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25 Basispunkte runter
EZB startet Zinswende – das sagen die Finanzprofis
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Von in MärkteLesedauer: 10 Minuten
EZB-Präsidentin Christine Lagarde
EZB-Präsidentin Christine Lagarde | Foto: Imago Images / Eibner

 

Mark Wall, Chefvolkswirt Europa bei der Deutschen Bank

„Wie erwartet senkt die EZB ihren Leitzins um 25 Basispunkte. Aber die Erklärung gibt wohl weniger Hinweise auf die künftigen Schritte, als viele erwartet haben. In diesem Sinne ist der unmittelbare Ton eher der eines Falken: Diese Zentralbank hat es nicht eilig, ihre Politik zu lockern.“

 

Clemens Fuest, Präsident des Ifo-Instituts

„Der Schritt ist sinnvoll, weil sich die Inflation in Europa mittlerweile in Richtung der angestrebten zwei Prozent zurückentwickelt. Diese Zinssenkung ist an den Märkten allerdings bereits eingepreist, der Impuls für die Konjunktur wird begrenzt sein. Dass weitere Zinssenkungen bald folgen können, ist angesichts deutlich steigender Löhne und verschobener Zinssenkungen in den USA eher fraglich.“

 

 

 

Jörg Krämer, Commerzbank

„Nach der weithin erwarteten Senkung des Leitzinses um 25 Basispunkte hat die EZB heute wenig Konkretes zur weiteren Zinsentwicklung gesagt. Alles hänge von den Daten ab, war ein häufig zu hörender Satz. Wir erwarten weiter, dass der EZB-Einlagensatz von jetzt 3,75 Prozent bis zum ersten Quartal 2025 auf 3,0 Prozent fallen wird. Danach rechnen wir mit keinen weiteren Zinssenkungen, weil das Inflationsproblem noch lange nicht gelöst sein dürfte. Letztlich ist die heutige Zinssenkung verfrüht.“

 

Eckhard Schulte, Vorstandsvorsitzender Mainsky Asset Management

„Dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen um 25 Basispunkte senken würde, darauf hatte sie den Markt in den vergangenen Wochen entsprechend vorbereitet und heute nun Fakten geschaffen. In der anschließenden Pressekonferenz hat Christine Lagarde allerdings auf die Kommunikation eines klar definierten Kurses verzichtet und somit auch keine Hinweise auf eine nächste Zinssenkung gegeben. Die Notenbank ist sich unsicher, wie restriktiv ihre Geldpolitik wirklich ist und ob der neutrale Zins möglicherweise deutlich höher als vor der Corona-Pandemie liegen könnte. Die Diskussion um den neutralen Gleichgewichtszins hat damit nun auch die EZB voll erfasst. Der überraschende Anstieg der Kerninflationsrate im Mai auf 2,9 Prozent dürfte diese Verunsicherung nicht nur weiter geschürt haben, sondern auch für die Anhebung der EZB-Inflationsprognose für 2024 und 2025 mitverantwortlich gewesen sein.

Aus unserer Sicht bleibt es allerdings dabei, dass die Argumente für einen deutlich höheren neutralen Zins in Europa wenig überzeugend sind. Im Gegensatz zu den USA sprechen hier weder die Demographie noch ein stärkeres Produktivitätswachstum für diese These. Auch die Investitionsoffensive zum klimaneutralen Umbau der Wirtschaft der EZB kann als Argument dafür nur wenig herhalten, da den potenziell höheren staatlichen Investitionen ein weiterer Rückgang privater Investitionen und damit eine sich fortsetzende Zersetzung des Produktionspotenzial entgegenstehen. Somit besteht in dem heute gestarteten Zyklus ein hohes Potenzial für weitere Zinssenkungen, während die Markterwartungen in diesem Punkt zu vorsichtig sind. In einem Jahr sollten die Leitzinsen in der Eurozone mindestens 100 Basispunkte tiefer liegen als heute.

Für die laufende Rally am Aktienmarkt sind dies alles gute Argumente. Der Rückenwind von der Zinsseite sichert die ohnehin nicht hohen Bewertungen ab und die Aktien profitieren von robusten Unternehmensgewinnen aufgrund eines hohen nominalen Wirtschaftswachstums. Zudem stützen die jüngst wieder gefallenen Energiepreise. Europas Börsen befinden sich in einem taktischen ‚Sweet-Spot‘ und sollten Investoren auch in den nächsten Wochen eine attraktive Rendite bieten. Für den Deutschen Aktienindex spricht derzeit allerdings weniger die intakte Wachstumsstory der deutschen Wirtschaft, sondern stattdessen seine internationale Ausrichtung.“

 

Christian Reicherter, Analyst der DZ Bank

„Die Währungshüter haben ihren Worten Taten folgen lassen und heute die Leitzinswende vollzogen. Angesichts der anhaltend hohen Inflation – bedingt durch teils kräftiges Lohnwachstum und der jüngst wieder anziehenden Nachfrage – lässt die Zinssenkung der EZB aber Raum für Kritik offen. Wir rechnen in den kommenden Monaten nicht mit einem aggressiven Zinssenkungskurs, da die Teuerung noch nicht besiegt ist. Rückschläge bei der Annäherung an die Zielmarke von zwei Prozent müssen weiter einkalkuliert werden. Besonderes Augenmerk richten die Notenbank-Oberen deshalb auf die Lohnentwicklung im Euroraum.

Ein ausgeprägter Lohndruck könnte vor allem die Preise im Dienstleistungssektor nach oben treiben. Die EZB dürfte den weiteren Lockerungspfad deshalb mit Vorsicht beschreiten. Dies spiegelt sich auch im geldpolitischen Statement wider, wonach die weitere Adjustierung des Notenbank-Kurses von der Datenlage abhängt. Wir erwarten eine weitere Lockerung der Zinszügel im September und Dezember. Zum Jahresende dürfte der Einlagensatz dann bei 3,25 Prozent liegen“

 

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