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Faktor-Investments Wie Fondsanleger die erfolgreichsten Anlagestrategien kombinieren

Bernhard Breloer, Kundenportfoliomanager bei Robeco
Bernhard Breloer, Kundenportfoliomanager bei Robeco

Statt sich konsequent an eine Anlagestrategie zu halten, handeln Menschen oftmals überstürzt und zu viel. Systematisches Vorgehen wie das sogenannte Faktor-Investing soll helfen, derartige Fehler zu vermeiden. Dazu zählen beispielsweise Aktienstrategien, die nach festen Regeln ein Schwergewicht auf günstige Bewertungen (Value) oder auf kurzfristig starke Performance (Momentum) legen. Andere Varianten sind Strategien, die kleine (Small Cap), schwankungsarme (Low Volatility), krisensichere (Quality) oder wachstumsstarke (Growth) Unternehmen bevorzugen. „Der wichtigste Faktor für den Ertrag einzelner Aktien sind neben der Entwicklung des Markts Investmentstile wie Value, Small Caps oder Momentum“, sagen Benedikt Henne und Klaus Telöken, die als Investmentchefs bei Allianz Global Investors (AGI) für systematische Aktienstrategien zuständig sind. Nach Einschätzung der AGI-Experten dürften bis zu 80 Prozent des marktunabhängigen Ertrags breit gestreuter Portfolios durch lediglich eine Handvoll Faktoren zu erklären sein. Daher hätten sich bereits zahlreiche Institutionelle dem Faktor-Investing zugewandt, so die Experten.

Für gewöhnlich prüfen diese dabei aber laufend Gewicht und Risiko der unterschiedlichen Faktoren, in die sie etwa per börsengehandelten Indexfonds investieren. Das ergibt Sinn, da die einzelnen auch als Style-Investments bezeichneten Faktorstrategien sich über Jahre hinweg schlechter entwickeln können als der Markt. Zum Beispiel reagieren Value-Aktien überdurchschnittlich empfindlich auf den Konjunkturverlauf. Das bedeutet, dass Investoren wie Warren Buffett mit einer Präferenz für günstig bewertete Aktien bereit sein müssen, für ihren größeren Profit auch längere Durststrecken zu ertragen.

Der Blick auf die Jahresperformance unterschiedlicher Faktorindizes zeigt zudem, dass die Gewinner nahezu jedes Jahr variieren. Wie lässt sich die kurzfristige Volatilität der langfristig erfolgreichen Strategien vermeiden? Dank eines guten Timings immer auf die lukrativsten Strategien zu setzen, ist aus Sicht von Experten wenig realistisch. „Würde dies stets gelingen, wäre das Anlageergebnis hervorragend. Faktor-Timing lässt sich aber kaum zuverlässig bewerkstelligen“, urteilen die AGI-Experten. Dieses sei ähnlich schwierig wie das Timing des Markts selbst.

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Quelle: The Economist Intelligence Unit

Stattdessen versuchen sich die Anbieter an Fonds, die das anzulegende Kapital auf mehrere Investmentstile zugleich verteilen. Und die Zahl der Multi-Faktor-Produkte wächst. Faktoren seien ein guter Weg, um Risikoprämien für Value, Momentum oder Small Caps zu vereinnahmen, bestätigt Alexei Jourovski. „Es ist aber wichtig, auf eine gute Diversifikation zu achten. Für die meisten Investoren ist es sinnvoll, in einem Portfolio auf unterschiedliche Faktoren zu setzen“, meint der Aktienchef des in Genf ansässigen Asset Managers Unigestion.

Allerdings bedarf auch dieses Streuen eines aufwendigen Risiko-Managements, um Schnittmengen zwischen den Strategien und damit Klumpenrisiken zu vermeiden. Die waren beispielsweise beim Start der Finanzkrise von 2007 bis 2009 zu beobachten, als Momentum- und Value-Aktien so weit übereinstimmten, dass ihre Kombination keine schützende Wirkung mehr hatte. Beim Platzen der Technologieblase nach der Jahrtausendwende glichen die Teilstrategien ihre Schwankungen dagegen weitgehend wechselseitig aus.

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