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Feri-Chefstratege „Wette auf dauerhaft niedrige Zinsen ist gefährlich“

Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chefstratege der Bad Homburger Feri Gruppe
Heinz-Werner Rapp, Vorstand und Chefstratege der Bad Homburger Feri Gruppe

Erwartungsgemäß hat die EZB auf ihrer gestrigen Sitzung keine Anpassungen beim Leitzins vorgenommen. Dennoch verspricht die weitere Entwicklung an den Rentenmärkten Spannung. Befürchtungen, dass der globale Zinstrend drehen könnte, werden konkreter. Die Anzeichen für einen möglichen Regimewechsel an den Märkten haben sich zuletzt verstärkt.

Zum einen wird der Anstieg der Ölpreise, immerhin um mehr als 50 Prozent gegenüber den Tiefs vom Vorjahr, zu einem deutlichen Anstieg der Inflationsraten führen. Dies betrifft speziell die USA und Europa, wie aktuelle Daten bereits deutlich zeigen. Zwar ist hier von einem temporären Effekt auszugehen, dieser wird sich in den kommenden Wochen jedoch noch einmal deutlich verstärken.

Zum anderen haben die großen Notenbanken diskret kommuniziert, dass ihre Möglichkeiten zur Belebung des Wachstums allmählich erschöpft sind und die reguläre Politik mehr Verantwortung übernehmen müsse. Somit dürfte auch der Einsatz fiskalpolitischer Instrumente, also Staatsausgaben und höhere Staatsverschuldung, wieder verstärkt ins Blickfeld rücken. In seiner extremsten Ausprägung wäre dies der Abwurf von „Helikoptergeld“, wie dies in Japan bereits ansatzweise praktiziert wird.

Neues Risiko für die Rentenmärkte

Ein ganz neues Risiko für die Rentenmärkte besteht jedoch in veränderten geldpolitischen Zielen und Instrumenten. So haben die Notenbanken in Japan - seit kurzem auch in den USA - angekündigt, künftig  bewusst ein „Inflation Overshooting“ zuzulassen. Dies bedeutet, dass im Zuge der aktuellen „Deflationsbekämpfung um jeden Preis“ die Inflation auch deutlich höher als 2 Prozent steigen darf.

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Diese neue Strategie scheint an den Rentenmärkten bisher noch nicht richtig angekommen zu sein. „Am Markt hat sich das Denkmuster einer deflationären Welt verfestigt, in der die großen Notenbanken zu anhaltenden Niedrigzinsen gezwungen sind. Die Möglichkeit eines Regimewechsels, hin zu mehr Inflation, wird kaum in Betracht gezogen. Dieser blinde Fleck der Rentenmärkte ist gefährlich“, so Feri-Chefstratege Heinz-Werner Rapp.

Zinsschritt der Fed im Dezember?

Investoren seien gut beraten, einen Anstieg der Inflation und damit eine deutlichere Zinswende fest im Blick zu behalten. Jüngste Signale der US-Notenbank deuteten bereits relativ klar auf einen Zinsschritt im Dezember hin.

„Sollten sich die Parameter weiter in Richtung höherer Inflationsraten verschieben, wovon wir bei Feri derzeit ausgehen, werden Investoren, die nur auf ein deflationäres Umfeld gesetzt haben, auf dem falschen Fuß erwischt. Schon ein gradueller Anstieg der Inflationserwartung könnte dann für heftige Korrekturen sorgen, da der Markt mehrheitlich falsch positioniert ist“, so Rapp weiter.

Speziell die globalen Rentenmärkte wären die Hauptverlierer eines solchen Regimewechsels. Hingegen dürften Gold, Öl und andere inflationssensitive Anlageklassen - darunter auch bestimmte Aktiensektoren - zu den Gewinnern zählen. Dieser Ablauf ist zwar noch nicht eindeutig, erste Anzeichen dafür sind jedoch bereits klar erkennbar. Strategische Investoren sollten sich rechtzeitig mit diesem Szenario auseinandersetzen. Bei Feri habe man deshalb die Anlagequote in Staatsanleihen zuletzt deutlich reduziert.

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