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Faktor-Strategien Anlegen mit Stil

Endlich Geld vermehren wie die Mächtigen auf diesem Planeten: Zumindest wer die Währungshüter der Europäischen Zentralbank (EZB) dazuzählt, kann nun loslegen. Die Eurozonen-Notenbank hat nämlich erstmals die Mitglieder ihrer Führungsriege verpflichtet, publik zu machen, wie sie sich jeweils an Firmen beteiligen und in Finanzprodukte investieren. Das soll für mehr Transparenz sorgen und zugleich zeigen, ob die EZB-Top-Leute mit ihrer Geldpolitik möglicherweise private Interessen verfolgen.

Dank ihrer Einblicke in die Finanzwelt dürften sie ein weit besseres Verständnis der Kapitalmärkte haben als normale Bürger. Aber wer hätte das gedacht? Deutschlands Chef-Bundesbanker und EZB-Ratsmitglied Jens Weidmann beispielsweise legt angesichts seines Finanzwissens erstaunlich schlicht an. Der mögliche Nachfolger von EZB-Präsident Mario Draghi hat lediglich zwei Angebote aus der Indexfondssparte der DWS gewählt: Der X-Trackers Dax Ucits ETF (ISIN: LU0274211480) folgt dem Verlauf des deutschen Leitindex Dax mit seinen 30 Börsenschwergewichten. Der X-Trackers MSCI AC World Ucits ETF (IE00B-GHQ0G80) bleibt dem erheblich weiter gestreuten weltweiten Aktienindex MSCI All Country World auf der Spur. Unter dem Strich schafft es Weidmann so, mit nur zwei Investments auf mehr als 2.700 Titel in 23 Industrie- und 24 Schwellenländern zu setzen.

Der einfache Weg, über Indexfonds weite Teile des Kapitalmarkts abzudecken, gehört sicherlich zu den wesentlichen Gründen des andauernden ETF-Erfolgs. Europaweit sammelten Indexfolger 2018 insgesamt 80 Milliarden Euro ein und verkleinerten die Lücke zu gemanagten Fonds auf einen neuen Tiefststand von 27 Milliarden Euro. Schlagkräftiges Argument sind zudem die niedrigen Kosten, die oftmals nur rund ein Zehntel der Gebühren eines konventionellen Portfolios ausmachen.

                                     Quelle: Morningstar

„Die ETF-Nachfrage hat im Februar einen neuen Höchstwert innerhalb der letzten zwei Jahre erreicht“, berichtet auch Rudolf Geyer. Dem Chef der B2B-Direktbank Ebase zufolge haben knapp viermal mehr seiner Kunden ETF-Anteile gekauft als verkauft. Auch die Handelshäufigkeit der ETFs liege entgegen dem Trend bei aktiv gemanagten Fonds in diesem Jahr über dem Durchschnitt des Vorjahres. Geyer will dem gerecht werden und plant, die Zahl der derzeit 450 Fonds auf der Ebase-Plattform mittelfristig auf rund 1.300 ETFs aufzustocken. „Der Trend hin zu ETFs ist sicherlich einer der ausgeprägtesten im Fondsgeschäft“, so der Sprecher der Ebase-Geschäftsführung. Und die Nachfrage werde weiter zulegen.

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Dass die sogenannten passiven Produkte in absehbarer Zeit ganz vorne liegen, steht für Marlène Hassine Konqui außer Frage. Vor allem ETFs, die Strategie-Indizes abbilden, sind nach Ansicht der Expertin, die das ETF-Research bei Lyxor leitet, in diesem Jahr besonders gefragt: „Deren verwaltetes Vermögen wird wachsen, da sich der Wirtschaftszyklus in seiner Spätphase befindet.“ Konqui denkt dabei zuvorderst an Produkte, die besonders risikoarm anlegen sollen. Diese meist unter dem Begriff Minimum Volatility laufenden Fonds zählen seit Jahren zu den erfolgreichsten Kategorien der sogenannten Smart-Beta- oder Faktor-ETFs.

Statt ganzer Börsenindizes berücksichtigen diese nur diejenigen Titel, die eine besonders niedrige Volatilität vorweisen können. Die Auswahl erfolgt rein quantitativ und damit streng nach festen Regeln. Die Ergebnisse können sich gerade in Bärenmärkten sehen lassen: Im Jahr 2008 verloren Strategien dieses Typs nur rund halb so viel wie klassische Börsenindizes. 2018 ein ähnliches Bild: Während der Weltindex MSCI World 5,9 Prozent nachgab, zeigten sich die Volatilitäts-ETFs mit 0,9 Prozent Minus deutlich krisenresistenter.

Ein kaum weniger beliebter Faktor ist die Unternehmensgröße. Small-Cap- und Size-Indizes konzentrieren sich auf kleine Aktiengesellschaften oder erhöhen zumindest deren Gewicht im Portfolio. Mit dieser Strategie konnten Anleger in Top-Jahren wie 2015 bis 2017 jeweils bis zum Doppelten der Marktrendite einstreichen (siehe hier). Im vergangenen Jahrzehnt legten Small Caps um insgesamt 273 Prozent zu, nahezu dreimal stärker als Aktien von Großkonzernen, sogenannte Large Caps.

Woher kommt dieser Zuschlag? Je kleiner ein Unternehmen, desto schneller kann es wachsen. Denn spezialisierte Gesellschaften profitieren mehr als riesige Mischkonzerne von Aufschwüngen in ihrem Geschäftsfeld. Außerdem beobachten weniger Analysten den Markt für Mini-Aktien, was ebenfalls zu größeren Kursausschlägen führt. Da dieses Anlageuniversum eine geringe Liquidität aufweist, sollten Anleger allerdings für das höhere Risiko, das sie eingehen, auch eine entsprechende Prämie einheimsen.

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