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Feri-Chefvolkswirt
Führt die Digitalisierung zu Massenarbeitslosigkeit?
Axel Angermann
Axel D. Angermann, Chefvolkswirt der Bad Homburger Feri-Gruppe Foto: Feri
Welche Auswirkungen der digitale Wandel auf die Produktivität und den Arbeitsmarkt hat, ist nach wie vor umstritten.
Seit der Studie von Frey & Osborne sind zahlreiche weitere Studien erschienen, die sich mit den Beschäftigungswirkungen der Digitalisierung beschäftigen, deren Darstellung den hier möglichen Rahmen bei weitem sprengen würde. Grundsätzlich sind vier Punkte bedenkenswert, von denen die Beschäftigungswirkungen der Digitalisierung abhängen:
Notwendigkeit menschlicher Ressourcen:
Der Einsatz von Robotik und künstlicher Intelligenz erfordert menschliche Ressourcen, sei es zur Herstellung der Roboter oder der Hardware für KI-Systeme, sei es zur Entwicklung und Programmierung der IT-Systeme. In dieser Hinsicht unterscheidet sich Digitalisierung nicht grundsätzlich...
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Seit der Studie von Frey & Osborne sind zahlreiche weitere Studien erschienen, die sich mit den Beschäftigungswirkungen der Digitalisierung beschäftigen, deren Darstellung den hier möglichen Rahmen bei weitem sprengen würde. Grundsätzlich sind vier Punkte bedenkenswert, von denen die Beschäftigungswirkungen der Digitalisierung abhängen:
- Notwendigkeit menschlicher Ressourcen:
Der Einsatz von Robotik und künstlicher Intelligenz erfordert menschliche Ressourcen, sei es zur Herstellung der Roboter oder der Hardware für KI-Systeme, sei es zur Entwicklung und Programmierung der IT-Systeme. In dieser Hinsicht unterscheidet sich Digitalisierung nicht grundsätzlich von technischen Fortschrittsprozessen in der Vergangenheit oder in anderen Bereichen der Wirtschaft. Zwar mag auch die Herstellung der Roboter selbst wiederum von Robotern übernommen werden können. Die Quantität der benötigten Arbeitskräfte sei deshalb relativ gering. Aber das qualitative Argument bleibt dennoch bestehen.
Wir können uns dies an einem Beispiel aus der dritten industriellen Revolution in den vergangenen 20 Jahren verdeutlichen: In Deutschland sind in dieser Zeit viele Prozesse in der Automobilproduktion automatisiert worden, was zumindest in diesem Bereich Arbeitsplätze gekostet hat: In den heutigen, modernen Fertigungshallen wird etwa der Aufbau der Karosserie oft fast vollständig von Robotern übernommen, menschliche Arbeitskräfte trifft man in den Hallen nur noch wenige. Zugleich traten aber zwei gegenläufige Effekte ein: Zum einen wurde der Bereich „Forschung und Entwicklung“ für die Automobilhersteller immer wichtiger, was sich in einer steigenden Beschäftigtenzahl in diesen Bereichen der Unternehmen niederschlug und dazu beitrug, dass die Zahl der Beschäftigten in der Automobilindustrie insgesamt nicht zurückging.
Zum anderen war gerade die hohe Nachfrage nach Industrierobotern einer der wesentlichen Gründe für die gute Lage des Maschinenbaus, der denn auch im Vergleich zur Industrie eine überdurchschnittlich gute Beschäftigungsentwicklung vorzuweisen hat. In der Industrie insgesamt blieb die Zahl der Beschäftigten in den vergangenen 20 Jahren nahezu konstant, während sie in den Dienstleistungssektoren stieg: Der Bereich „Erbringung von Dienstleistungen der Informationstechnologie“, zu dem auch die Softwareprogrammierung gehört, beschäftigt heute etwa 340.000 Menschen mehr als im Jahr 2000.
In quantitativer Hinsicht gibt es zwar keine Garantie dafür, dass die Relationen auch in der vierten industriellen Revolution ähnlich ausfallen, aber es wird auch in Zukunft ein Teil der im Zuge der Digitalisierung entfallenden Arbeitsplätze durch die Entstehung neuer Arbeitsplätze in anderen Bereichen kompensiert werden.
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