Henning Lindhoff
22.09.2022

Schuldennot wächst „Gerade junge Menschen überschätzen ihre finanzielle Leistungskraft“

Susanne Krehl von Fabit
Susanne Krehl von Fabit: Sie will jungen Menschen finanziell auf die Sprünge helfen.
© Fotomontage von Jessica Hunold mit Canva

Das Investment: Frau Krehl, Fabit war Botschafter auf dem G20-Digital Innovation Network. Wie lief das Event für Sie?

Susanne Krehl: Für uns war es eine tolle Gelegenheit, den Fabit-Ansatz einem internationalen Publikum vorzustellen und uns mit anderen Unternehmen zu vernetzen. Es freut uns sehr, dass das Thema finanzielle Inklusion Fokusthema bei den G20 ist und dass wir finanzielle Gesundheit auch in Industrienationen zum Thema machen können.

Wer steckt eigentlich hinter Fabit?

Krehl: Wir sind ein Team aus erfahrenen Gründern, die bereits erfolgreich Unternehmen gegründet, skaliert, internationalisiert und verkauft haben. Ralf ist Gründer von Smartlaw, Robert programmiert seit er 12 ist und ich bin seit über zehn Jahren in verschiedenen Rollen in der Fintech-Branche.

 

Hört sich nach einer bunten Truppe an.

Krehl: Ja, finde ich auch. Diversität spielt bei uns eine große Rolle. Unser Team ist gemischt und vereint verschiedene Geschlechter, Lebens- und Familienformen sowie soziale Hintergründe. Das ist uns auch deshalb wichtig, weil wir mit Fabit ein Produkt entwickeln, das die Bedürfnisse der ganzen Bevölkerung abbilden soll. Dafür müssen wir uns in das Leben der Menschen, die nicht in unserer Branche arbeiten, hineinversetzen. Wir machen das über User Interviews, Gespräche und Hospitanzen bei Schuldnerberatern und profitieren von unseren früheren Erfahrungen mit der Zielgruppe.

Und wie kamen Sie auf diesen Namen?

Krehl: Fabit leitet sich ab von Financial Habit – also finanziellen Gewohnheiten. Der Name spiegelt den Kern unseres Angebots wider. Denn was vielen nicht klar ist: Unser Umgang mit Geld ist von Gewohnheiten und Glaubensgrundsätzen geprägt. Wer zum Beispiel in seiner Kindheit und Jugend erlebt hat, dass es ganz normal ist, immer im Dispo zu sein, wird das auch im eigenen Erwachsenenleben so weitermachen. Fabit unterstützt Menschen dabei, solche Gewohnheiten und Glaubensgrundsätze nachhaltig zu verändern. Mit dem Ziel, langfristig finanziell gesund zu werden.

Wie verdienen Sie bei Fabit Ihr Geld?

Krehl: Fabit ist für Nutzer grundsätzlich kostenlos. Es ist eine Premium-Version geplant und später werden spezielle Services gegen eine Gebühr hinzugebucht werden können. Zudem arbeiten wir an B2B-Monetarisierungsoptionen. Aktuell sind wir durch Business Angels finanziert.

 

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Aber mal ehrlich: In Deutschland kann doch jeder ein Konto eröffnen und per Neobroker Aktien kaufen und für die Rente anlegen.

Krehl: Finanzielle Bildung gibt es aber nicht gratis dazu. Auch unsere Gesellschaft profitiert aus sozialen und ökonomischen Gründen von der Teilhabe möglichst aller Menschen an finanziellen Dienstleistungen. Wir haben in Europa sehr viel Wohlstand geschaffen und es sollte in unser aller Interesse sein, die Schere in der Gesellschaft möglichst gering zu halten und den gesellschaftlichen Wohlstand allen zugänglich zu machen.

Trotzdem machen sich laut einer OECD-Studie 42 Prozent der Europäer Sorgen um ihre finanzielle Situation. Mehr als ein Viertel verfügt über keinerlei Ersparnisse – das sind Themen, an denen auch die Finanzbranche arbeiten sollte. Die gleiche Studie kommt außerdem zu dem Schluss, dass etwa der Hälfte der erwachsenen Bevölkerung in der EU nicht über ein ausreichendes Verständnis grundlegender Finanzkonzepte verfügt.

Welche Nutzer nehmen Sie besonders ins Visier?

Krehl: Natürlich vulnerable Gruppen, wie Geringverdienende, Frauen und junge Erwachsene. Finanzielle Bildung der Bevölkerung fördert die finanzielle Inklusion. Denn nur wenn die Bürger*innen die angebotenen Finanzprodukte und deren Nutzen für die eigene Situation verstehen, können sie selbstbestimmte Entscheidungen treffen.

Eine auf finanzielle Inklusion abzielende Wirtschaftspolitik sollte sich deshalb nicht nur auf die finanzielle Infrastruktur konzentrieren, sondern auch die Verbesserung der finanziellen Bildung und die grundsätzliche Zugänglichkeit und Verständlichkeit von Finanzprodukten im Blick behalten.

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