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Faktor-Strategien Anlegen mit Stil

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Das sind nur zwei Beispiele für Faktoren, deren Zahl locker in die Hunderte geht. Zu den beliebten Varianten der ETF-Schmieden gehören neben Dividenden noch drei weitere Renditetreiber: Für Momentum-Strategien ist die Kursentwicklung der Aktien in den vergangenen Monaten ausschlaggebend. Auf dem Faktor Wert beruhende Indizes listen im Sinn einer Value-Strategie günstige Titel, die sich anhand eines niedrigen Kurs-Buchwert- und Kurs-Gewinn-Verhältnisses herausfiltern lassen. Qualitäts-Strategien konzentrieren sich auf Investments mit herausragend guten Kennzahlen. Dabei entscheiden Daten wie das Kurs-Buchwert-Verhältnis, die Dividendenrendite und der Kurs-Gewinn-Quotient über die Zusammenstellung des Index.

Das weltweite Angebot aller Faktorstrategien im Indexfondsmantel ist in wenigen Jahren auf knapp 1.500 ETFs gestiegen, allein in den zurückliegenden zwei Jahren sind knapp 400 hinzugekommen. Investoren vertrauen ihnen aktuell 709 Milliarden Euro an, netto flossen ihnen allein im Vorjahr 77 Milliarden Euro zu. In dem ETF-Vorreiterland USA decken sie bereits ein Fünftel des Indexfonds-Markts ab, in Europa 8 Prozent, Tendenz ebenfalls steigend.

Wo liegen die Gründe für das rasante Wachstum? Dazu gehören auf jeden Fall die seit Jahren mauen Ergebnisse der gemanagten Wettbewerber. Das Vorjahr markierte dabei einen neuen Tiefpunkt, denn viel katastrophaler hätten die Resultate kaum ausfallen können. Lediglich 24 Prozent aller Fondsmanager schafften es 2018, ihre Vergleichsindizes zu schlagen. 2017 gelang dies immerhin noch knapp der Hälfte (48 Prozent). Das war allerdings ein Ausreißer nach oben, der Zehnjahresdurchschnitt liegt bei gerade einmal 36 Prozent. Eine aktuelle Studie von Lyxor belegt, dass die für Fondsmanager bittere Bilanz nochmals schlechter ausfällt, wenn diese langfristig gegen mathematisch zusammengestellte Strategie-Indizes antreten müssen. Gelang es beispielsweise in den zurückliegenden zehn Jahren 37 Prozent der Europafonds, den MSCI Europe hinter sich zu lassen, nur 9 Prozent schlugen eine Kombination von Faktor-Indizes.

Fondsmanager scheitern oftmals an Indizes
Die meisten Fondsmanager schaffen es nicht, Marktindizes langfristig zu schlagen. Bei Multi-Faktor-Indizes gelang ihnen dies auf Jahressicht teilweise.

In jedem Fall sind Faktoranlagen auf dem Vormarsch. Jüngst hat etwa der Online-Vermögensverwalter Scalable Capital seine Palette an Anlageinstrumenten mit vier Faktor-ETFs der Blackrock-Tochter iShares bereichert. Das Quartett deckt europa- und weltweit jeweils die Faktoren Value und Momentum ab. „Wir nehmen die ETFs auf, weil Faktor-Indizes langfristig ein besseres Risiko-Rendite-Verhältnis aufweisen als klassische Indizes, die nach Marktkapitalisierung gewichtet sind“, sagt Scalable-Geschäftsführer und Mitgründer Erik Podzuweit.

Tatsächlich beeindrucken die überdurchschnittlichen Gewinne, die Faktorstrategien gegenüber Marktindizes erzielen können. Die möglichen Verluste sind allerdings auch nicht ohne. So hätten Anleger auf Sicht von fünf Jahren mit einer internationalen Small-Cap-Strategie 5,6 Prozentpunkte weniger als mit einem ETF auf den MSCI World verdient. Mit einem Value-Ansatz hätte der Rückstand im selben Zeitraum sogar 17,7 Prozentpunkte betragen. Das Analysehaus Morningstar bezeichnet Faktor-ETFs daher auch nicht als Smart Beta, sondern als Strategic Beta: „Marketing-Slogans wie Smart Beta führen Privatinvestoren in die Irre, denn sie verleiten zur Annahme, dass alternative Indexprodukte bessere Renditen abliefern als nach Marktkapitalisierung gewichtete“, stellte Analyst Gordon Rose bereits 2013 fest. Unsere Übersicht der jährlichen Faktor-Renditen seit 2007 zeigt, wie stark die Ergebnisse unterschiedlicher Faktoren von Jahr zu Jahr schwanken und wie häufig dabei die Performance-Sieger wechseln.

Faktor-Fonds und Multi-Faktor-ETFs im ÜberblickDie obere Tabelle zeigt ausgewählte Fondsangebote, die mit dem Einsatz von Faktorstrategien punkten wollen.
Die untere Tabelle listet die größten Multi-Faktor-ETFs im Xetra-Segment der Deutschen Börse.

Dieses Problem meinen Fondsanbieter aber lösen zu können. Mit ausgeklügelten Regeln, die zur richtigen Zeit die richtige Strategie verfolgen sollen. Oder klassisch mit versierten Managern, die mit feinem Näschen allzeit das Beste aus dem Instrumentenkoffer holen. Zur erstgenannten Gruppe gehören Multi-Faktor-ETFs, die 2018 sogar schon das Gros der neu auf den Markt gekommenen Faktor-ETFs ausmachten.

Diese Fonds mischen wenigstens drei Faktoren und haben den Anspruch, sich weniger abhängig vom Markt zu entwickeln und somit ein besseres Rendite-Risiko-Profil als Einzelfaktor-Strategien zu erreichen. Mit den größten Anlegerzuspruch erntete bislang der rund eine halbe Milliarde Euro schwere iShares Edge MSCI World Multifactor Ucits ETF (IE00BZ0P-KT83), der mit seinem Start im September 2015 bereits zu den Methusalems unter den Multifaktor-Angeboten zählt.

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