sparer von den gleichen Unternehmen durchschnittlich nur noch 2 Prozent Zinsen. Für die Dividendensaison 2015 sind bereits Rekordausschüttungen geplant.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion