Am 18. September trifft sich der Offenmarktausschuss der US-amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) und beinahe alle Marktanleger erwarten die Zinswende. Durch einen instabilen Arbeitsmarkt und Rezessionsängste erwartet sogar mehr als die Hälfte der Anleger eine Zinssenkung von 50 Basispunkten.

Pascal Kielkopf, Kapitalmarktanalyst von HQ Trust, hat die Entwicklung von Aktien und Anleihen in den 17 Zinssenkungsphasen der US-Notenbank Fed seit 1973 untersucht. Dazu berechnete er die Performance des S&P 500 sowie des Bloomberg Treasury Index, der die Entwicklung der US-Staatsanleihen abbildet. Er blickte auf die Rendite von der ersten bis zur letzten Zinssenkung. Bei seiner Analyse unterschied Kielkopf zwischen den neun Phasen, in denen es in den USA zu einer Rezession kam – und den acht Zeiträumen, in denen diese vermieden werden konnte. 

 
  • „In den vergangenen 50 Jahren gab es 17 Phasen, in denen die Fed die Zinsen gesenkt hat. Im Schnitt dauerte der Zeitraum von der ersten bis zur letzten Zinssenkung neun Monate.“
  • „Kam es in den USA zu einer Rezession, fiel die Phase mit 14 Monaten deutlich länger aus. Im Mittel senkte die Notenbank die Zinsen hier um 4,23 Prozentpunkte.“
  • „Gelang es der US-Wirtschaft, eine Rezession zu vermeiden, senkte die Fed die Zinsen im Schnitt nur drei Monate lang – um gerade einmal 0,83 Prozentpunkte.“

Um Anlegern noch einen gezielteren Blick auf die einzelnen Anlageklassen zu geben, beantwortet Pascal Kielkopf auch die Frage, wie Aktien und Anleihen jeweils für sich genommen in den Zinssenkungsphasen abschnitten.

  • „Bei den Renten ist das Bild eindeutig: In allen 17 Phasen sinkender Zinsen konnten Bonds zulegen. Im Schnitt verzeichneten sie ein Plus von 10,8 Prozent.“
  • „Allerdings waren die Unterschiede zwischen Phasen mit und ohne Rezession auch bei den Anleihen sehr groß: Schrumpfte die Wirtschaft, gewannen die Renten 15,8 Prozent hinzu. In den anderen Fällen lag der Zuwachs ‚nur‘ bei 5,2 Prozent.“
  • „Bei den Aktien ist das Bild weniger eindeutig. Im Schnitt konnten sie in Zinssenkungsphasen um 0,4 Prozent zulegen. Die Spannen fielen aber teilweise extrem aus: Während die Aktien in der Finanzkrise fast 40 Prozent verloren, konnten sie Anfang der 1990er Jahre um 45 Prozent zulegen.“
  • „Der fundamentale Kontext ist also sehr wichtig, denn getrieben durch die großen Krisen haben Anleger in der Vergangenheit im Durchschnitt mit Renten in Zinssenkungsphasen mehr verdient als mit Aktien.“
  • „Legten die Aktien aber zu, gewannen Investoren mit ihnen in sechs von sieben Fällen mehr als mit Anleihen.“

Doch sollten Anleger wenige Stunden vor der ersten Zinssenkung der Fed jetzt noch schnell ihr Depot umgewichten, um möglicherweise größere Gewinne zu erzielen oder die Verluste gering zu halten? Davon rät der Kapitalmarktanalyst ab:

  • „Aufgrund der Unsicherheit, ob eine Rezession vermieden werden kann oder nicht, raten wir Anlegern momentan zu einer neutralen Aktien- und Anleihequote.“
  • „Sollte die Wirtschaft weiterwachsen, dürften Investoren auch dieses Mal mit Aktien besser fahren. Kommt es hingegen zur Rezession, können die Anleihen mögliche Verluste dämpfen.“