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Nachhaltigkeit Fast jedes zweite Unternehmen stellt sich grüner dar, als es ist

Pharmalabor
Pharmalabor: Viele Pharmakonzerne geloben den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern; ihre Preisgestaltung für Medikamente passt jedoch überhaupt nicht dazu. | Foto: imago images / Future Image

Nachhaltige Aspekte gewinnen bei der Bewertung von Unternehmen zunehmend an Bedeutung. Wie ökologisch oder sozial ein Unternehmen aber tatsächlich agiert, ist gar nicht so einfach zu erkennen. Denn viele übertreiben es gern in der Darstellung ihrer ESG-Bemühungen, frei nach dem Motto: Worte sagen mehr als Taten. Auch die aktuelle Fidelity-Umfrage unter Analysten des Investmenthauses zeigt, dass dieses Verhalten recht verbreitet scheint, wenn auch mit regionalen Unterschieden. Insgesamt geben 40 Prozent der befragten Analysten an, dass die von ihnen betrachteten Unternehmen, sich in Sachen ESG besser darstellen, als es ihr Handeln rechtfertigt.

So zum Beispiel in den USA: Hier sagen fast 60 Prozent der Analysten, dass die Unternehmen sich gern in einem besonders guten Licht darstellen. Ein IT-Analyst verweist beispielsweise auf Hochglanz-ESG-Berichte, die hohe prozentuale Veränderungen bei Umweltkennziffern nennen, aber ohne Zusammenhänge aufzuzeigen, wie bedeutend die Zahlen tatsächlich überhaupt sind.

Auch in der ESG-Vorreiterregion Europa wird überdurchschnittlich gern übertrieben. Oder die Firmenlenker wissen einfach, worauf es ankommt: „Einige große Unternehmen nutzen ihre Mittel, um besonders gut in Bewertungen von Rating-Agenturen abzuschneiden, ihnen fehlt aber letztlich die wahre ESG-Überzeugung“, konstatiert ein europäischer Finanz-Analyst.

Auch in den Sektoren sind Unterschiede festzustellen. Hier sagen vor allem Analysten für Industrie- und Energiewerte, dass die Unternehmen ihre ESG-Bemühungen zu positiv darstellen. Das ist nicht ganz so überraschend, da diese beiden Sektoren unter hohem Druck stehen, ihre CO2-Emissionen zu reduzieren. Aber auch jeder zweite Analyst für das Gesundheitswesen beklagt einen Widerspruch zwischen Darstellung und Handeln. Ein Beispiel gibt ein US-Healthcare-Analyst: „Viele Pharmakonzerne reden darüber, den Zugang zur Gesundheitsversorgung zu verbessern. Ihre Preisgestaltung für Medikamente passt jedoch überhaupt nicht dazu.“

Japaner stellen sich oft zu schlecht dar

Überraschenderweise gibt es nicht nur Unternehmen, die sich besser darstellen, sondern auch solche, die ihr Licht offenkundig unter den Scheffel stellen. Dies ist vor allem in Japan zu beobachten, nicht ganz so stark auch in China, Lateinamerika und der EMEA-Region. Ursache ist nicht unbedingt Bescheidenheit. Die Unternehmen verstecken nicht aktiv ihre ESG-Arbeit, sie legen nur einfach weniger offen als sie könnten, heißt es von Fidelity. Dies könne unterschiedliche Gründe haben: Die Kosten für Berichterstattung, die Komplexität der Unterlagen von ESG-Rating-Agenturen, oder ESG ist einfach noch nicht so wichtig in dem betreffenden Umfeld beziehungsweise die Unternehmen sind nicht verpflichtet, ihre Aktivitäten den lokalen Regulatoren offenzulegen.

Hier sind auch Asset Manager gefragt, um die Firmen stärker an das Thema heranzuführen. Ein Beispiel von Fidelity: So wurde auf Wunsch eines mittelständischen japanischen Versorgers sein ESG-Report gegengelesen und empfohlen, weitere Daten zur Senkung von Treibhausgasemissionen und anderen ESG-Aktivitäten an Rating-Agenturen und Investoren zu kommunizieren. Das Unternehmen stimmte zu. Fidelity hat es daraufhin im hauseigenen Rating hochgestuft und geht davon aus, dass Rating-Agenturen demnächst nachziehen.

Das eigentliche Problem wird durch solche Aktivitäten allerdings nicht gelöst. Für mehr Transparenz und eine bessere Berichterstattung ist nach Ansicht des Investmenthauses ein globaler Standard von ESG-Definitionen unumgänglich. Die Offenlegungsverordnung (SFDR) und die Nachhaltigkeits-Taxonomie der Europäischen Union sind ein erster Schritt. Sie sollen für mehr Klarheit sorgen, was überhaupt nachhaltig ist und für einheitliche Berichterstattung sorgen. Auch in den USA ist mit einer standardisierten ESG-Regulierung zu rechnen. Doch Ned Salter ist der Ansicht, dass Insellösungen nicht reichen: „Die Umfrage zeigt, dass wir einen globalen ESG-Standard benötigen und über Regionen hinweg zusammenarbeiten müssen, um sicherzustellen, dass Unternehmen transparent und konsistent in Sachen Nachhaltigkeit sind und dass es eine direkte Verbindung gibt, zwischen dem was sie sagen und was sie tun“, so der globale Leiter des Investment-Research.

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