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Emerging Markets Monitor Fed-Zinsschritte: Welche Schwellenländer sind am meisten gefährdet?

Fed-Chef Jerome Powell
Fed-Chef Jerome Powell: Angesichts von mindestens drei Zinsanhebungen in 2022 und weiteren in 2023 werden Schwellenländer-Anleger nervös. | Foto: Imago Images / ZUMA Wire
Patrick Zweifel, Pictet AM

Wenn Amerika niest, bekommt der Rest der Welt eine Erkältung. Und wenn die größte Volkswirtschaft der Welt die Zinsen anhebt, bekommen Menschen, Unternehmen und Regierungen auf der ganzen Welt die Auswirkungen auf ihre eigenen Kreditkosten zu spüren. Dies gilt insbesondere für die Schwellenländer, in denen Kredite in hohem Umfang in US-Dollar aufgenommen werden.

Die US-Notenbank Fed dürfte in diesem Jahr drei Zinsanhebungen vornehmen, weitere werden für 2023 erwartet. Kein Wunder, dass Schwellenländerinvestoren nervös werden. Unsere Analyse zeigt jedoch, dass es falsch wäre, alle Schwellenländer über einen Kamm zu scheren; ihre Anfälligkeit für eine Straffung durch die Fed variiert stark.

Unser Modell beleuchtet die Unterschiede und analysiert dazu 13 Risikofaktoren, darunter die öffentliche und private Verschuldung, die Leistungsbilanz, die Stärke der Devisenreserven und Zinsabstände zu den USA (Grafik). Die 25 Schwellenländer in unserem Modell werden dann für jeden Indikator in ein Ranking von 1 (beste Bewertung) bis 25 (schlechteste Bewertung) gebracht.

Grafik: Anfälligkeits-Scorecard. Anfälligkeit der Schwellenländer für Zinsanhebungen der Fed

Betrachtet man alle Scores zusammen, so zeigt sich, dass Kolumbien, Ungarn, Chile und Rumänien am anfälligsten für Zinsanhebungen in den USA sein dürften. Alle vier haben einen hohen Außenfinanzierungsbedarf, häufig in Hartwährung.

Am anderen Ende der Skala sind Taiwan, Russland, Indien, China und Korea angesiedelt; diese Länder dürften am widerstandsfähigsten sein. Sie verfügen in der Regel über gesunde Devisenreserven – das heißt, sie können bei Bedarf eingreifen, um ihre Währungen gegenüber dem US-Dollar zu stützen – und ihre Auslandsverschuldung ist gering.

Taiwan beispielsweise hat mit einem Überschuss von 14,4 Prozent des BIP die beste Leistungsbilanz in unserer Bewertungsmatrix, während Kolumbien mit einem Defizit von 5,1 Prozent am schlechtesten abschneidet und auf ausländisches Kapital angewiesen ist, um die Lücke zwischen Inlandsausgaben und Inlandsinvestitionen zu schließen. In Verbindung mit dem hohen Nettoauslandsvermögen und der hohen Außenverschuldung sowie dem fragilen Haushaltssaldo steigen die Risiken.

Die Geschichte hat uns gelehrt, dass die negativen Auswirkungen von Zinsanhebungen in den USA auf die Schwellenländer in Zeiten eines langsameren Wirtschaftswachstums umso gravierender sind. Das ist nach unserer Einschätzung das wahrscheinlichste Szenario für dieses Jahr. Für 2022 gehen wir davon aus, dass sich das Wachstum ausgehend von der Talsohle im dritten Quartal des vergangenen Jahres erholen wird – das könnte dann einen gewissen Puffer gegen steigende US-Zinsen bieten. Längerfristig dürften sich die Ungleichgewichte selbst korrigieren, wie es 2013 der Fall war, als die quantitative Lockerung gedrosselt wurde. Die Währungen der am stärksten betroffenen Schwellenländer werden sich abschwächen, sodass ihre Exporte wettbewerbsfähiger werden und dadurch das Wachstum angekurbelt wird.

Insgesamt zeigt unsere Analyse, dass das Universum der Schwellenländer bei weitem nicht homogen ist. Innerhalb dieser Ländergruppe sind tiefgehende Analysen und eine aktive Allokation entscheidend, um Anlagechancen zu finden und die größten Risiken zu vermeiden. Auch jene, die mit dem Straffungskurs der Fed einhergehen.

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