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F&C: Goldlöckchen-Szenario für Hochzinsanleihen

Chris Brils
Chris Brils
Wir kommen gerade aus einem Monat mit der höchsten Marktvolatilität seit 2008 quer durch alle Anlagenklassen. Die Ausbreitung der Europäischen Schuldenkrise nach Zentraleuropa über Italien und die Herabstufung der USA von deren Dreifach-A-Sockel hat die Unternehmensanleihenmärkte auf beiden Seiten des Atlantiks getrübt.

Auf dem Hochzinsanleihemarkt wurde der Ausverkauf durch die Tatsache verschärft, dass institutionelle Investoren einen Teil ihrer Exposition zu einem saisonalen Niedrigpunkt in Bezug auf Liquidität zu Beginn der Sommerpause verkauft haben: Durch die Kombination aus Verkauf und sehr niedriger Liquidität ist ein ähnliches Umfeld für Hochzinsanleihen entstanden wie 2008, nur in Miniaturausführung.

Kein Vergleich mit 2008

Historisch gesehen war der Verkauf von Hochzinsanleihen eine relativ harmlose Angelegenheit. Aus den Erfahrungen der USA, wo der Hochzinsanleihemarkt schon seit vielen Jahrzehnten voll entwickelt ist, wissen wir, dass Hochzinsanleihen in Zeiten von aggressiven Aktienverkäufen immer noch einen sehr niedrigen oder lediglich einen einstelligen Negativertrag haben, abgefedert durch hohe Einkommen von den Dividendenscheinen. Eine Ausnahme gab es 2008, als es zu einer giftigen Kombination aus gezwungenen Verkäufen und so gut wie keiner Liquidität in Teilen des Marktes kam.

Mit den jüngsten Turbulenzen haben sich Spreads an den Europäischen und US-amerikanischen Hochzinsanleihemärkten auf 750 und darüber hinaus erweitert. Zum Vergleich dazu stiegen die Spreads 2008 auf knapp über 2000.

Eine Wiederholung dessen ist unwahrscheinlich, da der Markt 2008 über einen längeren Zeitraum hinweg Ausfallraten von mehr als 10 Prozent einpreiste und durch die mangelnde Liquidität in einem Markt beschädigt wurde, in dem viele fremdfinanzierte Investoren gezwungenermaßen zu Verkäufern wurden.

Ausfallraten bleiben niedrig

Jüngste Quartalszahlen von Hochzinsanleihe-Emittenten sind ermutigend und deuten immer noch in Richtung einer weiteren Verbesserung der Bonitätskennzahlen in Fremdkapital und Deckungsquote. Ausfallraten sind auf ein Niveau von rund 2 Prozent gefallen. Experten erwarten einen weiteren Rückgang.

Wir glauben, dass sie über die kommenden Jahre wieder moderat steigen werden, möglicherweise auf rund 3 bis 4 Prozent, aber weit unter dem historischen Durchschnitt von 4,7 Prozent liegen werden. Niedrige Ausfallraten werden auch dadurch untermauert, dass die meisten Emittenten von Hochzinsanleihen nach der Wiedereröffnung des neuen Emissionsmarktes den Großteil der Schulden bis mindestens 2014 refinanziert haben. Ausfälle werden überwiegend das Hochzinsanleihespektrum mit niedrigerer Qualität treffen, also Unternehmen mit Dreifach-C Ratings und niedriger, bei denen die Fremdfinanzierungquote gewöhnlich 4- bis 5-mal so hoch oder höher ist.

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