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Sparer in Deutschland „Negativzinsen waren wenigstens ehrlich“

Bankentürme in Frankfurt
Bankentürme in Frankfurt: Wieso die Null- und Negativzinsphase für Sparer deutlich lukrativer war als die jetzt wieder steigenden Zinsen auf Spareinlagen, erklärt Felix M. Früchtl, Felix M. Früchtl, Gesellschafter Geschäftsführer bei Pro Life, in einem Gastbeitrag. | Foto: David Mark / Pixabay

Wie schön waren die Zeiten, als man für sein auf dem Giro- oder Tagesgeldkonto geparktes Geld noch Negativzinsen zahlen durfte. Welch geschmackvolle Begrifflichkeiten hatten sich die Banken für die Weitergabe des negativen Einlagezinssatzes ausgedacht. Formulierungen wie „Verwahrentgelt“, „Strafzinsen“ oder die „Weitergabe negativer Einlagezinsen“ waren en vogue. Als Sparer wünsche ich mir diese Zeit zurück. Wieso, möchten Sie sich nun zu Recht fragen. 

Immerhin haben wir in den vergangenen Monaten dutzende Zinsschritte von Zentralbanken auf aller Welt gesehen und fast überall ist die Tendenz gleich: Die Zinsen steigen. Und auch die ersten Banken und Versicherungen bieten wieder großzügige Verzinsungen für kurz- und mittelfristige Einlagen über Spar- oder Tagesgeldkonten an. Selbst der totgesagte Bausparer erlebt aufgrund der Zinsen, die wie Phönix aus der Asche steigen, wieder eine Renaissance. Wenn sich also eine Gruppe über steigende Zinsen nicht aufregen darf, dann sind das die Sparer.

Ich bleibe trotzdem bei meiner These, dass die Zeit der fehlenden Zinsen für Sparer fairer und transparenter war. Immerhin kommen die nun vorhandenen Einlagezinsen ja auch nicht von ungefähr. Ohne die immense Inflation in Europa und der westlichen Welt, hätten die Zentralbanken, wie zum Beispiel die EZB, keine Notwendigkeit gesehen die Zinsen ansteigen zu lassen. Nun aber, da die jährliche Kaufkraftentwertung in Europa im zweistelligen Bereich liegt und wir mittlerweile eine Inflation erleben, die Ihres Gleichen sucht, sind die Hüter der Preisstabilität gefragt.

Wo kommen wir her? 

Lassen wir die vorigen Monate kurz Revue passieren. Noch Anfang des Jahres wurden die Entwicklung der steigenden Verbraucher- und Produzentenpreise als vorübergehendes Phänomen abgetan, nur um einige Wochen später der Realität völlig überrascht ins Auge blicken zu müssen. Auch die EZB war sich nun einig: Die Inflation war gekommen um, mindestens mittelfristig, zu bleiben.

Neben vielen Zusatzaufgaben, die sich Frau Lagarde in den vergangenen Monaten zu eigen gemacht hat (Klimaschützerin, Sprachwissenschaftlerin), wurde das übergeordnete Ziel, für das sie ins Amt gewählt worden war, aus den Augen verloren – nämlich die Preisstabilität bei einer Inflationsrate von rund 2 Prozent dauerhaft zu halten. 

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Hektisch wurde nach Amerika geschaut, wo die dortige Zentralbank, die Federal Reserve (Fed), die Zinsen schon hat kräftig steigen lassen. Ein durchaus mutiger Schritt, denn die US-Wirtschaft reagiert, wie es die Vergangenheit gezeigt hat, definitiv volatiler auf finanzpolitische Veränderungen als die europäische. Die logische Konsequenz war, dass auch die EZB die Zinsen steigen lassen musste, um der fortschreitenden Inflation Herr zu werden. Für Ihre Verhältnisse waren die jeweiligen Zinsschritte sogar relativ hoch und von jeweiligem kurzem zeitlichem Abstand. 

Nun sind sie also da: positive Zinsen

Wie im Rahmen der Einführung bereits beschrieben, gibt es nun für Leute, die in der aktuellen Phase der hohen Preise tatsächlich noch etwas auf die Seite legen können, positive Einlagezinsen. Doch hier komme ich auch schon auf den ersten Punkt. In den Genuss der positiven Verzinsung kommen mittlerweile bedeutend weniger Mitbürgerinnen und Mitbürger als das noch vor rund einem bis zwei Jahren der Fall gewesen wäre. 

 

Immens gestiegene Lebenshaltungskoten, Energiekosten, die viele Akteure an den Rand der Existenz bringen und extrem hohe Vorauszahlungen, sorgen dafür, dass die Liquidität bei Unternehmen und Privatpersonen schlichtweg nicht mehr vorhanden ist. Aktuellen Studien der Sparkassen zufolge können 60 Prozent der Kunden am Ende des Monats über kein Kapital mehr Verfügung, 30 Prozent müssen nun regelmäßig ins Dispo. Und führende Ökonomen warnen: Wir haben erst die Spitze des Eisberges gesehen. Wohl all denjenigen, die auch in dieser anspruchsvollen Zeit die Möglichkeiten haben, Geld auf die Seite zu legen.

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