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Fed und EZB heben Zinsen weiter an – das sagen Finanzprofis
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Von in WirtschaftLesedauer: 5 Minuten
Christine Lagarde, EZB
EZB-Präsidentin Christine Lagarde: Die Euro-Währungshüter erhöhen die Zinsen erneut. | Foto: Imago Images / Political-Moments

Michael Heise, Chefökonom von HQ Trust:

„In einer schwierigen Wirtschaftslage geht die EZB mit der neunten Leitzinserhöhung seit Juli vergangenen Jahres weiter gegen die noch viel zu hohe Inflation vor. Vorankündigungen zur weiteren Zinspolitik wurden richtigerweise vermieden und weitere Schritte von den eingehenden Wirtschafts- und Inflationsdaten abhängig gemacht. Einigkeit dürfte im Zentralbankrat wohl darüber bestehen, dass die Inflationsdynamik noch keineswegs gebrochen ist. Trotz aller Fortschritte bei der Inflationseindämmung liegen Gesamtinflation und Kerninflation ohne Energie und Nahrungsmittel noch bei viel zu hohen 5,5 Prozent. Der weitere Rückgang dürfte angesichts hoher Lohnabschlüsse wieder steigender Energiepreise und noch vorhandener Überwälzungsspielräume der Unternehmen nur graduell ausfallen. Differenzen dürfte es bei der Frage geben, inwieweit die bisherigen Zinssteigerungen – die ja mit zeitlicher Verzögerung wirken – die Konjunktur und damit auch den Inflationsdruck auf Sicht dämpfen werden. Eine harte Landung der Wirtschaft mit deutlichen Einkommensverlusten zeichnet sich zwar noch nicht ab, aber die Konjunktur ist erkennbar angeschlagen. Daher dürfte im September eine Zinspause eingelegt werden.“

 

Carsten Roemheld, Kapitalmarkstratege bei Fidelity International:

„Erwartungsgemäß erhöhte die EZB in ihrer heutigen Sitzung die Leitzinsen um 25 Basispunkte. Der Zinsschritt selbst war genauso erwartet worden und ist für Marktbeobachter nicht überraschend. Aus meiner Sicht neigt sich der Zinszyklus nach der heutigen Entscheidung aber noch nicht dem Ende zu. Es scheint innerhalb des Beirats keine Einstimmigkeit über die Zinspolitik bis Ende des Jahres zu geben. Die Falken rund um Isabell Schnabel und Bundesbank-Chef Joachim Nagel hatten sich schon vor einiger Zeit auf mindestens eine weitere Zinserhöhung über Juli hinaus festgelegt. Andere Mitglieder des Gremiums hielten dies für möglich, aber nicht sicher. In ihrer Kommunikation ließ sich die EZB heute alle Türen offen. Der Ton war insgesamt restriktiv, erste Erfolge der Zinspolitik wurden aber ebenso betont. Das zeigt: Statt zwischen den Zeilen zu lesen, sollten sich Außenstehende auf die Wirtschaftsdaten konzentrieren. Entscheidend wird die Kerninflation sein, die zuletzt nicht so stark nach unten ging wie die gewöhnliche Konsuminflation. Solange die Kerninflation über 4 Prozent verharrt, wird die EZB weiter restriktiv bleiben. Für Anlegerinnen und Anleger bleibt damit Vorsicht das Gebot der Stunde, insbesondere wenn sie in stark zinssensitive und wachstumsreiche Anlageinstrumente investiert sind.“

 

Michelle Cluver, Portfoliostrategin bei Global X:

„Die EZB hat die Leitzinsen erwartungsgemäß um 25 Basispunkte auf 4,25 Prozent erhöht. Dies war der neunte Zinsschritt in Folge. Trotz der Sorgen um das Wirtschaftswachstum bleibt die EZB ihrem Kurs im Kampf gegen die Inflation treu. Die Inflationsdaten vom Juni waren ermutigend, aber es muss noch mehr getan werden, um die Inflation wieder auf ein Niveau von 2 Prozent zu bringen. Nach dieser Anhebung erwarten die Märkte eine weitere Erhöhung in diesem Jahr. Die Zentralbanken nähern sich jedoch dem Ende ihres Zinserhöhungspfades, was den Märkten zugutekommt.“ 

Jack McIntyre, Portfoliomanager bei Brandywine Global:

„Diese Anhebung war wahrscheinlich einer der am besten vorbereiteten Schritte der Fed in diesem Jahr. Es wurde erwartet, dass die Fed die Zinsen um 25 Basispunkte anhebt, und genau das hat sie getan. Es war eine Luftnummer, aber das ist nicht weiter tragisch, denn so hat die Fed bis zu ihrer nächsten Sitzung Ende September genügend Zeit, um eine Reihe von Wirtschaftsdaten zu analysieren. In der Zwischenzeit sollten Anlegen den von Powell hervorgehobenen Lohnkostenindex im Auge behalten. Dies könnte der nächste marktbeeinflussende Faktor sein, und er wird am Freitag erwartet. Die Fed interpretiert die Wirtschaftsdaten genauso wie der Rest des Marktes, so dass selbst die Zentralbanker noch nicht wissen, ob sie mit der Straffung der Zinssätze fertig sind oder eine längere Pause einlegen werden. Wir alle sind wieder von den Daten abhängig. Anleger sollten bedenken, dass die Geldpolitik der Fed bei sinkender Inflation automatisch noch restriktiver wird, da der reale, inflationsbereinigte Leitzins steigt.“

 

Christian Scherrmann, US-Volkswirt bei der DWS:

„Wie erwartet, hat die Fed auf ihrer Juli-Sitzung die Zinssätze um 25 Basispunkte erhöht. Das Zielband für den Leitzins liegt nun bei 5,25 Prozent bis 5,5 Prozent und damit auf dem höchsten Stand seit 22 Jahren. Geringfügige Änderungen an der Presseerklärung und den Äußerungen von Jerome Powell bekräftigen den datenabhängigen Ansatz der Fed. Die Notenbanker lassen somit die Tür offen für eine weitere Zinserhöhung im September. Ausschlaggebend für die aktuelle Entscheidung waren wahrscheinlich eine nach wie vor robuste Wirtschaftsdynamik (trotz Abschwächung) und nur sehr schwache Anzeichen einer gewissen Entspannung auf dem Arbeitsmarkt. Diese Entwicklungen wiegen höchstwahrscheinlich noch immer schwerer als der anhaltende Fortschritt der Disinflation. Es scheint, als wollten sich die Zentralbanker alle Optionen offenhalten. Vielleicht müssen wir aber gar nicht bis zum 20. September warten, um weitere Impulse zu erhalten. Bis dahin stehen viele volkswirtschaftliche Daten an. Zudem werden sich die Zentralbanker Ende August in Jackson Hole zur alljährlichen Konferenz treffen. Aktuell scheinen Jay Powell und seine Kollegen jedoch nicht die Notwendigkeit gesehen zu haben, über die im Juni gegebenen Impulse hinauszugehen. Dies mag auch daran liegen, dass die Märkte künftige Zinserhöhungen in etwa so einpreisen, wie sie bereits auf der Juni-Sitzung suggeriert worden sind.“

 

Eric Winograd, Direktor Developed Market Economic Research bei Alliance Bernstein:

„Die US-Notenbank hat gestern wie erwartet den Leitzins erneut um 25 Basispunkte angehoben. Er liegt nun in der Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. Die begleitende Erklärung wurde gegenüber der Fassung vom letzten Monat nur geringfügig geändert und spiegelt die Äußerungen des Vorsitzenden Jerome Powell in der anschließenden Pressekonferenz wider, wonach die Entwicklungen zwischen den Sitzungen im Großen und Ganzen den Erwartungen entsprachen und daher keine Änderung des Ausblicks rechtfertigten. Im Wesentlichen war die gestrige Entscheidung nicht überraschend, weshalb keine Marktreaktionen zu erwarten sind. Die Analysten konzentrierten sich deswegen eher auf die Aussagen des Vorsitzenden Powell über die kommende Entwicklung der Zinssätze. Powell vermied es jedoch, verbindliche Aussagen zu treffen oder maßgebliche Hinweise auf die Pläne des Ausschusses zu geben. Stattdessen betonte er wiederholt die Abhängigkeit von den Konjunkturdaten und wies darauf hin, dass bis zur nächsten Fed-Sitzung noch zwei Lohn- und Gehaltsberichte sowie zwei Inflationsberichte ausstehen. Diese Daten werden ausschlaggebend für das zukünftige Vorgehen sein.“

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