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EZB-Zinsentscheidung Mario Draghis Öl-Problem weckt Erinnerung an 2011

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Die EZB-Prognosen hatten auf der Annahme basiert, dass der durchschnittliche Brent-Ölpreis von 54 Dollar je Barrel im Jahr 2015 auf grob 58 Dollar je Barrel im nächsten Jahr ansteigen wird. Derzeit kostet die Nordsee-Sorte ungefähr 28 Dollar je Barrel.

Notenbanker sehen normalerweise über Marktbewegungen hinweg und nehmen eine mittelfristige Perspektive ein – es sei denn, die Inflationserwartungen und die Realwirtschaft sind gefährdet. Im Jahr 2011, als der Brent-Preis deutlich über 100 Dollar je Barrel lag und sich die Inflationsrate auf drei Prozent zubewegte, erhöhte die EZB unter Präsident Jean-Claude Trichet ihre Leitzinsen zwei Mal „im Lichte der Aufwärtsrisiken für die Preisstabilität".

Die Hälfte des derzeitigen EZB-Direktoriums – Draghi, Vize- Präsident Vitor Constancio aus Portugal und Yves Mersch aus Luxemburg – saß damals im EZB-Rat, als beide Zinsentscheidungen einstimmig getroffen wurden. EZB-Direktoriumsmitglied Peter Praet und die gegenwärtigen Chefs einiger Notenbanken waren Mitglieder, als zumindest einer der Beschlüsse gefällt wurde.
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Ihnen war damals nicht bewusst, dass die Wirtschaft – nicht lange nach der Rezession von 2008 bis 2009 – nicht so stark war wie es erschien. Als Draghi im November 2011 die Nachfolge von Trichet antrat, stellten sich die Abwärtsrisiken ein und er senkte die Zinsen bei den ersten zwei geldpolitischen Treffen seiner Amtszeit. Trotzdem folgte ein sechs Quartale währender Abschwung und die Inflation hat sich seither verlangsamt.

Sehr niedrige Leitzinsen über einen ausgedehnten Zeitraum bringen Risiken mit sich, und die möglichen Auswirkungen der Lage in China komplizieren die Situation noch weiter. Doch die Hauptsorge der EZB dürfte der eigenen Glaubwürdigkeit gelten. Die Zentralbank hat den Auftrag, die Inflation wieder dem Zielwert von knapp zwei Prozent anzunähern, und diesen Punkt wird Draghi am heutigen Donnerstag mit Sicherheit bekräftigen.

„Sie können sich keinerlei Fehler leisten", sagte Ökonom Frederik Ducrozet von Banque Pictet & Cie in Genf. „Sie befürchten, dass sich die Inflation in dem gegenwärtigen Umfeld säkularer Stagnation und niedrigem Wachstums nahe Null festsetzt, und aus diesem Grund neigen sie zu einem lockeren Kurs."

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