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EZB-Politik Die Zinsgefahr für Aktien wächst

Charles McKenzie, Chefanlagestratege für Anleihen bei Fidelity International

Das Ende niedriger Zinsen naht: Seit einiger Zeit mehren sich die Signale aus den Zentralbanken, dass sich die lockere Geldpolitik dem Ende zuneigen könnte. Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte angesichts wachsender Zuversicht, dass sich der Aufschwung fortsetzt, wohl im September den Einstieg in den Ausstieg verkünden. In Großbritannien wird eine Zinserhöhung durch die Bank of England immer wahrscheinlicher – ungeachtet der Unwägbarkeiten durch den Brexit. Und in den Vereinigten Staaten rückt das Verkleinern der Bilanz der Federal Reserve näher.

Die Märkte reagierten prompt: Weltweit machten die Renditen von Staatsanleihen einen Sprung nach oben, angeführt von zehnjährigen Bundesanleihen, deren Renditen sich verdoppelten. Kritischer scheint jedoch, dass der Renditeanstieg von Kursverlusten bei Aktien begleitet wurde. Wenn von rasant steigenden Staatsanleiherenditen die Rede ist, kommt die übliche Frage, ob das der entscheidende Moment für die Anleihemärkte ist.

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Doch die Frage lautet momentan nicht, wie hoch die Renditen von Staatsanleihen steigen werden, sondern welches Niveau die Zentralbanken bereit sind zu tolerieren. Größten Anlass zur Sorge sollte den Währungshütern eine als Doppelstraffung (englisch Double Tightening) bekannte Entwicklung geben: Dabei geht ein Anstieg der Staatsanleiherenditen und Zinsen mit Kursrückgängen bei Aktien einher. Die zurückliegenden Handelstage gaben schon einen Vorgeschmack auf dieses Szenario.

In einer perfekten Welt der Zinsnormalisierung erfolgt der Rückzug aus einer lockeren Geldpolitik parallel zu einem Konjunkturaufschwung und einer moderat anziehenden Inflation. Das sind gute Bedingungen für Unternehmen und riskantere Anlageinstrumente. Aber wenn Zinserhöhungen dem Aufwärtstrend von Aktien das Wasser abgraben, sollten bei den Währungshütern die Warnlampen aufleuchten. Verschärft wird das Problem durch die höher als jemals zuvor verschuldeten Volkswirtschaften. Dadurch wirken Zinsstraffungen noch stärker. Halten die aktuellen Trends an den Märkten an oder beschleunigen sich gar, werden die Zentralbanken schleunigst zurückrudern. Denn mit ihrem Stimmungsumschwung reagieren die Währungshüter mit Verzögerung auf die starke Marktphase der vergangenen sechs Monate. Mit dem jüngsten Zinsschritt nach oben hat sich diese nun zum Teil umgekehrt.

Zwar deutet der kurzfristige Trend auf höhere Renditen bei Staatsanleihen hin. Der längerfristige Ausblick für die globalen Zinsraten wird aber vor allem von den dauerhaften Einflüssen wie einer alternden Bevölkerung, hoher Staatsverschuldung und zunehmender Ungleichheit dominiert. Das dürfte das Wachstum reduzieren, die Inflation begrenzen und weltweit die Nachfrage nach festverzinslichen Vermögenswerten fördern.

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