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in Corona-KriseLesedauer: 3 Minuten

Felix Hufeld im Interview Bafin-Präsident erteilt Deregulierung eine Absage

Interview im Homeoffice: Bafin-Präsident Felix Hufeld.
Interview im Homeoffice: Bafin-Präsident Felix Hufeld. | Foto: Bafin

Um sie vor einer Infektion mit dem Corona-Virus zu schützen, haben viele Unternehmen ihre Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Auch ein Großteil der rund 2.700 Finanzaufseher erledige seine Dienstgeschäfte inzwischen in Heimarbeit, berichtet die Bafin. Wie der aktuellen Ausgabe des monatlich erscheinenden Bafin-Journals zu entnehmen ist, arbeitet ein Teil der Finanzaufseher wegen der Pandemie aktuell von zu Hause aus, der andere weiter in den Gebäuden in Bonn und Frankfurt.

Telefonate und Videokonferenzen im Home-Office ersetzten dabei das persönliche Gespräch im Büro. Auch Bafin-Präsident Felix Hufeld befindet sich derzeit oft im Homeoffice – in seinem Arbeitszimmer im Hochtaunus. Von dort aus erläutert der Behördenchef in einem von der Bafin durchgeführten Telefoninterview, wie Aufsicht in der Corona-Krise funktioniert und wie es der Finanzindustrie geht.

Die Bundesregierung hat in der Corona-Krise gigantische Hilfsprogramme für Unternehmen aufgelegt. Die Frage, ob die Banken als Verteilstelle dieser Liquidität ihre Arbeit schaffen, beantwortet der Bafin-Präsident so: „Ja. Ich bin optimistisch, dass Banken diese Herkulesaufgabe bewältigen. Anders als in der Finanzkrise im Jahr 2008 sind Banken diesmal nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung“.

Die Institute müssten derzeit unter extrem problematischen Bedingungen ihre Grundfunktion erfüllen: Unternehmen und Privatpersonen mit Kredit und Liquidität versorgen. „Nur so lässt sich die Funktionsfähigkeit der Realwirtschaft grundsätzlich aufrechthalten“, sagt Hufeld und weist darauf hin, dass der Ausgangspunkt der Corona-Krise keine Finanzkrise sei, sondern „ein riesiger exogener Schock für die gesamte Wirtschaft. In diesem Stadium der Krise liegt unsere zentrale Herausforderung darin, ein Übergreifen auf die Finanzbranche zu minimieren“. 

Auf Grundlage von weltweiten Finanzmarkt­daten und wichtigen Kennzahlen der Institute bewertet die Bafin die Covid-19-Lage ständig neu, so der Bafin-Präsident. „Dazu stimmen wir uns intensiv mit nationalen, europäischen und internationalen Kollegen ab.“ In der Corona-Krise hat die hiesige Finanzaufsicht bereits eine Vielzahl an operativen Erleichterungen ausgesprochen, um Banken und weiteren Finanzdienstleistern mehr Freiräume zu schaffen. Die Bafin gehe als Finanzaufsicht „an die Grenzen dessen, was wir für vertretbar halten“, sagt Hufeld und merkt an: „Aber wir tun es.“ 

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Einen spruchreifen Plan für die Lockerung der eigenen Maßnahmen, mit denen zum Beispiel Versicherungsunternehmen zeitlich befristet von aufsichtsrechtlichen Vorgaben entlastet werden, gibt es offenbar noch nicht. „Gerade arbeiten wir noch alle mit vereinten Kräften am akuten Krisenmanagement. Alles Weitere kommt dann später. Aber: Nachdem die Hochphase der Krise überwunden ist, werden wir schrittweise wieder in den Normalzustand zurückkehren“, so der Bafin-Präsident. „Wer auf eine Deregulierung hofft, wird enttäuscht werden.“

Neben Banken beaufsichtigt die Bafin auch Lebensversicherer, mit denen Verbraucher fürs Alter vorsorgen. Die Frage, ob dieses Geld noch sicher sei, beantwortet Hufeld so: „Für Lebensversicherer ist die Lage zwar ernst, weil sie auch von Kapitalerträgen leben, aber nicht existenzbedrohend“. Das sei das Ergebnis eine Sonderabfrage der Bafin-Versicherungsaufsicht unter ausgewählten Assekuranzen. „Die Solvenzquote, der Indikator für die Krisenfestigkeit in der Branche, sinkt zwar bei mehreren Versicherern, führt aber bei keinem zur Unterdeckung. Vor allem das EU-Aufsichtsregime Solvency II bietet Flexibilität. Um sich durch die Krise zu manövrieren, ist das Gold wert.“

Das akuelle Bafin-Journal mit dem Interview finden Sie hier.

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