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„Fed betreibt Schadensbegrenzung“ Das sagen Finanzprofis zum US-Zinsentscheid

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Die Fed beugt vor. Dies zeigt einmal mehr, dass die US-Notenbank wesentlich schneller auf Veränderungen des wirtschaftlichen Umfeldes reagiert als beispielsweise eine EZB. Der erkennbare Wille im Zweifelsfall nicht lange zu fackeln, schafft Vertrauen an den Finanzmärkten und in weiterer Folge auch bei den Unternehmen selbst. Die US-Notenbank kann unter Umständen alleine durch ihre veränderte Rhetorik einen stärkeren wirtschaftlichen Einbruch verhindern. Doch mit Blick auf die zuletzt veröffentlichten Daten gilt: So schlecht ist es um die US-Wirtschaft gar nicht bestellt. So lässt etwa der heute veröffentlichte Bericht des Arbeitsmarktdienstleisters ADP auf eine nach wie vor robuste Beschäftigungssituation schließen. Auch wenn mancherorts bereits schon eine nahende Rezession ausgerufen wird, mit Blick auf den aktuellen Datenkranz lässt sich kein Abgesang auf die US-Wirtschaft anstimmen. Ja, vermutlich wird die Wachstumsrate im ersten Quartal alleine aufgrund des Shutdowns äußerst mager ausfallen, aber mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf könnte es dann wieder freundlicher aussehen. Von dieser Warte aus betrachtet, ist Jerome Powell fast schon hypersensibel, doch möglicherweise gelingt damit eine sanfte Landung der US-Wirtschaft.

Soviel ist klar: In den kommenden Monaten wird es keine weiteren Zinserhöhungen geben. An den Finanzmärkten herrscht über den Powell-Put helle Freude. Bleibt es bei einer temporären konjunkturellen Delle, sollte die Fed aber im umgekehrten Falle auch nicht abgeschrieben werden. Weitere Zinserhöhungen sind jedenfalls noch nicht vom Tisch.

Sophia Ferguson, Senior Portfoliomanager bei State Street Global Advisors

Die FOMC-Erklärung bot den Marktteilnehmern wenig Überraschendes, denn die Fed hatte bereits in den ersten Januarwochen die Richtung vorgegeben und ihre Absicht telegrafiert, eine Pause im Zinserhöhungszyklus einzulegen. Angesichts steigender konjunktureller Abwärtsrisiken und Inflationsraten von unter zwei Prozent bietet das gegenwärtige Umfeld der Fed die Chance, in ihrem Zinserhöhungszyklus Geduld zu zeigen. Die Konjunktur läuft zwar nach wie vor rund, doch die Fed wird abwarten, wie sich ihre Geldpolitik in den kommenden Monaten auf die Realwirtschaft auswirkt, bevor sie die Leitzinsen weiter erhöht.

Friedrich Heinemann, Leiter des Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft" am ZEW-Institut in Mannheim

Die Fed passt ihre Politik an die verschlechterten konjunkturellen Aussichten der US-Ökonomie an. Es wäre falsch, dies als Einknicken vor der Kritik von US-Präsident Donald Trump an den Zinserhöhungen desvergangenen Jahres zu werten. Dennoch ist Trump eine der Ursachen für die Kehrtwende der Fed. Die US-Volkswirtschaft zahlt einen immer deutlicheren Preis für Trumps Politik. Der globale Handelskonflikt und die wochenlange Ausgabensperre der Zentralregierung aufgrund des Budgetkonflikts um den Mauerbau wirken zum Schaden der USA. Die Fed betreibt nun Schadensbegrenzung.

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