Fed-Entscheid Enden 2019 die Zinserhöhungen?
Thorsten Polleit, Degussa Goldhandel: "Fed handelt nach 'Versuch und Irrtum'"
"Der Fed-Zinsentscheid war für die Finanzmärkte zwar keine Überraschung, jedoch sollte das nicht dazu verleiten, die weitreichenden Folgen der US-Geldpolitik zu unterschätzen. Denn so sehnlich auch die Anleger sich höhere Zinsen wünschen – steigende Zinsen bergen auch Störpotenzial. Der Grund: Sie entziehen dem aktuellen Aufschwung – in den USA, aber auch in anderen Teilen der Welt – einen wichtigsten Treiber: billige Kredite. In der Vergangenheit hat die Fed schon einige Male den Boom, den sie zuvor mit ihrer expansiven Geldpolitik in Gang gesetzt hat, in einen Bust verwandelt. Man denke an das Platzen des New-Economy-Booms in 2000/2001 oder die internationale Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009. In beiden Fälle war die verschärfte Fed-Zinspolitik maßgeblich für das Ende des Booms verantwortlich.
Die US-Zinssteigerungen werden den weltweiten Aufschwung, der bislang von extrem niedrigen Zinsen angetrieben wird, abbremsen – oder ihn vielleicht sogar auch aus der Bahn werfen, wenn die Fed die Zinsen zu stark anhebt. In jedem Falle nimmt bei weiter steigenden US-Zinsen die Wahrscheinlichkeit zu für erneute Erschütterungen in den Wirtschaften und Finanzmärkten. Man sollte deshalb hervorheben, dass die Fed-Räte (und das gleiche gilt für alle anderen Zentralbank-Räte auch) den 'richtigen' Zins nicht kennen: Sie wissen nicht, wie weit der Zins angehoben werden kann oder darf, damit die Wirtschaft keinen Schaden nimmt. Sie verfolgen vielmehr einen 'Versuch-und-Irrtum-Prozess'."